Das Reich des dunklen Herrschers - 8
bis Fuß. »Nun, Lord Rahl, du hast dich seit unserer ersten Begegnung jedenfalls sehr verändert.« Sie rückte den mit Prägungen verzierten ledernen Waffengurt zurecht, der über dem schwarzen, mit Gold abgesetzten Waffenrock lag. »Irgendwie siehst du aber auch noch ganz genauso aus. Deine Augen sind noch dieselben wie damals.« Sie lächelte ihn an, den Kopf auf die Seite gelegt.
»Ich hab sie gesehen«, rief Jennsen völlig außer Atem, als sie Richard und Kahlan im Dickicht entgegengestürzt kam. »Drüben, auf der anderen Seite; ich konnte sie unten in der Schlucht ganz deutlich erkennen. Sie werden jeden Moment hier oben sein.« Ihr Gesicht strahlte vor Stolz. »Ich hab gesehen, daß Tom sie anführt.«
Erst jetzt bemerkte sie das veränderte Äußere der beiden. Sie machte ein so verblüfftes Gesicht, daß er einen Moment lang glaubte, sie werde einen Knicks vor ihnen machen.
»Donnerwetter«, entfuhr es ihr. »Ihr seht aus, als wärt ihr dazu ausersehen, die Welt zu beherrschen.«
»Na ja«, meinte Richard, »hoffen wir, daß zumindest Owens Gefährten das denken.«
Cara bog einen Fichtenzweig zur Seite und trat in gebückter Haltung unter die Zweige. Sie war jetzt wieder mit ihrem hautengen Lederanzug bekleidet und wirkte genauso furchteinflößend wie damals, als Richard ihr in den prunkvollen Hallen des Palasts des Volkes in D’Hara zum ersten Mal begegnet war.
»Lord Rahl hat mir einmal im Vertrauen gestanden, daß er tatsächlich die Absicht hat, die Welt zu beherrschen«, sagte Cara, die Jennsens Äußerung mitbekommen hatte.
»Wirklich?«
Ihr ehrfürchtiges Gebaren ließ Richard genervt seufzen. »Leider hat sich die Beherrschung der Welt als erheblich schwieriger herausgestellt, als ich dachte.«
»Würdet Ihr mehr auf die Mutter Konfessor und mich hören«, fiel Cara ihm belehrend ins Wort, »würde sie Euch erheblich leichter fallen.«
Richard überhörte Caras Unverschämtheit. »Würdet Ihr bitte alles zusammensuchen? Ich möchte mit Kahlan dort oben sein, ehe Tom mit Owen und seinen Gefährten eintrifft.«
Mit einem Nicken ging Cara daran, die Gegenstände einzusammeln, die sie unter großen Mühen angefertigt hatten; einige warf sie auf einen Haufen, andere zählte sie sorgfältig durch. Richard legte Jennsen eine Hand auf die Schulter.
»Bind Betty an, damit sie erst einmal hier unten bleibt, einverstanden? Dort oben wäre sie uns jetzt nur im Weg.«
»Ich werd mich darum kümmern«, erwiderte Jennsen, während sie nervös ihre rötlichen Locken zurechtzupfte. »Ich werde dafür sorgen, daß sie uns weder stört noch weglaufen kann.«
Ihr war deutlich anzumerken, daß sie es kaum noch erwarten konnte, Tom wiederzusehen. »Du siehst bezaubernd aus«, versicherte ihr Richard. Sofort kehrte ihr Lächeln zurück und verbannte alle Angespanntheit aus ihren Zügen. Sie schnappte sich Bettys Strick und hielt sie zurück, als Richard, neben sich Kahlan, zwischen den letzten Bäumen hindurch auf die offene Felsfläche trat. Düstere, tiefe Wolken schienen an den Hängen der umliegenden Berge zu kleben. Jetzt, da die hoch in den Himmel ragenden schneebedeckten Gipfel nicht mehr zu erkennen waren, hatte Richard unter der Decke aus tiefhängenden, Unheil verkündenden Wolken das Gefühl, dem Dach der Welt ganz nah zu sein.
Am Ende des Pfades erwartete sie der hoch aufragende steinerne Wächter, den Paß selbst und weit dahinter die Säulen der Schöpfung wie eh und je in seinem wachsamen Blick. Als sie auf ihn zugingen, suchte Richard den Himmel in der Nähe mit den Augen ab, konnte aber nur einige kleinere Vögel erkennen, die durch das Geäst eines nahen Fichtenwäldchens flatterten. Zu seiner Erleichterung hatten sich die Riesenkrähen, seit sie diesen alten Fußpfad hinauf zum Paß betreten hatte, nicht mehr blicken lassen.
In der ersten Nacht auf dem Paß, ein Stück weiter unten am Hang im dichteren Wald, hatten sie einen gemütlichen Unterschlupf errichtet, der erst fertig geworden war, als sich bereits die Dunkelheit über die endlosen Wälder legte. Gleich am nächsten Morgen hatte Richard die Statue selbst sowie die ebenen Flächen des Sockels vom Schnee befreit und dabei weitere Inschriften entdeckt.
Mittlerweile hatte er ein wenig mehr über den Mann, dessen Statue man dort, mitten auf dem Paß, errichtet hatte, in Erfahrung bringen können. Ein kleiner Schneeschauer hatte die Inschriften inzwischen wieder mit einer feinen Pulverschicht bedeckt und die Worte in der lange
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