Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Weibsstücke recht verstehe, die sich, je nachdem, wer ihnen ihrer Meinung nach im Leben nach dem Tod die größeren Privilegien zu bieten vermag, Schwestern des Lichts oder Schwestern der Finsternis schimpfen -, daß Ihr diesen kleinen Zauber nicht allein bewirkt, sondern Euch eines entworfenen Banns aus der Burg der Zauberer bedient und ihn mit Hilfe irgendeines Tricks oder Auslösers mitten unter meinen Männern zur Entzündung gebracht habt - vermutlich mit irgendeinem unscheinbaren Gegenstand, den einer von ihnen aus Neugier in die Hand genommen hat.«
Zedd war einigermaßen schockiert, daß es Jagang gelungen war, sich so umfassende Kenntnisse zu beschaffen. Der Kaiser riß einen weiteren mächtigen Bissen aus dem Schinkenstück, ohne sie einen Moment aus den Augen zu lassen. Die Nachsicht in seinem Blick neigte sich dem Ende zu.
»Nun, da Ihr offenbar außerstande seid, derart phantastische Magie allein zu wirken, habe ich einige Dinge aus der Burg der Zauberer herbringen lassen, damit Ihr mir ihre Funktions- und Wirkungsweise erläutern könnt. Ich bin sicher, der Bestand umfaßt eine Vielzahl faszinierender Objekte. Ich möchte einige dieser entworfenen Banne in meinen Besitz bringen, damit sie uns die Pässe nach D’Hara freisprengen, was mir eine Menge Zeit und Ärger ersparen wird. Ohne Zweifel habt Ihr Verständnis für meine Ungeduld, nach D’Hara einzumarschieren und den bescheidenen Widerstand dort ein für alle Mal zu brechen.«
Zedd holte tief Luft und ergriff schließlich das Wort. »Was die meisten dieser Objekte anbelangt, so könntet Ihr mich bis ans Ende aller Zeiten foltern, ich könnte Euch doch nichts erklären - schlicht, weil ich über sie nichts weiß. Im Gegensatz zu Euch kenne ich meine Grenzen. Ich weiß ganz einfach nicht, wie ein solcher Bann aussehen könnte. Und selbst wenn, bedeutet das noch lange nicht, daß ich auch weiß, wie man ihn wirkt. Bei dem, den ich damals benutzte, hatte ich ganz einfach Glück.«
»Das mag alles sein, einige Objekte werden Euch gewiß trotzdem vertraut sein. Schließlich seid Ihr der Oberste Zauberer, habe ich mir sagen lassen; es ist Eure Burg. Eure angebliche Unkenntnis der dort eingelagerten Objekte erscheint mir daher wenig glaubwürdig. Auch wenn Ihr Euch auf Glück beruft, so konntet Ihr offenbar genügend Kenntnisse über diesen entworfenen Lichtbann sammeln, um ihn mitten unter meinen Männern zu zünden; daraus schließe ich, daß Ihr über die mächtigsten dieser Objekte bestens informiert seid.«
»Ihr habt nicht die leiseste Ahnung von Magie«, unterbrach Zedd ihn schroff. »Ihr habt den Kopf voller großartiger Hirngespinste und glaubt, es nur befehlen zu müssen, und schon werden sie in die Tat umgesetzt. Nun, dem ist nicht so. Ihr seid ein Narr, der von echter Magie und ihren Grenzen keine Ahnung hat.«
Über einem der trüben Augen Jagangs schnellte erstaunt eine Braue hoch. »Oh, ich denke, ich weiß weit mehr, als Ihr vielleicht glaubt, Zauberer. Seht Ihr, ich bin ein begeisterter Leser, und ich habe den großen Vorteil, die Gedanken einiger der, sagen wir, bemerkenswertesten mit der Gabe gesegneten Köpfe, die Ihr Euch vorstellen könnt, lesen zu können. Wahrscheinlich weiß ich weit mehr über Magie, als Ihr mir zutraut.«
»Vor allem traue ich Euch dreiste Selbsttäuschung zu.«
»Selbsttäuschung?« Er breitete die Arme aus. »Seid Ihr imstande, einen Schleifer zu erschaffen, Zauberer Zorander?«
Zedd erstarrte. Jagang mußte den Namen aufgeschnappt haben, das war alles. Er las gerne; folglich hatte er den Namen irgendwo gelesen.
»Natürlich nicht; und das vermag zur Zeit auch sonst kein Lebender.«
»Ihr könnt ein solches Wesen nicht erschaffen, Zauberer Zorander. Aber Ihr habt keine Ahnung, wie ungeheuer weit meine Kenntnisse der Magie inzwischen fortgeschritten sind. Seht Ihr, ich habe gelernt, verlorengeglaubte Begabungen wieder ins Leben zu rufen - Künste, die längst als ausgestorben und verloren galten.«
»Ich möchte Euren Träumen eine gewisse Großartigkeit nicht absprechen, Jagang, aber Träumen ist nicht schwer. Eure Träume werden nicht einfach dadurch Wirklichkeit, daß Ihr beschließt, sie lebendig werden zu lassen.«
»Schwester Tahirah hier kennt die Wahrheit.« Jagang deutete mit seinem Messer auf sie. »Erklärt Ihr es ihm, meine Liebe. Sagt ihm, was ich träumen und zum Leben erwecken kann.«
Zögernd trat die Ordensschwester einige Schritte vor. »Es ist, wie Seine Exzellenz sagt.« Sie
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