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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Richard ihr seinen Arm entgegenstreckte, nahm sie die beschützende Geste dankbar an.
    »Dies ist meine Schwester, Jennsen Rahl«, stellte Richard sie vor. »Sie wurde, genau wie jeder einzelne von euch, von der Gabe völlig unbeleckt geboren. Unser gemeinsamer Vater hat versucht, sie zu töten, so wie es Tausende von Jahren bei nicht mit der Gabe geborenen Nachkommen üblich war.«
    »Und Ihr?«, warf jemand ein, der offenbar noch immer skeptisch war. »Werdet Ihr sie nicht verstoßen?«
    Richard zog sie mit dem Arm zu sich heran. »Warum sollte ich? Für welches Verbrechen sollte ich sie verstoßen? Weil sie als Frau und nicht, wie ich, als Mann geboren wurde? Weil sie kleiner ist als ich?
    Weil sie rotes und nicht blondes Haar hat? Weil ihre Augen blau sind und nicht grau? … Weil sie nicht mit der Gabe gesegnet ist?«
    Die Männer traten verlegen von einem auf den anderen Fuß und verschränkten die Arme vor dem Körper. Einige wandten, spürbar peinlich berührt, daß jemand nach seinen Ausführungen überhaupt diese Frage gestellt hatte, die Augen ab.
    »Sie ist wunderschön, gescheit und weiß ihren Verstand zu gebrauchen. Auch sie kämpft um ihr Recht auf Leben, und das mit angemessenen Mitteln. Und weil sie, wie ich, den Wert des Lebens kennt, nehme ich sie mit offenen Armen auf.«
    In diesem Augenblick vernahm Richard ein Meckern und drehte sich herum. Betty, hinter sich das lose Seilende, kam den Hang heraufgetrottet. Jennsen schnappte sich den Strick und betrachtete das lose Ende. Richard sah sofort, daß es durchgebissen war.
    »Was hast du bloß wieder angestellt, Betty«, schimpfte sie und drohte der verstockten Ziege mit dem ausgefransten Ende des Stricks.
    Betty, sichtlich stolz auf sich selbst, antwortete mit einem fröhlichen Meckern.
    Jennsen stieß einen tiefen Seufzer aus und entschuldigte sich achselzuckend bei Richard.
    Unterdessen waren die Männer unter ängstlichem Gemurmel zurückgewichen.
    »Ich bin keine Hexe«, rief Jennsen ihnen erbost zu. »Nur weil ich rote Haare habe, bedeutet das noch lange nicht, daß ich eine Hexe bin.«
    Das schien die Männer nicht im Mindesten zu überzeugen.
    »Ich hatte bereits mit einer überaus echten Hexe zu tun«, versuchte Richard sie zu beschwichtigen. »Daher kann ich euch versichern, rotes Haar hat nichts zu bedeuten. Das stimmt einfach nicht.«
    »Es stimmt sehr wohl«, beharrte einer. Er zeigte auf Betty. »Das da ist ihr dienstbarer Geist.«
    Richard runzelte die Stirn. »Dienstbarer Geist?«
    »Ganz recht«, bestätigte ein anderer. »Eine Hexe hat stets einen Vertrauten bei sich. Sie hat ihren dienstbaren Geist gerufen, und da ist er gekommen.«
    »Gerufen?« Jennsen schwenkte das zerfranste Seilende vor ihren Augen. »Ich hatte sie an einem Baum festgebunden, und sie hat den Strick durchgenagt.«
    Einer drohte ihr mit erhobenem Finger. »Ihr habt sie mit Magie gerufen, und sie ist gekommen.«
    Die Hände wütend zu Fäusten geballt, trat Jennsen einen Schritt auf die Männer zu. Wie auf ein Kommando wichen sie einen Schritt zurück.
    »Ihr alle hattet Familie und Freunde - ihr alle habt in einer Gemeinschaft gelebt. Ich dagegen hatte nie Freunde; ich konnte keine haben, weil meine Mutter und ich unser Leben lang vor meinem Vater davonlaufen mußten, um nicht aufgegriffen zu werden. Hätte er mich gefaßt, hätte er mich gefoltert und schließlich umgebracht - wie er es auch mit euch getan hätte. Wahrend meiner ganzen Kindheit konnte ich nie Freunde haben, deshalb hat mir meine Mutter Betty geschenkt. Betty war damals gerade geboren; wir sind zusammen aufgewachsen. Sie hat ihren Strick durchgenagt, weil ich die Einzige bin, die ihr jemals nahe stand und sie ganz einfach bei mir sein wollte.
    Ich wurde, wegen des Verbrechens meiner Geburt, von allen anderen verbannt - genau wie eure Vorfahren. Ihr wißt, wie ungerecht und schmerzhaft eine solche Verbannung ist, und nun wagt ihr es, mich abzuweisen, nur weil ich rote Haare und als Haustier eine Ziege habe? Ihr seid nichts weiter als ein Haufen rückgratloser Feiglinge und Heuchler!
    Erst vergiftet ihr den einzigen Menschen auf der ganzen Welt, der den Mut besitzt, eure Verbannung aus dem Rest der Menschheit zu beenden, und jetzt habt ihr Angst vor mir und weist mich aufgrund eures albernen Aberglaubens zurück. Ich wünschte, ich besäße Magie, denn dann würde ich euch alle für eure Herzlosigkeit zu einem Häuflein Asche verbrennen!«
    Richard legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie

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