Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Mittlerweile war es Nacht geworden. Diesmal, im Schutz der Dunkelheit, würde er seinem Ziel ganz nahe kommen.
    Nicholas nahm die große, flache Schale vom Tisch und stellte sie vor seinen fünf Opfern auf den Fußboden. Mit übereinander geschlagenen Beinen ließ er sich vor der Schale auf dem Boden nieder. Die Hände auf den Knien, legte er den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken und sammelte die damals von diesen bösen, diesen so entzückend bösen Frauen geschaffenen Kräfte in seinem Innern.
    Sie hatten ihn für einen schäbigen Zauberer gehalten, der, außer als mit der Gabe gesegnetes Wesen aus Fleisch und Blut, mit dem man seine Spiele treiben konnte, nur geringen Wert besaß - ein Opfer im Dienste eines höheren Zwecks.
    Sobald er die Zeit erübrigen konnte, würde er sich auch der restlichen Schwestern der Finsternis annehmen.
    Jetzt jedoch stand etwas Wichtigeres an, und er verbannte die Schwestern aus seinen Gedanken.
    Heute Nacht würde er sich nicht mit dem Blick durch fremde Augen begnügen; heute Nacht würde er die von ihm ausgesandten Seelen erneut begleiten; seine Seele würde bis zu ihnen reisen.
    Er öffnete den Mund, so weit es ging, und ließ seinen Kopf von einer Seite auf die andere pendeln. Die vereinigten Seelen gaben einen Teil von sich preis und ließen diesen in die Schale fließen, wo sie - als Platzhalter während der Reise - in einem seidigsilbrigen, vom sanften Glanz ihrer Verbindung zu seinem längst verflossenen Leben erleuchteten Strudel umeinander kreisten.
    Auch seine Seele ließ einen kleinen Teil ihrer selbst, der bei seinem Körper zurückbleiben sollte, zu den anderen in die Schale gleiten.
    Die Reste der fünf Seelen kreisten, umgeben vom sanften Glanz ihrer Lebenslichter, mit dem Rest der seinen in diesem Hort der Geborgenheit umeinander, derweil er sich auf seinen Aufbruch vorbereitete. Schließlich schickte er seine Seele auf die Reise, so daß, während er auf den Schwingen seiner geborgten Macht in den dunklen Nachthimmel entschwebte, nur die leere Hülle eines am Boden sitzenden Körpers zurückblieb.
    Kein Zauberer zuvor hatte je seinen Körper verlassen können, um seine Seele an das von seinen Gedanken vorgegebene Ziel treiben zu lassen. Schnell wie ein Gedanke jagte er auf der Suche nach seiner Beute durch die Nacht.
    Er forderte die dunklen Schatten auf, einen Kreis um ihn zu bilden, und beschickte sie, kaum hatten sie sich um ihn gesammelt, mit den fünf Seelen. Irgendwo, hinten in einem fernen Raum, entfuhr seinem immer noch zu einem Gähnen, das eigentlich keines war, geöffneten Mund ein Schrei, der dem der fünf ebenbürtig war.
    Während sie am Himmel ihre Kreise zogen, spürte er den Luftzug unter ihren Schwingen, spürte er das Spiel ihrer Federn im Wind, mit dem sie ihre Flugbahn ebenso mühelos bestimmten, wie sein Gedanke nicht nur seine eigene, sondern auch die Seelen der anderen fünf lenkte.
    Er hieß die fünf durch die Nacht jagen, zu ebenjenem Ort an den er auch die Männer beordert hatte. Sie schossen dahin über die Hügel, drehten sich mal hier-, mal dorthin, um das weite Land mit den Augen abzusuchen und den Blick über die kahle Landschaft schweifen zu lassen. Die Dunkelheit umfing ihn wie ein kühles Tuch und hüllte ihn in das unsichtbare Schwarz der Nacht, in das unsichtbare Schwarz seines düsteren Federkleides.
    Als die fünf sich gemächlich kreisend dem Boden näherten, witterte er Aasgeruch - scharf, durchdringend, qualvoll verlockend. Mit ihren Augen, die das Dunkel zu durchdringen vermochten, erfaßte Nicholas das Bild, das sich ihm dort unten bot: ein Ort, übersät mit Leichen. Eine Reihe ihrer Artgenossen hatten sich bereits eingefunden, um sich in einem ungezügelten Delirium aus Reißen und Schlingen an ihnen gütlich zu tun.
    Augenblick - da stimmte etwas nicht. Er konnte sie nirgendwo entdecken.
    Kraft seines Willens kommandierte er seine Schützlinge von dem grausigen Festmahl ab, damit sie sich auf die Suche machten. Das Gefühl dringend gebotener Eile durchfuhr ihn unvermittelt wie ein Schmerz. Was ihm hier durch die Lappen gegangen war, war seine Zukunft - seine Beute drohte ihm zu entgleiten. Er mußte sie finden - unbedingt.
    Er trieb seine Schützlinge zur Eile an.
    Hierher, hier entlang, macht die Augen auf und seht euch genau um. Findet sie, nur zu, ihr müßt sie finden. Macht die Augen auf, verdammt!
    Das hätte niemals geschehen dürfen, die Anzahl der Soldaten war groß genug gewesen. Niemand konnte

Weitere Kostenlose Bücher