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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Lord Rahl?
    Ein dritter Aufschrei.
    Wo konnte er nur sein? Nicholas hatte größte Mühe, trotz der ungeheuren Schmerzen, trotz des verstörenden Sturzes in die Tiefe, sein Sehvermögen nicht zu verlieren.
    Ein glühend heißer Schmerz durchfuhr den vierten Vogel.
    Ehe er sich besinnen, seine Sinne bündeln und sie kraft seines Willens unter sein Kommando zwingen konnte, wurden zwei weitere Seelen ins Nichts der Unterwelt gerissen.
    Wo mochte er nur stecken?
    Die Krallen bereit, spähte Nicholas in die dunkle Nacht.
    Da! Das mußte er sein.
    Mit einer letzten, verzweifelten Kraftanstrengung zwang er die Riesenkrähe, sich in den Sturzflug fallen zu lassen. Dort war er! Hoch oben, viel höher als die anderen. Aus einem unerfindlichen Grund kauerte er hoch oben, weit oberhalb der anderen, auf einem Fels.
    Stürz dich auf ihn. Greif ihn dir.
    Ganz ruhig stand er da, den Bogen gespannt.
    Ein kolossaler Schmerz durchfuhr die letzte Riesenkrähe; schon stürzte ihr der Boden entgegen. Nicholas schrie auf. Wie von Sinnen versuchte er, sich gegen das Trudeln zu stemmen. Er fühlte die Riesenkrähe mit beängstigender Wucht auf dem Fels aufschlagen - doch nur für den Bruchteil eines Augenblicks.
    Keuchend sog Nicholas verzweifelt Luft in seine Lungen. Die sengende Qual seiner abrupten Rückkehr, einer unkontrollierten; ungewollten Rückkehr, bescherte ihm ein heftiges Schwindelgefühl im Kopf.
    Er blinzelte, den Mund weit aufgesperrt, wie um zu schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Vor Anstrengung traten ihm die Augen aus den Höhlen, doch es war kein Schrei zu hören. Er war wieder zurück -ob er wollte oder nicht, er war zurück in seinem Körper. Keine Riesenkrähe unterstützte seinen stummen Schrei mit ihrem Kreischen. Sie waren tot, alle fünf.
    Nicholas wandte sich zu den vier Gepfählten auf den Marterpfählen hinter ihm herum. Das fünfte Opfer lag zusammengesunken in der gegenüberliegenden Ecke. Alle fünf waren tot, ihre Seelen davongeschwebt. Im Raum herrschte eine Stille wie in einer Totengruft. In der Schale vor ihm schimmerte nur noch der Rest seiner eigenen Seele. Er nahm sie wieder in sich auf.
    Lange blieb er in dieser Stille sitzen und wartete, daß das Schwindelgefühl in seinem Kopf nachließ. Es war ein Schock gewesen, sich im Augenblick des Todes im Körper eines anderen Wesens zu befinden -die Seele eines Menschen in dessen Todessekunde in sich zu wissen. Und das gleich fünfmal in rascher Folge. Eine verblüffende Erfahrung.
    Dieser Lord Rahl war ein erstaunlicher Mann. Zuvor bei ihrem ersten Zusammentreffen; hatte Nicholas es noch für ausgeschlossen gehalten, daß er alle fünf treffen würde. Er hatte es lediglich für Glück gehalten. Jetzt, nach dem zweiten Mal. konnte davon nicht mehr die Rede sein. Dieser Lord Rahl war führwahr ein erstaunlicher Mann.
    Hatte er gewollt, er hätte seine Seele erneut auf Reisen schicken und sich neue Augen suchen können, doch er hatte Kopfschmerzen und fühlte sich dem nicht gewachsen. Zudem spielte es ohnehin keine Rolle. Lord Rahl war auf dem Weg nach Westen, auf dem Weg in das große Reich Bandakar.
    Das Reich, das ihm, Nicholas, gehörte.
    Die Menschen dort verehrten ihn.
    Ein Lächeln ging über seine Lippen. Dieser Lord Rahl würde überrascht sein, was für eine Art Mann er bei seinem Eintreffen vorfand. Vermutlich glaubte er, bereits alle möglichen Arten von Männern zu kennen.
    Nicholas den Schleifer kannte er nicht.
    Nicholas den Schleifer, der einst Herrscher D’Haras sein würde, sobald er Jagang jenen Fang übergeben hätte, nach dem sich dieser am meisten sehnte: den Leichnam Lord Rahls, sowie den Körper der noch lebenden Mutter Konfessor.
    Diese beiden würde Jagang für sich selbst beanspruchen.
    Und im Gegenzug würde ihr Reich an Nicholas fallen.

29
    Ann vernahm den fernen Widerhall von Schritten, die sich in dem langen, menschenleeren Gang draußen vor der äußeren Tür ihres vergessenen Verlieses unter dem Palast des Volkes, dem Sitz der Macht in D’Hara, näherten. Längst war sie nicht mehr gewiß, ob es Tag oder Nacht war; in der lautlosen Finsternis war ihr jedes Zeitgefühl abhanden gekommen. Die Laterne sparte sie sich für die Momente auf, da man ihr das Essen brachte, sie in ihrem Reisebuch an Verna schrieb -oder für die Augenblicke, in denen sie sich so allein fühlte, daß sie froh war, zumindest die Gesellschaft einer winzigen Flamme zu haben.
    In der Dunkelheit blieb ihr nichts weiter zu tun, als über ihr Leben und

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