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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sorgenvolle Blicke über die Schulter auf die fünf Auserwählten, die Najari von der Gruppe abgesondert hatte und die soeben, als sie sich weigern wollten, von den übrigen getrennt zu werden, derb zurückgestoßen wurden. Ein steifer Finger vor die Brust genügte, um sie ebenso wirkungsvoll zurückzudrängen wie mit einem Knüppel oder Schwert.
    »Und macht ja keinen Ärger«, drohte Najari, »sonst werden es die anderen büßen müssen.«
    Eng aneinander gedrängt, schwankten die fünf Zurückgebliebenen nervös von einer Seite auf die andere, wie eine Wachtelschar vor einem Apportierhund.
    Nachdem die Soldaten die übrigen aus dem Raum gedrängt hatten, schloß Najari die Tür und postierte sich davor, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Nicholas kehrte zu den Fenstern zurück und stieß die Läden in der Westmauer auf. Die Sonne war bereits untergegangen und hatte einen roten Streifen am Himmel hinterlassen.
    Schon bald würden sie sich in die Lüfte erheben und auf Jagd gehen.
    Und er, Nicholas, mitten unter ihnen.
    Ohne sich umzudrehen, streckte er einen Arm nach hinten aus und löschte die Fackel. An der Schwelle zwischen Tag und Nacht, im vergänglichen Zwielicht, das so flüchtig war, so kurz, lenkte deren flackernder Schein nur ab. In Kürze würde er sie wieder benötigen, im Augenblick jedoch zog er es vor, nur den Himmel zu sehen, diesen prachtvollen, grenzenlosen Himmel.

27
    Nicholas packte eine der namenlosen Gestalten. Ausgestattet mit der Kraft von Muskeln, die er der schwarzen Kunst der Schwestern zu verdanken hatte, hob er den Mann mühelos in die Höhe. Ob der Leichtigkeit, mit dem ihm dies gelang, stieß dieser einen überraschten Schrei aus und wehrte sich nur zaghaft gegen Nicholas’ gewaltige Körperkräfte, denen er, selbst wenn er sich getraut hätte, kaum etwas entgegenzusetzen gehabt hatte. Diese Leute waren immun gegen Magie, sonst wäre es für Nicholas ein Leichtes gewesen, sie mit seinen magischen Kräften hochzuheben. Da ihnen jeder Hauch der Gabe fehlte, mußten sie mit Menschenkraft bewegt werden.
    Für Nicholas bedeutete dies kaum einen Unterschied. Wie sie zu den Pfählen gelangten, war belanglos; was zählte, war, was mit ihnen passierte, wenn sie erst einmal dort waren.
    Der Mann in seinen Armen schrie vor Entsetzen, als Nicholas ihn quer durch den Raum trug. Wie stets zogen sich die anderen in eine der hinteren Zirnmerecken zurück, ängstlichem Federvieh gleich, dem ein Ende als Nachtmahl drohte.
    Nicholas, die Arme fest um die Brust des Mannes geschlungen, wuchtete ihn hoch über seinen Kopf schätzte Entfernung und Winkel ab und beschleunigte seine Schritte.
    Die Augen des Mannes weiteten sich, ebenso sein Mund. Der Schock raubte ihm den Atem, ehe ihm ein lautes Ächzen entfuhr, als Nicholas, die Arme noch immer fest um seinen Leib geschlungen, ihn mit einer wuchtigen Bewegung auf dem Pfahl aufspießte.
    Sein Atem ging in kurzen, flachen Stößen, als sich der angespitzte Pfahl von unten in seine Eingeweide bohrte. Er verharrte vollkommen still in Nicholas’ kräftigen Armen, aus Angst, sich zu bewegen, aus Angst, glauben zu müssen, was ihm widerfuhr, aus Angst, sich dieser Wahrheit stellen zu müssen … und versuchte zu leugnen, daß dies wirklich geschah.
    Nicholas richtete sich vor ihm zu seiner vollen Größe auf. Der Rücken des gepfählt auf dem angespitzten Pflock hockenden Mannes war kerzengerade und steif wie ein Brett. Die Brauen hochgezogen, die schweißnasse Stirn tief zerfurcht, wand er sich in seinem langsamen Todeskampf, indem er mit den Füßen den viel zu weit entfernten Boden zu erreichen versuchte.
    In dieses Gefühlschaos ließ Nicholas seine Gedanken vordringen, während er gleichzeitig händeringend vor Anstrengung vor dem Mann stand und sein Wesen, seine Seele, in das Innerste dieser lebenden Kreatur hineinschlüpfen ließ, in den weit geöffneten Verstand des Mannes eindrang, sich in die klaffenden Abgründe zwischen seinen sprunghaften, unzusammenhängenden Gedanken zwängte, um dort dessen Seelenqual, dessen Angst zu fühlen - und die Macht zu übernehmen. Kaum waren seine Gedanken in den Mann eingedrungen und hatten dessen Bewußtsein vereinnahmt, entzog Nicholas ihm den Extrakt seines Seins und machte ihn sich zu eigen.
    Dank der schwindelerregenden Verschmelzung von zerstörerischer und schöpferischer Kraft, die ihm an jenem Tag von diesen Frauen zuteil geworden war, war Nicholas zu einem völlig neuen Wesen geworden, teils noch

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