Das Reich der Traeume
man nicht.«
Eine Tür, die Arturo bisher nicht bemerkt hatte, öffnete sich und ein sehr schlanker Mann betrat den Raum, in der Hand ein Holzkästchen.
»RÃas, sag mir, ob die Buchstaben auf dem Oberkörper dieses Jungen hier von Arquimaes geschrieben wurden«, befahl Alexia. »Ich will alles darüber wissen. Was sie bedeuten, warum sie auf seinem Körper sind ⦠und ob sie geheime Kräfte haben!«
Der Mann trat auf Arturo zu, stieà ihn zu Boden und stellte einen Fuà auf seine Brust. Dann öffnete er das Kästchen, holte eine sehr einfache Lupe heraus, kniete nieder und betrachtete den Oberkörper des Jungen. Kurz darauf stand er auf und sagte: »Es besteht kein Zweifel. Diese Buchstaben stammen von Arquimaes. Ich kenne seine Schrift sehr gut«, urteilte er entschieden. »Er hat sie allerdings nicht direkt auf die Haut geschrieben. Es sieht aus, als hätte er sie aufgeklebt. Sehr seltsam â¦Â«
Alexia ging zu Arturo und tippte ihn mit einem Stock an.
»Also, du dreister Lügner«, sagte sie. »Anscheinend kommt die Wahrheit doch noch ans Licht, was?«
»Ich habe nicht gelogen. Ich habe gesagt, dass ich es nicht weiÃ.«
»Verkauf mich nicht für dumm. Du hast gerade gesehen, wie leicht deine Tricks zu durchschauen sind. Jetzt wollen wir mal sehen, ob RÃas herausfinden kann, was die Buchstaben bedeuten. Kannst du das, RÃas?«
»Das wird einige Zeit brauchen. Ich muss mir das lebende Buch hier gründlich ansehen. Bedenkt, dass jede seiner Hautfalten den Blick verwirren kann! Er darf sich nicht bewegen. AuÃerdem muss ich einige Werke über die Sprache der Alchemisten studieren, die bekanntlich äuÃerst kompliziert ist. Wenn der Junge sich sträubt und sich zu häufig bewegt, müssen wir ihn möglicherweise häuten.«
»Gut, so machen wir es. Morgen kommst du her und fängst an, die Buchstaben zu entschlüsseln. Damit überraschen wir dann meinen Vater und bereiten ihm eine Freude. Ich bin mir fast sicher, dass die Buchstaben etwas mit dem berühmten Geheimnis des Alchemisten zu tun haben. Niemand darf das Ergebnis vorher erfahren! Ich postiere Soldaten vor der Tür, und du wirst keiner Menschenseele berichten, was du entdeckt hast.«
»Ja, Herrin. Ich schwöre es. Ich werde schweigen wie ein Grab.«
»Gut, du kannst dich wieder zurückziehen. Hol dir, was du brauchst, und studiere deine Bücher. Und enttäusch mich nicht!«
RÃas verbeugte sich übertrieben untertänig, um zu zeigen, wie sehr er sich über die groÃartige Gelegenheit freute, sein Wissen unter Beweis zu stellen, und wie sehr ihn das Vertrauen seiner Herrin ehrte. Er lieà keinen Zweifel daran, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um den Befehl zu ihrer vollsten Zufriedenheit auszuführen.
Arturo lief es kalt den Rücken hinunter. Ihm war klar, dass die kommenden Stunden sehr schmerzhaft für ihn werden würden.
* * *
Demónicus hörte seine Tochter mit einer gewissen Skepsis an. Ihre Worte überzeugten ihn nicht. Denn auch wenn er sie in der Kunst der Hexerei, der Lüge und der Täuschung unterrichtet hatte, war sie für ihn immer noch das kleine Mädchen von früher.
»Ich versichere dir, Vater, der Junge ist der Schlüssel zu Arquimaesâ Geheimnis! Lass es mich herausfinden«, bat die Prinzessin. »Ich weiÃ, dass es mir gelingen wird.«
»Das wird nicht nötig sein. Noch vor Tagesanbruch wird mir dieser verrückte Alchemist seine Geheimformel verraten haben, wenn es sie denn tatsächlich gibt. Lass mich nur machen. Obwohl ich glaube, dass das alles nur ein einziges Täuschungsmanöver ist. Arquimaes besitzt nichts, was für uns von Bedeutung sein könnte.«
»Es gibt diese Geheimformel!«, sagte Alexia überzeugt. »Arturo ist der lebende Beweis dafür!«
»Schön, morgen wissen wir mehr. Arquimaes wird bald reden.«
»Arquimaes wird nichts als Lügen erzählen, um sein Leben zu retten. Er wird damit Zeit gewinnen wollen und am Ende wirst du die Geduld verlieren. Morfidio hat es nicht geschafft und du wirst es auch nicht schaffen. Keiner wird es schaffen! Lass es mich mit Arturo versuchen, er ist der Weg zur Wahrheit.«
Demónicus geriet ins Zweifeln. Was, wenn sie recht hatte? Wenn es stimmte, dass Arturo tatsächlich der Schlüssel zu der Geheimformel war?
»Wie willst du
Weitere Kostenlose Bücher