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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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meiner Mutter – ich finde sie mit jedem Mal hübscher. Sie sieht so vornehm aus, wie eine Königin. Ich muss unbedingt irgendwann ihre Familie kennenlernen, die weit weg wohnt. Ich weiß, dass ihr Vater, also mein Großvater, so sauer auf Papa ist, dass er mich deswegen nicht besuchen kommt. Er gibt ihm wohl die Schuld an Mamas Tod und kann ihm einfach nicht verzeihen. Ich weiß, dass mein Vater keine Schuld daran trägt – nur weil sie gemeinsam auf der Suche nach Büchern und Pergamenten nach Ägypten gefahren sind, macht ihn das nicht automatisch verantwortlich. Mein anderer Großvater, der Vater meines Vaters, wurde schon vor einigen Jahren in die geschlossene Psychatrie eingewiesen.
    Wie dem auch sei, irgendwann muss ich mit Mamas Vater sprechen, um ihm zu erklären, wie ich das sehe. Wahrscheinlich wird er sowieso nicht auf mich hören, aber ich will es wenigstens versuchen.
    Â»Ich bin froh, dass Metáfora meine Freundin ist. Ich bin furchtbar gerne mit ihr zusammen. Das mit Papa und Norma geht auch voran, ich denke, ihre Beziehung gibt ihm neuen Mut. Aber ich möchte, dass du eins weißt: Egal welche Frau jemals dieses Haus betritt, du wirst immer an erster Stelle stehen! Du bist und bleibst die Königin der Stiftung, meines Herzens und auch Papas Herzens. Du wirst nicht glauben, was mir neulich passiert ist, es war sehr seltsam – es geht um den Drachen auf meiner Stirn …«
    Als ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer mache, geht es mir viel besser. Ich habe meiner Mutter von dem Schwert erzählt, das Papa mir zum Geburtstag geschenkt hat, und habe ihr gesagt, wie cool ich vor allem die Inschriften auf dem Griff finde. Es gibt nämlich nur wenige Schwerter, die so was haben. Und ich habe ihr gesagt, dass ich fast sicher bin, dass sie bei dem Geschenk ihre Finger im Spiel hatte – und dass seitdem viel Seltsames passiert ist.
    Ich will gerade in mein Zimmer gehen, da entdecke ich einen Lichtschein. Ich beuge mich über das Treppengeländer und sehe Sombra, der offenbar auf dem Weg in den Keller ist – das ist alles sehr, sehr merkwürdig!

V
    Graf gegen Ritter
    W ährend Crispín die Pferde sattelte und den Proviant verstaute, gingen Arquimaes, Arturo und Alexia in das Skriptorium. Der Weise wollte sich von seinen ehemaligen Klosterbrüdern verabschieden, und die Mönche waren sehr betrübt darüber, dass einer ihrer engsten Freunde und zugleich einer der besten Kalligrafen sie so schnell wieder verlassen wollte.
    Â»Wir sind untröstlich, Arquimaes«, sagte Bruder Pliego. »Wir hatten gehofft, du würdest vielleicht bei uns bleiben und wieder als Kalligraf arbeiten.«
    Â»Nichts in der Welt würde ich lieber tun«, antwortete der Weise. »Aber ich habe einen Auftrag zu erfüllen. Wir leben in einer Zeit, die sehr gefährlich ist für die Schrift. Die Finsteren Zauberer bekämpfen die Alchemie mit aller Macht und bereiten eine große Schlacht vor. Deswegen werde ich meine Kenntnisse in den Dienst der einzigen Person stellen, die sich Demónicus entgegenzustellen weiß: Königin Émedi.«
    Â»Hier sind wir in Sicherheit«, sagte Bruder Pluma. »Wir schaden niemandem. Wir schreiben lediglich Bücher, und unsere einzigen Waffen sind Schreibfeder und Pergament.«
    Â»Sehr mächtige Waffen, vor denen die Unwissenden große Angst haben. Das schlimmste Übel für sie ist, dass das Wissen, die Dichtkunst und alles andere, was der Geist hervorbringt, in Büchern festgehalten werden.«
    Â»Ich habe gesehen, wie diese Teufel eine Armee aufstellen, mit der sie eines Tages versuchen werden, uns zu vernichten«, ergänzte Arturo. »Und das wird eher früher als später geschehen.«
    Â»Wir wollen unsere Brüder nicht beunruhigen«, mahnte der Vorsteher des Skriptoriums. »Um arbeiten zu können, brauchen wir Muße.«
    Â»Wir müssen aufbrechen, ehe … Was ist da los? Was bedeutet dieses Geschrei?«, fragte Arquimaes.
    Alarmiert durch das Stimmengewirr, das aus dem Innenhof zu ihnen drang, stürzten alle zum Fenster, um nachzusehen, was geschah – es bot sich ihnen ein grausiger Anblick.
    Morfidio, Oswald und seine Männer waren in die Abtei eingedrungen und schlugen jeden nieder, der es wagte, sich ihnen entgegenzustellen. Auf dem Plaster und im Schmutz lagen Leichen. Arquimaes war wie vor den Kopf geschlagen. Sein Bruder Tránsito hatte

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