Das Reich des dunklen Herrschers - 8
vermied es, Zedds mißfälligem Blick zu begegnen, und spielte statt dessen nervös mit ihrem widerspenstigen grauen Haar. »Dank der brillanten Unterweisung Seiner Exzellenz ist es uns gelungen, das alte Wissen teilweise wiederzugewinnen. Unter der kundigen Leitung unseres Kaisers konnten wir einen Zauberer mit Namen Nicholas mit einem Talent ausstatten, wie es die Welt seit dreitausend Jahren nicht gesehen hat. Es ist eine der gewaltigsten Großtaten seiner Exzellenz. Ich kann Euch persönlich versichern, daß es sich genauso verhält, wie Seine Exzellenz sagt; derzeit wandelt wieder ein Schleifer auf Erden. Das ist nicht etwa Wunschdenken, Zauberer Zorander, sondern die Wahrheit.«
»Die Seelen mögen mir beistehen«, fügte sie mit kaum hörbarer Stimme hinzu, »ich war dabei und habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Schleifer das Licht der Welt erblickte.«
»Ihr habt einen Schleifer erschaffen?« Die Hände noch immer auf den Rücken gebunden, machte Zedd einen zornentbrannten Schritt auf die Schwester zu. »Habt Ihr den Verstand verloren, Frau?« Sie wich verängstigt zur hinteren Wand zurück. Zedd richtete seinen Zorn auf Jagang. »Schleifer haben nichts als Unheil angerichtet! Sie sind unkontrollierbar! Ihr müßt verrückt sein, daß Ihr ein solches Wesen erschaffen habt!«
Jagang lächelte boshaft. »Eifersüchtig, Zauberer? Eifersüchtig, daß Ihr zu so etwas nicht fähig seid, daß Ihr keine solche Waffe gegen mich erschaffen könnt, während ich Euch mit ihrer Hilfe Richard Rahl und seine Gemahlin fortnehmen werde?«
»Ein Schleifer verfügt über Kräfte, die Ihr unmöglich beherrschen könnt!«
»Ein Schleifer kann einem Traumwandler nicht gefährlich werden. Mein Talent ist schneller als seins; ich bin ihm überlegen.«
»Wie schnell Ihr seid, spielt keine Rolle - mit Schnelligkeit hat das alles nichts zu tun! Schleifer sind unkontrollierbar und werden niemals tun, was Ihr von ihnen verlangt!«
»Das kann ich zur Zeit wirklich nicht bestätigen.« Auf einen Ellenbogen gestützt, beugte sich Jagang vor. »Eurer Meinung nach braucht man Magie, um seine Untergebenen zu beherrschen, doch auf mich trifft das nicht zu. Weder bei Nicholas noch bei den Menschen überhaupt.
Ihr scheint, im Gegensatz zu mir, von Herrschaft geradezu besessen. Es ist mir gelungen, ein Volk zu finden, das nach dem Willen von Euch und Euresgleichen nicht in Freiheit unter seinen Mitmenschen leben durfte, ein Volk, das von den mit der Gabe Gesegneten vertrieben wurde, ein Volk, das verunglimpft wurde, weil es nicht einen Funken der ach so geschätzten Gabe der Magie besitzt - ein Volk, verhaßt und verbannt, weil Ihr und Euresgleichen es nicht beherrschen konntet. Das war sein einziges Verbrechen: sie entzogen sich der Herrschaft Eurer Magie.«
Jagangs Faust, die krachend auf dem Tisch landete, ließ Teller wie Sklaven gleichermaßen in die Höhe springen.
»So wünscht Ihr Euch die Zukunft der Menschheit: nur wer zumindest einen Funken der Gabe besitzt, darf sich frei bewegen! Und das auch nur, damit Ihr ihn mit Hilfe Eurer Gabe kontrollieren könnt! Wenn ich mir den Ring um Euren Hals betrachte, scheint es Euch geradezu eine Lust zu sein, die ganze Menschheit mit Hilfe von Magie an die Kette zu legen!
Ich habe dieses vertriebene Volk der nicht mit der Gabe Gesegneten gefunden und es in den Schoß der Gemeinschaft ihrer Mitmenschen zurückgeführt. Zum großen Mißfallen und Schrecken von Euch und Euresgleichen berührt Eure widerwärtige Magie sie nicht.«
Zedd vermochte sich nicht vorzustellen, wo Jagang ein solches Volk entdeckt haben wollte. »Und nun habt Ihr einen Schleifer, der es stellvertretend für Euch beherrscht.«
»Ihr habt sie verdammt und ins Exil getrieben; wir haben sie mit offenen Armen aufgenommen; mehr noch, wir wollen die Menschen nach ihrem Vorbild umgestalten. Ihre Sache ist geradezu naturgegeben auch die unsere - die Schaffung einer reinen, vom Makel der Magie befreiten Menschheit. Auf diese Weise wird die Welt endlich in Frieden vereint sein.
Euch gegenüber bin ich im Vorteil, Zauberer; ich habe das Recht auf meiner Seite. Ich brauche keine Magie, um zu obsiegen. Ihr dagegen schon. Mein Streben gilt der bestmöglichen Zukunft für die Menschen, und der Weg dorthin steht unumkehrbar fest.
Mit Hilfe dieser Menschen habe ich Eure Burg erobert, mit ihrer Hilfe habe ich unbezahlbare Schätze in meinen Besitz gebracht. Und Ihr konntet nicht das Geringste tun, um sie daran zu hindern, hab ich
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