Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Männer fähig sind, erspart bleiben wird.«
Leeren Blicks standen die Eltern vollkommen regungslos da, offenkundig außerstande zu begreifen, was sie da soeben hörten.
»Alle paar Stunden werde ich nachsehen kommen, ob es euch, liebe Leute, gelungen ist, den Zauberer und die Hexenmeisterin zu überzeugen, uns die erforderlichen Informationen zu verraten. Sollte euch zunächst noch kein Erfolg vergönnt sein, werde ich mich anderen Dingen widmen und später, sobald ich Zeit finde, noch einmal wiederkommen, um zu prüfen, ob die beiden inzwischen zu reden beschlossen haben.
Achtet jedoch peinlichst darauf, daß der Zauberer und die Hexenmeisterin bei euren Versuchen, sie zur Vernunft zu bringen, nicht ums Leben kommen - tot können sie unsere Fragen nicht beantworten. Nur wenn und falls sie diese Fragen beantworten, werden Eure Kinder wieder freigelassen werden.«
Jagang richtete seine alptraumhaften Augen auf Zedd. »Meine Männer verfügen beim Foltern von Personen über einen reichen Erfahrungsschatz. Wenn Ihr die Schreie aus den umliegenden Zelten hört, werdet Ihr an ihrem Können und ihrer Entschlossenheit gewiß nicht zweifeln. Dennoch solltet Ihr Euch über eins im Klaren sein: Zwar können sie ihre Gäste unter Folter tagelang am Leben halten, Wunder jedoch können sie nicht bewirken. Menschen, insbesondere so junge und zarte Wesen, sind nicht endlos leidensfähig. Sollten diese Kinder sterben, ehe Ihr Euch zur Zusammenarbeit entscheidet, so gibt es genügend andere Familien mit Kindern, die ihren Platz einnehmen können.«
Als Schwester Tahirah seinen Arm packte und ihn Richtung Durchgang zog, vermochte Zedd die Tränen, die ihm übers Gesicht liefen, nicht länger zurückzuhalten. Sofort fiel die Menge der Eltern über ihn her, zerrte an seinen Kleidern und beschwor ihn unter Tränen und hysterischem Geschrei, dem Wunsch des Kaisers zu entsprechen.
Zedd stemmte seine Fersen in den Boden und sträubte sich nach Kräften, bis er vor dem Tisch stehen blieb. Verzweifelte Hände rissen an seinem Gewand. Als er in die tränenüberströmten Gesichter ringsum blickte und jedem einzelnen von ihnen in die Augen sah, verstummten sie.
»Ich hoffe, jetzt begreift ihr endlich, gegen was wir kämpfen. Es tut mir unendlich leid, aber es liegt nicht in meiner Macht, Euren Schmerz in der düstersten Stunde eures Lebens zu lindern. Täten wir, was dieser Mann verlangt, würden zahllose andere Kinder Opfer der brutalen Tyrannei dieses Mannes werden. Ich weiß, es ist euch unmöglich, dies gegen das kostbare Leben eurer Kinder abzuwägen - ich dagegen muß es tun. Mögen die Gütigen Seelen sie rasch bei sich aufnehmen und sie an einen Ort ewigen Friedens geleiten.«
Mehr brachte Zedd angesichts dieser Menschen, angesichts ihrer von völliger Verzweiflung erfüllten Blicke nicht heraus. Mit Tränen in den Augen wandte er sich an Jagang. »Es wird nicht funktionieren, Jagang. Ich weiß, das wird Euch nicht davon abhalten, aber funktionieren wird es dennoch nicht.«
Jagang erhob sich behäbig hinter seiner schweren Tafel. »Es gibt in Eurem Land Kinder im Überfluß. Wie viele davon seid Ihr bereit zu opfern, ehe Ihr der Menschheit endlich ein Leben in Freiheit zugesteht? Wie lange wollt Ihr noch auf Eure starrsinnige Weigerung beharren, ihnen eine Zukunft frei von Leid, Not und Eurer uninspirierten Moral zu gestatten?«
Die schweren Gold- und Silberketten um seinen Hals, die erbeuteten Medaillons und Schmuckstücke vor seiner muskulösen Brust, die Ringe an seinen Fingern funkelten im Schein der Kerze.
Zedd spürte das lähmende Gewicht einer Zukunft unter dem Joch der ungeheuerlichen Vorstellungen dieses Mannes und seinesgleichen, einer Zukunft bar jeder Hoffnung.
»Ihr habt keine Chance, diesen Kampf zu gewinnen, Zauberer. Wie alle, die mit Euch für die Unterdrückung der Menschen kämpfen und das gemeine Volk seinem grausamen Schicksal überlassen wollen, seid Ihr nicht einmal bereit, ein Opfer für das Überleben von Kindern zu bringen. Mit Worten seid Ihr groß, aber Eure Seele ist eiskalt, und Eurem Herzen gebricht es an Mut. Euch fehlt der Wille, das zu tun, was nötig ist, um sich durchzusetzen. Mir nicht.«
Jagang neigte kurz den Kopf, worauf die Schwester Zedd zum Durchgang stieß. Die kreischende, weinende, bettelnde Menge schloß sich um Zedd und Adie, zerrte an ihnen und begrapschte sie in ihrer rasenden Verzweiflung.
In der Ferne vernahm Zedd bereits die entsetzlichen Schmerzensschreie ihrer
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