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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Kopf dreht sich alles. Es ist, als hätte sich plötzlich alles gegen uns verschworen. Ein Unglück kommt selten allein, heißt es. Muss wohl stimmen.
    * * *
    Ich komme zu spät zur Schule. Das Tor ist schon geschlossen. Zum Glück ist Mercurio da. Als er mich sieht, kommt er schnell und macht mir auf.
    Â»Was ist passiert, Arturo? Heute bist du aber besonders spät dran.«
    Â»Na ja … Wir haben Probleme zu Hause. Ein überraschender Besuch … sehr kompliziert. Tut mir leid.«
    Â»Los, beeil dich.«
    Ich laufe die Treppe hinauf in den ersten Stock, klopfe zweimal an und trete ohne Aufforderung ein.
    Â»Es tut mir leid, Señorita, aber zu Hause hat es Probleme gegeben«, entschuldige ich mich.
    Sie will mir gerade antworten, da fängt die ganze Klasse an zu lachen.
    Â»Habt ihr heute Nacht gezaubert und du hast verschlafen?«, albert Horacio.
    Die Lehrerin wirft ihm einen zornigen Blick zu und er schweigt. Inzwischen weiß er, dass sie so etwas nicht duldet.
    Â»Was ist passiert? Ist es schlimm?«
    Â»Ich fürchte, ja«, sage ich leise. »Entschuldigen Sie.«
    Â»Schon gut, setz dich hin.«
    Metáfora sieht mich mitfühlend an. Ich tue ihr leid. Ich sehe bestimmt grausig aus.
    Â»Wie geht’s dir?«, fragt sie, kaum dass ich mich gesetzt habe.
    Â»Nicht besonders.«
    Â»Was ist passiert? Du siehst aus, als kämst du gerade aus dem Krieg.«
    Â»Es gibt Probleme in der Stiftung … Aber das interessiert dich sicher nicht.«
    Â»Klar interessiert mich das, schließlich sind wir Schulfreunde.«
    Â»Schulfreunde?«
    Â»Ja, wir sind Schulfreunde. Wir sitzen zusammen.«
    Â»Okay, entschuldige.«
    Wir hören auf zu reden, um der Lehrerin zuzuhören. Gerade erzählt sie etwas sehr Interessantes über die Schrift.
    Â»Eigentlich sind Buchstaben nichts weiter als Zeichen«, sagt sie. »Und wir lernen, diese Zeichen zu entschlüsseln. So wie einige Wissenschaftler entdeckt haben, dass man Tieren bestimmte Dinge beibringen kann, haben wir gelernt zu lesen.«
    Â»Das heißt also, wir lesen nicht, sondern entschlüsseln?«, fragt Esther.
    Â»Ja, genau das bedeutet Lesen: Zeichen entschlüsseln. Und wir besitzen die Fähigkeit, Wörter zu bilden, indem wir diese Zeichen miteinander kombinieren. Außerdem hilft es uns, richtig zu denken.«
    Die erste Stunde ist noch nicht vergangen, als es in der Klasse auf einmal unruhig wird. Unerwartet stehen einige meiner Mitschüler auf und sehen aus dem Fenster. Sie fangen an zu kichern, gucken zu mir herüber und lachen. Von Neugier gepackt, stehe auch ich auf und gehe zu einem der Fenster. Und ich kann nicht glauben, was ich da sehe! Mein Vater kommt auf seinem Rad angefahren. Mercurio hält ihm das Tor auf und sie begrüßen sich. Er kommt rein! Er kommt in die Klasse!
    Metáfora versteht gar nichts.
    Â»Wer ist dieser komische Mann?«, fragt sie mich.
    Â»Mein Vater!«
    Ich sehe ihr an, dass sie etwas sagen will, doch sie verkneift es sich.
    Â»Alle mal herhören!«, ruft Señorita Norma. »Jeder auf seinen Platz! Aber zügig!«
    Da niemand ihrer Anweisung folgt, packt sie einige Schüler am Ellbogen und zieht sie zu ihren Plätzen. Alle lachen und plötzlich fangen sie wieder an zu singen: »Drachenkopf, Drachenkopf, dein Vater kommt dich holen!«
    Metáfora legt ihre Hand auf meine Schulter und sagt zu mir: »Achte nicht auf sie. Das sind Idioten.«
    Doch ihre Worte trösten mich nicht. Warum ist mein Vater bloß in die Schule gekommen?
    Die Tür wird aufgerissen und mein Vater kommt herein.
    Â»Was kann ich für Sie tun?«, fragt die Lehrerin. »Meinen Sie, es gehört sich, einfach so in meinen Unterricht reinzuplatzen, Señor?«
    Mein Vater bleibt wie angewurzelt stehen, als er die strenge Stimme der Lehrerin hört. Er wird rot und sieht sich suchend im Klassenraum um.
    Â»Bitte entschuldigen Sie … Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber …«
    Â»Was wollen Sie? Wen suchen Sie? Wer sind Sie?«
    Â»Ich … Ich bin der Vater von Arturo Adragón«, stammelt er. »Ich … Ich muss mit ihm sprechen.«
    Â»Sie sind der Vater von Arturo Adragón?«
    Â»Das sieht man doch zehn Meilen gegen den Wind!«, ruft Horacio und die ganze Klasse lacht. »Zum Verwechseln ähnlich!«
    Die Lehrerin wendet sich der Klasse zu und sagt ganz langsam und deutlich:

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