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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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wieder eine seiner typischen Posen eingenommen. Diese erinnert mich irgendwie an Napoleon oder Cäsar.
    Â»Wie war es heute in der Schule, Arturo?«, fragt er freundlich.
    Â»Gut, die neue Lehrerin scheint in Ordnung zu sein«, antworte ich.
    Â»Ihr Unterricht war jedenfalls prima. Und ihre Tochter sitzt neben mir.«
    Â»Freut mich zu hören, dass du Kontakte knüpfst«, sagt mein Vater, der gerade hereingekommen ist. »Das ist schön.«
    Er sieht jetzt ruhiger aus. Nur seine Stimme klingt traurig.
    Â»Setzen wir uns«, sagt er. »Heute Abend habe ich so einen Hunger, ich könnte ein ganzes Wildschwein verdrücken.«
    Â»Wie ich sehe, sind Sie zufrieden, mein Freund«, sagt Stromber. »Das freut mich.«
    Â»Ja, ich glaube, beim Essen sollte man seine Probleme für einen Moment vergessen. Genießen wir diesen Abend, morgen ist ein neuer Tag.«
    Â»Was ist denn morgen?«, frage ich besorgt.
    Â»Nichts, was uns übermäßig beunruhigen sollte. Es kommen nur ein paar Leute von der Bank, um in der Stiftung eine Inventur durchzuführen. Erschreckt euch also bitte nicht, wenn ihr ihnen begegnet.«
    Â»Eine Inventur? Wozu müssen wir denn eine Inventur machen?«, frage ich.
    Â»Von Zeit zu Zeit muss man sich einen Überblick verschaffen, Arturo. Wie du weißt, haben wir es in der Stiftung ständig mit sehr wertvollen Dingen zu tun«, erklärt er. »Wir müssen doch wissen, was wir besitzen, oder?«
    Â»Selbstverständlich«, mischt Stromber sich ein. »Keine Bibliothek der Welt kommt mehr als zwei Jahre ohne Inventur aus. Eine Inventur ist die Basis für gute Geschäfte.«
    Â»Wir haben schon seit Jahren keine mehr gemacht«, fügt mein Vater hinzu. »Es ist höchste Zeit. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nicht mal mehr weiß, wie viele Bücher wir überhaupt haben.«
    Â»Viele berühmte Leute sind im Elend gestorben, nur weil sie keine Ordnung halten konnten und von den Schulden erdrückt wurden«, sagt Stromber und nippt an seinem Champagner.
    Â»So ist es, und ich möchte nicht so enden wie sie«, antwortet mein Vater. »Das muss ein furchtbares Ende sein.«
    Mahania kommt mit dem Essen. Sie sagt nichts, doch ich sehe an ihren Augen, dass etwas nicht stimmt. Sie ist schlecht gelaunt, aber ich weiß nicht, was sie hat.
    Â»Arturo, dein Vater hat mit mir über dein Problem gesprochen«, sagt Stromber. »Wenn du willst, können wir einen Freund von mir aufsuchen, einen Arzt, der dir vielleicht helfen könnte. Er ist ein hervorragender Hautspezialist.«
    Ich werfe meinem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu. Er weiß doch, dass er mit niemandem darüber reden soll.
    Â»Sei ihm nicht böse«, versucht mich der Antiquitätenhändler zu beschwichtigen. »Dein Vater und ich verstehen uns sehr gut, ich gehöre jetzt sozusagen zur Familie. Du kannst mir vertrauen. Ich werde niemandem davon erzählen, das verspreche ich dir. Aber wie gesagt, wenn du willst, können wir zu meinem Freund nach New York fliegen. Er kann bestimmt etwas für dich tun. Es ist nicht ganz billig, aber mach dir darum keine Sorgen. Dein Vater und ich werden diese Kleinigkeit schon regeln. Nicht wahr, Arturo?«
    Â»Das können wir uns doch gar nicht leisten!«, erwidere ich traurig. »Außerdem komme ich ganz gut damit klar.«
    Â»Arturo, das ist nicht wahr. Die Zeichnung auf deinem Gesicht macht dir großen Kummer«, sagt mein Vater und zeigt auf den Drachenkopf auf meiner Stirn. »Er lässt dir keine Ruhe. Er ist auch der Grund dafür, dass du keine Freunde hast. Wir müssen etwas dagegen tun!«
    Â»Nun übertreib mal nicht. Das ist nicht schlimmer als eine Warze«, entgegne ich.
    Â»Nicht schlimmer als eine Warze? Wie kannst du das behaupten? Das ist … ein … ein … Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, aber auf jeden Fall ist es alles andere als nur eine mickrige Warze.«
    Â»Es sieht aus wie eine Tätowierung. Alle Jungen in meinem Alter haben Tätowierungen. Das ist nicht schlimm.«
    Â»Nicht schlimm? Mein Gott, wie kannst du so was sagen?«
    Â»Man sieht gleich, dass es keine Tätowierung ist«, mischt sich Stromber ein. »Man merkt, dass es etwas … etwas Übernatürliches ist. Es sieht einfach abscheulich aus! Wenn ich du wäre, würde ich mir diesen Drachen so schnell wie möglich wegmachen

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