Das Reich der Traeume
mache mich auf den Weg zur Schule. Jetzt habe ich noch eine Sorge mehr. Ich hoffe nur, dass diese Typen die Stiftung in Ruhe lassen.
»Morgen, Arturo«, begrüÃt mich Mercurio vor dem Schultor.
»Guten Morgen, Mercurio. Du hast dir die Haare schneiden lassen, wie ich sehe.«
»War dringend nötig. Und auÃerdem kommt die Schulaufsicht, da muss ich einen guten Eindruck machen.«
»Die Schulaufsicht?«
»Ja, die vom Ministerium. Sie wollen uns kontrollieren. Wollen sicher sein, dass wir ordentlich arbeiten. Bestimmt kommen die auch in deine Klasse.«
Ich weià nicht, ob das eine gute Nachricht ist. Hoffentlich setzen sie Metáfora nicht auf einen anderen Platz, jetzt, wo ich mich so gut mit ihr verstehe. Und hoffentlich teilen sie Norma nicht einer anderen Klasse oder am Ende noch einer anderen Schule zu. Sie habe ich nämlich auch gern.
»He du Freak!«, ruft jemand hinter mir her. »Hat man deinen Vater jetzt endlich in die Irrenanstalt gesperrt?«
Horacio. Wer sonst? Er sucht mal wieder Streit. Aber jetzt ist er zu weit gegangen. Ich lasse nicht zu, dass man meinen Vater beleidigt.
»Was hast du gesagt?«
»Du hast mich schon richtig verstanden. Ich hab dich nach deinem verrückten Alten gefragt.«
Die anderen lachen.
»Der hat doch nen Sprung in der Schüssel ⦠Genau wie du!«
»Macht es dir SpaÃ, meinen Vater zu beleidigen?«, erwidere ich. »Wie fändest du es, wenn ich mich über deinen lustig machen würde?«
»He? Was hab ich denn da gehört? Hast du vielleicht etwas gegen meinen Vater gesagt?«
»Noch nicht, aber wenn du noch einmal meinen Vater beleidigst, gibtâs Ãrger«, drohe ich.
»Genau, mit mir auch«, sagt Metáfora und stellt sich neben mich.
»Halt dich da raus!«, ruft Ernesto, Horacios offizieller persönlicher Arschkriecher. »Die Sache geht dich nichts an!«
»Wenn ein Freund von mir geärgert wird, geht mich das sehr wohl was an.«
»Nur weil du die Tochter unserer Lehrerin bist, heiÃt das noch lange nicht, dass du dich in unsere Angelegenheiten einmischen kannst«, sagt Horacio. »Mein Vater hat auf dieser Schule mehr zu sagen als deine Mutter.«
»Ich habe weder vor dir noch vor deinem Vater Angst«, antwortet Metáfora. »Und ich werde nicht zulassen, dass ihr Arturo fertigmacht.«
»Heute wollen wir ihn noch mal laufen lassen«, sagt Horacio gnädig. »Aber glaub bloà nicht, die Sache wäre damit erledigt. Wir mögen keine seltsamen Typen ⦠und die, die sie verteidigen, auch nicht.«
Sie gehen weiter, machen Witze und drohen uns. Früher oder später muss ich mir was einfallen lassen.
»Wie geht es dir?«, fragt mich Metáfora, als wir alleine sind. »Hattest du wieder so einen Schwächeanfall?«
»Ich weià nicht, aber ich hab sehr intensiv geträumt. Ich kann kaum noch zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden.«
»Hattest du wieder denselben Traum? Hast du Arquimaes gesehen? Und warst der schwarze Ritter, der gegen Feuerkugeln kämpft?«
»Ja, aber diesmal warâs noch schlimmer. Das alles bringt mich völlig durcheinander. Als würde ich ein Doppelleben führen ⦠Manchmal kommt es mir vor, als wäre ich die Hauptperson in meinen Träumen. Ich hab das Gefühl, dass ich wirklich dieser Ritter bin!«
»So was nennt man einen übertriebenen Hang zur Selbstdarstellung.«
»Das ist nicht witzig. Es macht mich noch verrückt.«
»Du solltest zu einem Arzt gehen, zu einem Psychologen.«
»Und was soll ich dem erzählen? Dass ich vom Mittelalter träume, von Armeen, die Burgen stürmen, und von Zauberern, die mit Feuerkugeln hantieren? Willst du, dass man mich für den Rest meines Lebens in eine Irrenanstalt sperrt? Sie werden feststellen, dass ich verrückt bin. Anzeichen dafür gibt es ja genug.«
»Jetzt übertreib mal nicht. Der Arzt stellt seine Diagnose, mehr nicht. Du wirst nicht gleich eingesperrt, dafür werd ich schon sorgen. Ich lass dich nicht allein. Versprochen!«
»Ja, das sagst du jetzt, aber wenn der Ãrger losgeht, lässt du mich genauso im Stich wie alle anderen.«
»Und wenn wir zu einer Wahrsagerin gehen? Die kann dir bestimmt erklären, was mit dir los ist. Die versteht deine Träume und kann sie besser deuten als wir. SchlieÃlich hat Wahrsagerei doch irgendwie auch
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