Das Reich der Traeume
mit Aktenmappen entgegen, die sich alles genau ansehen und sich Notizen machen. Sie dringen überall ein in dem Bemühen, es zu erobern. Die Stiftung ist besetztes Gebiet!
Vor dem Arbeitszimmer meines Vaters stehen Sombra und Señor Stromber. Wie zwei treue Wachsoldaten. Sie lassen niemanden hinein.
Der Antiquitätenhändler hält mich an der Schulter fest.
»Geh besser nicht da rein, Arturo, dein Vater ist in einer wichtigen Besprechung«, flüstert er. »Störe ihn nicht.«
»Das ist mir egal, ich will zu ihm. Er braucht mich.«
Stromber stellt sich entschlossen vor die Tür.
»Lassen Sie mich rein! Ich will zu meinem Vater!«
»Hör zu, Arturo, es ist besser, wenn du ihn jetzt nicht störst.«
»Sombra! Hilf mir!«, fordere ich.
Sombra schubst Stromber beiseite. Ich schlüpfe an ihm vorbei, reiÃe die groÃe Holztür auf und betrete das Arbeitszimmer. Mein Vater sitzt hinter seinem Schreibtisch, ihm gegenüber der Bankdirektor.
»Was soll dieser Lärm?«, fragt er.
»Ich binâs, Papa. Was geht hier vor? Was machen diese Männer in unserem Haus?«
»Ruhig, mein Sohn, ganz ruhig. Ich hab dir doch gesagt, dass sie eine Inventur durchführen.«
»Es tut mir leid, meine Herren, aber er ist mir entwischt«, entschuldigt sich Señor Stromber. »Ich konnte ihn nicht daran hindern.«
»Ist schon gut, ist schon gut«, sagt mein Vater, der einen Füller in der Hand hält.
Stromber kommt drohend auf mich zu. Er will mich hinausbringen, aber Sombra stellt sich ihm in den Weg.
»Sombra, sei bitte so gut und geh hinaus«, sagt mein Vater. »Und Sie auch, Señor Stromber.«
Sichtlich verärgert verlässt der Antiquitätenhändler das Arbeitszimmer. Sombra schlieÃt die Tür von auÃen.
Als wir wieder allein sind, frage ich weiter: »Wozu diese Inventur, Papa? Wozu?«
»Das ist so üblich«, antwortet mein Vater. »Alle Firmen und Unternehmen müssen das machen. Das habe ich dir doch schon erklärt.«
»Es ist nicht gut, sich in die Angelegenheiten von Erwachsenen einzumischen, junger Mann«, sagt Del Hierro. »Dein Vater weià sehr wohl, was er zu tun hat. Also sei so gut und lass uns allein.«
»Sie allein lassen? Was sind das für Papiere? Was unterschreibst du da, Papa?«
»Nichts Besonderes, eine Verpflichtung â¦Â«
Ich lasse ihn nicht ausreden. Ich nehme die Papiere, die mein Vater gerade unterzeichnen wollte, und lese die Kopfzeile: » Pfändungsverfahren ⦠Aber Papa, das ist ja schrecklich!«
»Viel schlimmer ist es, seine Schulden nicht zu bezahlen«, sagt der Bankdirektor kühl. »Wenn dein Vater nicht ins Gefängnis will, muss er diese Papiere unterzeichnen â¦Â«
»Das darfst du auf gar keinen Fall tun, Papa! Lass dir nicht die Stiftung wegnehmen!«
»Hör mir zu, Arturo. Ich muss dir etwas erklären. Die Stiftung ist mir nicht so wichtig, aber du, du bist mir wichtig. Wenn ich diese Papiere unterschreibe, verpflichtet sich Señor Del Hierro, alle Arztkosten für dich zu übernehmen. Dann bist du diesen Fluch endlich los.«
»Um diesen Preis will ich nicht geheilt werden, Papa.«
»Arturo, ich habe alles versucht, aber wie du siehst, sind meine Bemühungen erfolglos geblieben. Das hier ist unsere letzte Chance! Du kannst nicht so weiterleben, mit dieser ⦠dieser Krankheit!«
»Das ist keine Krankheit!«
»Nun gut, was auch immer. Aber es zerstört dein Leben. Deine Mitschüler lachen über dich, und du wagst dich kaum aus dem Haus, weil du Angst hast, dass dich jemand sieht. Das alles ist meine Schuld, und deshalb muss ich dafür sorgen, dass du diesen Drachen endlich loswirst!«
»Bitte, Papa! Wenn uns die Stiftung weggenommen wird und wir aus dem Haus geworfen werden, geht es mir noch schlechter. Was sollen wir denn tun, wenn wir hier raus müssen?«
»Junger Mann, unsere Ãbereinkunft sieht vor, dass dein Vater Leiter der Stiftung Adragón bleibt. Er wird einen guten Lohn bekommen und mit dir in einer angemessenen Mietwohnung leben.«
»Aber ich will hier wohnen! Und mein Vater auch!«, rufe ich wütend.
»Arturo, es ist alles schon entschieden«, sagt mein Vater.
»Und was ich denke, ist dir egal? Ich bin dein Sohn und du fragst mich nicht nach meiner Meinung?«
»Du hast nicht das gesetzlich vorgeschriebene Alter, um
Weitere Kostenlose Bücher