Das Reich der Traeume
unterwürfig.
Doch der Zauberer kannte keine Nachsicht. Er blickte den Wächter mit weit geöffneten Augen durchdringend an. Sogleich spürte dieser eine furchtbare Hitze in seinem Körper aufsteigen. Als er begriff, was mit ihm geschah, wurde er starr vor Schreck. Seine Beine fingen an zu brennen, und aus seiner Brust schlugen rötliche Flammen.
»Niemals hättest du meine Befehle missachten dürfen!«, rief der Zauberer, während er beobachtete, wie der Wachposten verbrannte. »Ich habe euch gesagt, dass ihr mir nicht bei der Arbeit zusehen dürft!«
Von den Schmerzensschreien alarmiert, kam Ritter Reynaldo mit gezücktem Schwert in die Höhle gestürmt, gefolgt von seinen drei Soldaten und dem zweiten Wachposten.
»Was geht hier vor?«, schrie der Ritter entsetzt. »Der Mann braucht Hilfe!«
»Dem kann niemand mehr helfen«, antwortete Herejio gleichgültig. »Das ist die verdiente Strafe dafür, dass er meine Befehle missachtet hat!«
Der Wächter wälzte sich wie eine lebende Fackel am Boden und versuchte verzweifelt, die Flammen zu ersticken. Doch seine Anstrengungen waren vergebens, denn das Feuer kam aus dem Inneren seines Körpers. Keine irdische Macht konnte es löschen.
»Wagt nicht, ihm zu helfen!«, schrie Herejio. »Ihr sollt euch immer daran erinnern, dass niemand meine Befehle missachten darf!«
Voller Entsetzen sahen die Männer dem makabren Schauspiel zu, ohne dem Unglücklichen zu helfen. Sie alle wussten, dass sie sonst selbst zu Opfern werden würden.
Endlich, nach langem Klagen, Schreien und Jammern, blieb der verkohlte Körper leblos auf dem Boden liegen. Langsam erloschen die Flammen und der Geruch von verbranntem Fleisch breitete sich in der Höhle aus. Reynaldo und seine Männer waren gezwungen, sich Nase und Augen zu bedecken.
»Was habt ihr überhaupt in meinem Labor zu suchen?«, fragte Herejio.
»König Benicius bittet um Eure Hilfe, edler Herejio«, antwortete der Ritter, der immer noch fassungslos war über den grausamen Tod des Wachpostens. »Er lässt Euch seine Hochachtung übermitteln.«
»Und was will er diesmal von mir?«
»Er belagert die Festung des Grafen Morfidio. Aber er vertraut mehr auf Eure magischen Kräfte als auf unsere starken Arme und die scharfen Klingen unserer Schwerter. Er benötigt Eure Dienste.«
»Dann stimmt es also, was ich über die Verschleppung des Arquimaes gehört habe? Darum geht es doch, oder?«
»Da Ihr mehr zu wissen scheint als ich, kann ich Euch nichts Neues berichten. Ich bin gekommen, um Euch Geleitschutz zu geben. Zu Eurer eigenen Sicherheit.«
»Für meine Sicherheit? Und wer sorgt für eure?«, fragte Herejio spöttisch.
Reynaldo zog es vor zu schweigen. Er hatte die Botschaft genau verstanden: Wenn er nicht verbrennen wollte wie der Wachposten, durfte er den Zauberer auf keinen Fall gegen sich aufbringen.
»Ich werde alles vorbereiten. Morgen bei Tagesanbruch brechen wir auf.«
»Wir müssten jetzt sofort losreiten«, drängte der Ritter. »Der König will Euch so schnell wie möglich sehen.«
»Wenn er Morfidios Festung erobern will, muss ich Vorbereitungen treffen. Und das braucht Zeit. AuÃerdem werden wir unterwegs haltmachen müssen, um ein paar Dinge zu besorgen. Einverstanden?«
Mit einem Kopfnicken gab Reynaldo seine Zustimmung. Es hatte keinen Zweck, Herejio unter Druck zu setzen. Und nach dem, was er soeben hatte mit ansehen müssen, schien es ihm auch nicht ratsam.
XIV
Die Eindringlinge
J emand klopft an meine Tür und reiÃt mich aus meinem Traum.
»Würden Sie bitte die Tür aufmachen?«
»Wer ist da?«, frage ich schlaftrunken.
»Die Inspekteure.«
»Was? Wer ist da?«
»Bitte öffnen Sie, wir haben viel Arbeit und wenig Zeit«, drängt eine gebieterische Stimme.
Ich stehe auf und öffne die Tür. Vor mir stehen zwei Männer in schwarzen Anzügen und sehen mich streng an.
»Junger Mann, gehen Sie bitte beiseite, wir führen eine Inventur durch.«
»Aber hören Sie â¦Â«
Ohne eine weitere Erklärung betreten sie mein Zimmer. Einer, offenbar der Chef, sagt zu mir: »Wenn Sie sich beschweren wollen, gehen Sie zu Señor Del Hierro. Er ist im Arbeitszimmer von Señor Adragón.«
Ich laufe hinauf in das Arbeitszimmer meines Vaters. Unterwegs kommen mir mehrere Männer
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