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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Leute einer eingehenden Betrachtung, während sie neben der Tür längs der Wand Aufstellung nahmen. Ängstliche Blicke zuckten unstet, gleichzeitig aber begierig, alles in sich aufzunehmen, umher; schließlich wollten sie ihren Freunden berichten können, was sie hier drinnen gesehen hatten. Nicholas war sich bewußt, daß er ein Objekt allgemeiner Neugierde war. Denn er war ein höchst seltenes Geschöpf.
    Ein Schleifer.
    Niemand wußte, was diese Bezeichnung bedeutete. Einige würden es an diesem Tag erfahren.
    Mit gleitenden Bewegungen schritt Nicholas die unordentliche Reihe des Pöbels ab. Ein recht neugieriges Völkchen, diese merkwürdigen, von der Gabe völlig unbefleckten Leute, neugierig wie Spottdrosseln, wenn auch längst nicht so forsch. Da sie nicht über den leisesten Hauch der Gabe verfügten, war Nicholas gezwungen, sie einer Sonderbehandlung zu unterziehen, damit sie überhaupt für ihn von Nutzen waren. Das war lästig, hatte allerdings auch seinen Reiz.
    Kaum hatte er sie passiert, verrenkten sich einige fast den Hals, um diese seltene Erscheinung besser sehen zu können. Wieder fuhr er sich mit den Fingernägeln durch das Haar, nur um das seidige Gefühl des Öls auf der Innenfläche seiner Hand zu spüren. Als er sich im Vorübergehen etwas vorbeugte und zum ersten Mal einzelne Individuen in der Gruppe gewahrte, schloß eine unmittelbar vor ihm stehende Frau die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Nicholas hob die Hand, schnippte mit den Fingern und sah kurz zu Najari, um sich zu vergewissern, daß dieser mitbekommen hatte, wen er auserwählt hatte.
    Najari hob den Blick kurz von der Frau zu Nicholas; er hatte seine Wahl vermerkt.
    Ein Mann drückte sich steif mit weit aufgerissenen Augen an die Wand hinter seinem Rücken. Nicholas deutete mit einem Fingerschnippen auf ihn. Ein anderer verzog merkwürdig die Lippen. Nicholas ließ seinen Blick an ihm hinabwandern und sah, daß der Mann sich in seiner panischen Angst naß gemacht hatte. Sein Finger schnellte erneut vor. Damit waren drei erwählt. Langsam ging er weiter.
    Einer Frau in der vordersten Reihe, unmittelbar vor ihm, drang ein kaum hörbares Wimmern aus der Kehle. Er sah sie lächelnd an. Sie hob zitternd den Kopf, unfähig, ihre starren, weit aufgerissenen Augen von ihm, von seinen rot geränderten Augen zu lösen, außerstande, das leise, ihrer Kehle entweichende Wimmern zu unterdrücken. Noch nie hatte sie jemanden gesehen, der gleichzeitig so menschlich … und doch so unmenschlich war. Nicholas tippte ihr mit einem seiner langen Fingernägel auf die Schulter. Er würde sie für ihre unausgesprochene Abscheu mit einem Dienst im Namen eines höheren Zwecks belohnen.
    Dem seinen.
    Jagang hatte etwas … ganz Besonderes für sich erschaffen wollen, ein Spielzeug aus Fleisch und Blut. Ein magisches Schmuckstück, von einem Zauberer erschaffen. Ein Schoßhündchen, wenn auch mit Biß.
    Seine Exzellenz, der Kaiser, hatte bekommen, was er wollte - mehr sogar viel mehr.
    Nur zu gerne hätte Nicholas gesehen, wie es dem Kaiser gefiel, daß er eine Marionette ohne Fäden bekommen hatte, eine eigens für ihn erschaffene Kreatur, die über einen eigenen Willen verfügte und Talente zuhauf, um ihm all seine Wünsche zu erfüllen.
    Ein Mann im Hintergrund, unmittelbar vor der Wand, machte einen leicht desinteressierten Eindruck, so als wartete er ungeduldig auf das Ende der Vorführung, um sich wieder seinen eigenen Angelegenheiten widmen zu können. Obschon sich von keinem der Anwesenden behaupten ließe, er betrachte sich als wichtiges Individuum, das auf gewichtige Aspekte des Lebens in seinem Reich entscheidenden Einfluß hatte, ließ manch einer bisweilen eine gewisse, wenn auch eher launische Neigung zum Eigensinn erkennen. Nicholas’ Finger schnellte zum fünften Mal vor. Der Erwählte würde schon bald allen Grund haben, sich in hohem Maße für das Procedere zu interessieren und dabei rasch feststellen, daß er mitnichten besser war als andere. Er würde nirgendwo mehr hingehen - jedenfalls nicht körperlich.
    Alles starrte schweigend, während Nicholas einsam über seinen Scherz in sich hineinlachte.
    Seine Amüsiertheit endete abrupt. Mit einem einzigen kurzen Nicken wies Nicholas zur Tür. Die Soldaten traten augenblicklich in Aktion.
    »Also los«, knurrte Najari, »hier entlang. Bewegt Euch, macht schon. Raus, los, raus!«
    Wie befohlen, entfernte sich das Grüppchen schlurfenden Schritts zur Tür hinaus. Einige warfen

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