Das Reich des dunklen Herrschers - 8
diese Weise zu zwingen, eure sehr realen Probleme für euch zu lösen.«
Richards Worte schienen einige Männer verwirrt zu haben, andere dagegen wirkten eher peinlich berührt. Wieder andere starrten ihn nur mit staunenden Augen an. Niemand aber schien gewillt, irgendwelche Einwände vorzubringen, und so ließen sie ihn ohne Unterbrechung fortfahren.
»Die Menschen in der Alten Welt waren genauso - und sind es bis heute. Auch sie gaben vor, keine Magie zu wollen, aber als dies plötzlich Wirklichkeit zu werden drohte, mochten sie nicht mehr auf sie verzichten. Die Imperiale Ordnung verhält sich ebenso. Sie sind unter dem Vorwand, für die Befreiung der Menschheit von der Magie zu kämpfen, in die Neue Welt einmarschiert und erzählen jedem, der es hören will, welch nobler Zweck dies sei - und doch bedienen sie sich zur Erreichung dieses erklärten Zieles der Magie. Sie behaupten, Magie sei schlecht, und doch machen sie sie sich zu eigen.
Ihr Anführer, Kaiser Jagang, bedient sich der mit Magie Gesegneten, um seine Ziele durchzusetzen, zu denen erklärtermaßen das Ausmerzen der Magie gehört. Obschon der Traumwandler Jagang ein Nachfahre jener Traumwandler aus alter Zeit ist, deren Talent eindeutig auf Magie zurückgeht, hält er sich nach wie vor für befähigt, sein Reich zu führen. Obwohl er Magie besitzt - nach seinen eigenen Worten ein Grund, den Menschen jedes Mitspracherecht für die Zukunft abzusprechen -, nennt er sich Jagang, der Gerechte.
Was immer diese Leute zu glauben vorgeben, ihr Ziel ist - schlicht und einfach - die Beherrschung von Menschen. Sie verbergen ihr Machtstreben hinter nobel klingenden Worten. Jeder Tyrann hält sich für anders, und doch sind alle gleich. Ihre Herrschaft gründet sich allein auf rücksichtslose Gewalt.«
Owen, die Stirn zerfurcht von tiefen Falten, versuchte dies alles zu begreifen. »Die Menschen in der Alten Welt haben sich also nicht an ihre eigenen Regeln gehalten, an das, was sie zu glauben vorgaben. Aber wenn sie gepredigt haben, daß die Menschen ohne Magie besser dran seien, und trotzdem nicht auf Magie verzichten wollten, müssen sie doch innerlich zerrissen gewesen sein.«
»So ist es.«
Owen deutete auf die Statue. »Und was hat es mit diesem Mann auf sich? Warum sitzt er hier, wenn er gegen das war, was sie gepredigt haben?«
Über der hoch in den Himmel ragenden Statue ballten sich düstere Wolken zusammen. Die kalte, schwere, feuchte Luft schien völlig still zu stehen. Es war, als wollte das heraufziehende Unwetter noch mit dem Ausbruch warten, um erst das Ende der Geschichte anzuhören.
»Dieser Mann sitzt hier, weil er dafür gekämpft hat, die Bewohner der Alten Welt vor etwas zu bewahren, was sie noch mehr fürchteten als Magie«, erklärte Richard.
Er sah hoch in das entschlossene Gesicht, dessen Augen für alle Zeiten auf die Säulen der Schöpfung gerichtet schienen.
»Dieser Mann«, fuhr Richard ruhig fort, »dieser Zauberer mit Namen Kaja-Rang, scharte alle von der Gabe völlig Unbefleckten - die Säulen der Schöpfung, die aus der Neuen Welt hierher verbannt worden waren - sowie alle, die sich mit ihnen verbunden hatten, während sie hier lebten, um sich und schickte sie dorthin.«
Richard deutete auf einen fernen Punkt weit jenseits der Statue.
»All diese Menschen versammelte er an diesem ringsum von Bergen geschützten Ort und umgab sie mit einer tödlichen Grenze, die quer über diesen Paß verlief, so daß sie diesen Ort nie wieder verlassen konnten, um sich unter die übrigen Menschen zu mischen.
Kaja-Rang war es auch, der diesen Menschen ihren Namen gab: die Bandakaren. Der Begriff Bandakar entstammt einer sehr alten Sprache mit Namen Hoch-D’Haran und bedeutet ›die Verbanntem. Dieser KajaRang hat sie dort eingesperrt, um sein eigenes Volk vor den von der Gabe völlig Unbeleckten, von denen, die immun waren gegen Magie, zu retten.
Die Nachkommen dieses verbannten Volkes«, erklärte Richard den vor ihm stehenden Männern, »seid Ihr. Ihr seid die Nachkommen Alric Rahls, die Nachkommen jenes Volkes, das in die Alte Welt ins Exil geschickt wurde. Ihr seid die Nachkommen des Geschlechts der Rahls. Ihr und ich, wir haben dieselben Vorfahren. Das Volk der Verbannten seid ihr.«
Auf dem Kamm des Passes, vor der Statue Kaja-Rangs, herrschte Totenstille. Die Männer waren starr vor Schock.
Und dann brach ein Höllenlärm los. Richard unternahm nichts, um sie daran zu hindern, um sie wieder zu beruhigen. Statt dessen stellte
Weitere Kostenlose Bücher