Das Reich der Traeume
Seite und er hebt resigniert die Arme.
Ich beuge mich zu dem Pergament hinunter und betrachte es aufmerksam. Mein Herz rast. Das ist doch wohl nicht ⦠Meine Vermutung bestätigt sich, als ich in in die Gesichter meines Vaters und Sombras sehe.
»Ist das das verlorene Pergament? Das Pergament, in das du mich gleich nach meiner Geburt eingewickelt hast?«
Sie sagen nichts, doch ich weiÃ, dass ich recht habe. Sie haben das Pergament all die Jahre vor mir geheim gehalten!
»Warum habt ihr mich mein ganzes Leben lang hintergangen?«, frage ich leise. »Warum habt ihr mich in dem Glauben gelassen, dass das Pergament verloren ist? Warum habt ihr mich angelogen?«
»Dieses Pergament birgt ein groÃes Geheimnis«, antwortet mein Vater nur. »Wir mussten es schützen.«
»Wir wollten dich nicht hintergehen, Arturo. Wir hätten dir alles erzählt, sobald du alt genug gewesen wärst, um es zu verstehen«, rechtfertigt sich Sombra. »Bitte, du musst uns glauben.«
»Euch glauben? Wie soll ich euch glauben, wo ihr mich die ganze Zeit angelogen habt und ich inzwischen alles anzweifeln muss, selbst meinen Namen?«
»So etwas darfst du nicht sagen, mein Sohn. Wir haben es wegen einer guten Sache getan ⦠wegen deiner Mutter â¦Â«
Jetzt hat er mich wirklich überrascht.
»Was hat Mama damit zu tun? Was meinst du?«
»In dieser Krypta liegt ihr Leichnam«, sagt mein Vater.
Ich brauche eine Weile, um seine Worte zu begreifen. Wenn man mir einen Hammer auf den Kopf geschlagen hätte, wäre ich nur halb so benommen.
»Was? Aber ⦠Habt ihr nicht gesagt, sie wäre in Ãgypten begraben, mitten in der Wüste? Was macht sie in der Gruft einer anderen Frau? Was soll das Ganze, Papa?«
Sombra schlägt die Hände vors Gesicht. Sie haben schon zu viel gesagt. Er weiÃ, dass es mir früher oder später gelingen wird, die Teile dieses komplizierten Puzzles zusammenzusetzen.
»Gut, Arturo, gehen wir in mein Arbeitszimmer und reden in aller Ruhe darüber«, schlägt mein Vater vor.
IX
Drachen am Himmel
S eit Tagesanbruch belagerten Demónicusâ Truppen das Schloss von Königin Ãmedi. Gemäà den Anweisungen ihrer Heeresführer hatten sie entlang der Festungsmauer Aufstellung genommen, um ihre bedrohliche Stärke zu demonstrieren.
Dutzende von Standarten mit dem Totenschädel des Mutanten wehten im Wind. Sie zeigten, mit welchem Feind es die Emedianer zu tun bekommen würden.
Hörner und Trommeln verkündeten Befehle, die sogleich ausgeführt wurden. Hunderte von Reitern umkreisten das Schloss und versperrten jedem den Weg, der hinein- oder hinauswollte. Die Ãbermacht der Invasoren war nicht zu übersehen. Sie waren gekommen, um zu siegen, und niemand würde ihnen entkommen.
Stunden zuvor hatten die Trompeten der Königin Alarm geblasen, und die Bauern hatten sich in aller Eile zu Ãmedi geflüchtet, um bei ihr Schutz zu suchen.
Noch nie hatte die Festung so viele Menschen beherbergt. Alle Räume, einschlieÃlich der Ställe, mussten genutzt werden, um die Männer, Frauen, Kinder und Tiere unterzubringen.
Nun, da der Feind in unmittelbarer Nähe stand, wuchsen Aufregung und Angst vor dem bevorstehenden Krieg zusehends. Die Menschen wollten ihre Kinder und Habseligkeiten in Sicherheit bringen, obwohl sie befürchten mussten, alles zu verlieren. Allen war klar, dass sie im entscheidenden Augenblick, wenn es hart auf hart kam, selbst einen Knüppel oder eine Hacke oder sonst irgendetwas in die Hand nehmen und gegen die Angreifer kämpfen mussten, um ihr eigenes Leben und das ihrer Familie zu verteidigen.
Viele Ritter und Soldaten hatten sich gemeldet, um in den Reihen der Königin zu kämpfen, doch bedauerlicherweise reichte ihre Zahl in keinster Weise aus, um es mit den Streitkräften des Finsteren Zauberers aufnehmen zu können.
»So tapfer unsere Männer auch sind, sie werden den Feind nie und nimmer besiegen können«, seufzte Ãmedi, als sie die feindlichen Truppen vom Hauptturm aus in Augenschein nahm. »Wir werden den ersten Ansturm nicht überstehen.«
»Ihr müsst meinem Plan vertrauen, Herrin«, erwiderte Arquimaes. »Wenn alles so verläuft, wie ich hoffe, wird sich das Blatt zu unseren Gunsten wenden.«
»Ich vertraue auf Euch, mein Freund, aber meine Augen sehen, was sie sehen, sie lassen sich nicht täuschen.
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