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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gelungen war: Er hatte sich eine Seele allein kraft seines Willens einverleibt.
    Von nun an stand es ihm frei, sich zu nehmen, was er wollte, wann er wollte, wo er wollte.

28
    Nicholas taumelte zum Fenster; sein Blick war eigentümlich verschwommen.
    Alle fünf gehörten nun ihm.
    Als er den Mund weit aufsperrte, löste sich endlich ein Schrei, der Aufschrei jener fünf Seelen, die er mit seiner eigenen zu einer allein seinem Willen unterworfenen Kraft verband. Ihr irdisches Leid war für sie in weite Ferne gerückt. Fünf Seelen blickten gemeinsam mit ihm zum Fenster hinaus, fünf Seelen, die nur darauf warteten, mit ihm hinaus in die Nacht zu schweben, wohin er sie auch schicken mochte.
    Die Schwestern damals hatten nicht gewußt, was sie in jener Nacht entfesselten, hatten nicht wissen können, welche Kräfte sie in ihm zusammenführten, welche Talente sie unauslöschlich in ihn einbrannten.
    Sie hatten erreicht, was Tausende von Jahren niemandem gelungen war - die Verwandlung eines Zauberers in etwas Mächtigeres, in eine einem ganz besonderen Zweck dienende Waffe. Sie hatten ihn mit einer Macht versehen, stärker als die jedes anderen Lebenden: Sie hatten ihm die Herrschaft über die Seelen anderer gegeben.
    Die meisten waren entkommen, aber fünf von ihnen hatte er getötet.
    Diese fünf genügten. Nachdem er in jener Nacht in ihre Seelen geschlüpft war und sie sich einverleibt hatte, hatte er von ihrem Man, ihrer Lebensenergie, Besitz ergriffen.
    Was nur angemessen war, denn ihr Man war ihnen nicht von Geburt an mitgegeben, sondern es war männliches Man, das sie jungen Zauberern gestohlen hatten - ein seinen rechtmäßigen Besitzern entzogenes Erbgut, um sich Talente zu verschaffen, mit denen sie weder geboren worden waren, noch geboren werden konnten. Noch mehr Namenlose mit Talenten, die sie denen hatten opfern müssen, die sie benötigten oder schlicht begehrten.
    All das hatte Nicholas ihren zitternden Körpern wieder entnommen, als er ihnen bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgerissen hatte. Er hatte sie dafür büßen lassen, daß sie Jagangs Befehlen gehorcht und ihn zu einem in der Schöpfung nicht vorgesehenen Etwas gemacht hatten.
    Nicht nur, daß sie ihn zu einem Schleifer gemacht hatten, sie hatten ihm auch ihr Man überlassen und ihn dadurch unermeßlich viel mächtiger gemacht.
    Als der Hüter nach dem Tod dieser fünf Frauen gekommen war, um sie in sein Reich zu holen, war die Welt für einen Augenblick in tiefste Finsternis versunken. Die Schwestern hatten ihn in jener Nacht vernichtet - nur um ihn sogleich neu zu erschaffen.
    Nun hatte er ein ganzes Leben Zeit, seine neuen Talente zu erkunden und herauszufinden, was sich mit ihnen machen ließe.
    Jagang würde ihn für diese Nacht zweifellos reich belohnen. Er würde zahlen, und zwar mit Freuden, denn Nicholas würde ihm etwas geben, das nur er Nicholas, der Schleifer, ihm geben konnte.
    Noch hatte er nicht entschieden, worin dieser Lohn bestehen sollte, doch er würde ihm und seinen Talenten angemessen sein.
    Er würde seine Talente dazu benutzen, um über Menschenleben zu entscheiden - über das Leben einflußreicher Menschen. Er hatte es nicht mehr nötig, Leute zu den Marterpfählen zu schleifen, denn jetzt, da er nach Belieben in den Geist der Menschen schlüpfen und ihre Seele rauben konnte, wußte er, wie er sich nehmen konnte, wonach es ihn verlangte.
    Er würde diese Menschenleben gegen das eintauschen, was immer er an Reichtum, Macht und Prunk begehrte. Nur angemessen müßte es sein …
    Er würde sich zum Kaiser machen.
    Natürlich nicht nur über dieses unbedeutende Reich mit seinen einfältigen, willenlosen Bewohnern; er würde sich einen Spaß aus seiner Herrschaft machen, auf die Befriedigung jeder nur erdenklichen Laune bestehen, sobald er die Herrschaft über… nun, über etwas Großes erlangt hätte. Was genau das sein würde, hatte er noch nicht entschieden. Die Entscheidung über seinen Lohn war wichtig und sollte nicht übereilt werden. Ihm würde beizeiten schon etwas einfallen.
    Erfüllt von den fünf Seelen, die sich in seinem Innern tummelten, wandte er sich vorn Fenster ab.
    Es war an der Zeit, sich seiner frisch gebündelten Kräfte zu bedienen und endlich Ernst zu machen, wenn er das bekommen sollte, wonach es ihn verlangte.
    Diesmal würde er seinem Ziel näher kommen als noch beim letzten Mal. Die Enttäuschung über sein Unvermögen, näher heranzukommen und es sich genauer anzusehen, war groß.

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