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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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er selbst, und doch bereits viel mehr. Er war zu etwas geworden, was kein Mensch zuvor jemals gewesen war - ein Produkt des Willens und der Wünsche anderer.
    Die Schwestern - vereint durch ihr Talent, Kräfte zu bändigen, die sie alleine niemals hätten bewältigen können und niemals zusammen hätten heraufbeschwören dürfen - hatten ihm ungeheure Kräfte eingeflößt. Sie hatten Mächte in ihm geweckt, die jede Vorstellung sprengten: die Macht, in die Gedanken eines lebenden Menschen einzudringen und diesem seinen Geist, seine Seele, zu entziehen …
    Dieses Talent war nicht erlernbar - er war darin einzigartig. Noch immer war ihm das volle Ausmaß seiner Kräfte nicht bekannt, wußte er nicht, zu was ihn die Seele eines anderen befähigte. Bislang hatte er nur die Oberfläche angekratzt.
    Kaiser Jagang hatte ein Wesen nach seinem Ebenbild schaffen wollen, einen Traumwandler oder eine Art Seelenbruder; jemand, der wie er in den Verstand eines anderen eindringen konnte. Doch was er bekommen hatte, übertraf seine wildesten Phantasien. Nicholas schlüpfte nicht nur in die Gedanken eines anderen wie Jagang; er vermochte bis in dessen Seele vorzudringen und diese sich einzuverleiben.
    Mit dieser Abirrung hatten die Schwestern nicht gerechnet, als sie an seinen Talenten herumgepfuscht hatten …
    Der Raum hinter ihm verschwamm, war jetzt nur noch teilweise vorhanden, denn mittlerweile begann er andere Orte zu sehen, wundervolle Orte, die er mit ganz neuen Augen sah, mit Augen eines Geistes, der nicht länger an die erbärmliche Hülle seines Körpers gebunden war.
    Er stürzte sich auf die zweite Person, die dritte, die vierte …
    »Hasse das Leben, lebe, um zu hassen«, redete er wie zum Trost leise auf sie ein. »Dir wird der Lohn und die Erlösung zuteil werden, die der Tod mit sich bringt.«
    Welch unvergleichliche Erfahrung.
    Beinahe vergleichbar mit den Freuden, die er sich vom Augenblick seines eigenen Todes erhoffte.
    Mit der Herrschaft über die Seele eines Menschen erlangte er die Herrschaft über seine gesamte Existenz. Er wurde für ihn zum Richter über Leben und Tod, er wurde zu seinem Erlöser und hatte die Macht, ihn zu vernichten.
    In vieler Hinsicht glich er den Seelen, die er sich einverleibte - gefangen in seiner irdischen Hülle, war ihm das Leben verhaßt; er haßte es, den Schmerz und die Qualen, die das Leben bestimmten, ertragen zu müssen, gleichwohl fürchtete er den Tod, obwohl er dessen verheißungsvolle, süße Umarmung herbeisehnte.
    Sein Innerstes randvoll vom süßen Chaos vierer Seelen, näherte Nicholas sich taumelnd der fünften Person, die sich in die Ecke verkrochen hatte.
    »Bitte!«, jammerte der Mann im hilflosen Versuch, dem Unabwendbaren zu entgehen. »Nicht, bitte!«
    Plötzlich kam Nicholas der Gedanke, daß die Pfähle im Grunde eher hinderlich waren; ihr Gebrauch erforderte es, daß er die Leute wie wollige Schafe umhertrug, deren Seelen es zu scheren galt. Bei genauerer Überlegung war es geradezu ehrenrührig, daß ein Zauberer von seinen Fähigkeiten sich einer so plumpen Vorrichtung bediente.
    Sein eigentliches Ziel war es, ohne jede Vorwarnung - ohne den Betreffenden zu den Pfählen tragen zu müssen - in den Geist eines anderen hineinzuschlüpfen und ihn sich einzuverleiben.
    Sobald er ohne Einschränkung dazu imstande wäre, nur vor jemanden hinzutreten, ihn zu begrüßen, und anschließend wie ein Dolchstoß in den Kern seiner Seele vorzudringen brauchte, würde er unbesiegbar sein - und unanfechtbar. Niemand würde ihm noch einen Wunsch abschlagen können.
    Noch während der Mann verängstigt vor ihm zurückzuweichen versuchte, streckte Nicholas, getrieben von unbändiger Gier und blindwütigem Haß, und ehe er überhaupt begriff, was er da tat, seine Hand vor und ließ seinen Geist in diesen Mann, in den leeren Raum zwischen seinen Gedanken, eindringen.
    Der Körper der Mannes spannte sich, genau wie bei denen auf den Pfählen, nachdem er sie aufgespießt hatte.
    Er zog seine geballte Faust an dessen Unterleib, entzog ihm seinen Geist und stöhnte auf, als ihn dieses unbeschreibliche Gefühl der auf ihn übergehenden Seele überkam.
    Sie starrten einander an, beide gleichermaßen schockiert, beide bemüht, zu ergründen, was dies für sie bedeutete.
    Der Mann sackte kraftlos nach hinten gegen die Wand und glitt, in stummem, erschreckend nichtigem Todeskampf, lautlos an ihr herab.
    Nicholas begriff, daß er soeben etwas vollbracht hatte, was ihm noch nie zuvor

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