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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sein.

57
    Der Fluß, der die Stadt teilte, war breiter, als Kahlan erwartet hatte. Seine steilen Uferböschungen waren, jedenfalls in diesem Teil der Stadt, mehrere Dutzend Fuß hoch und mit großen Steinquadern eingefaßt. Die Brücke selbst, breit genug, daß zwei Wagen einander passieren konnten, überspannte den Fluß auf zwei Bögen und besaß an der Seite ein Geländer auf einfachen steinernen Pfeilern. Die unten dahinströmenden Fluten waren schwarz und reißend - gefährlich.
    Kahlan ging weiter bis zum Fuß der Brücke und blieb dort erneut stehen. Der Mann auf der anderen Seite beobachtete sie.
    »Habt Ihr das Gegenmittel?«, rief sie zu ihm hinüber.
    Er hielt einen Gegenstand, offenbar ein kleines Fläschchen, hoch über seinen Kopf, ließ den Arm wieder sinken und deutete auf die Brücke. Offenbar wollte er, daß sie zu ihm kam.
    »Mutter Konfessor«, flehte Owen sie an, »wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen?«
    Sie blickte in seine tränenfeuchten Augen. »Was gibt es da zu überlegen? Wenn ich diese Chance ungenutzt ließe, würde ich mir nicht mehr in die Augen sehen können.
    Wir führen diesen Krieg, um Barbaren wie ihm Einhalt zu gebieten, Barbaren, die uns mit Tod überziehen, die unseren Tod wollen, weil sie es nicht ertragen, daß wir ein Leben nach unseren eigenen Vorstellungen führen. Diesen Menschen ist das Leben verhaßt, sie verherrlichen den Tod. Deshalb verlangen sie, daß wir werden wie sie und ihnen in ihrem Elend Gesellschaft leisten.
    Als Mutter Konfessor habe ich der Imperialen Ordnung erbarmungslose Rache geschworen. Jedes Abweichen von diesem Kurs wäre glatter Selbstmord. Ich denke nicht daran, mir irgend etwas anders zu überlegen.«
    »Und was sollen wir Lord Rahl ausrichten?«, fragte Tom.
    Ein Lächeln ging über ihre Lippen. »Daß ich ihn liebe, auch wenn er das längst weiß.«
    Kahlan löste die Schnalle ihres Schwertgurtes und reichte ihn Jennsen. »Owen, du kommst mit mir.«
    Kahlan wollte bereits los, als Jennsen noch einmal die Arme um sie schlang und sie verzweifelt an sich drückte. »Sei unbesorgt«, sagte sie leise. »Wir werden Richard das Gegenmittel bringen, und dann kommen wir zurück und holen dich.«
    Kahlan umarmte sie kurz, dankte ihr leise, dann trat sie auf die Brücke. Owen ging wortlos neben ihr her.
    Der Mann auf der anderen Seite beobachtete sie, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    In der Mitte der Brücke blieb Kahlan stehen. »Bringt mir jetzt das Fläschchen«, rief sie zur anderen Seite hinüber.
    »Kommt hierher zu mir, dann könnt Ihr es haben.«
    »Wenn Ihr mich wollt, müßt Ihr bis zur Brückenmitte kommen und das Fläschchen diesem Mann hier übergeben, der es dann, entsprechend Nicholas’ Angebot, überbringen wird.«
    Der Mann verharrte eine Weile regungslos auf der Stelle, so als dächte er nach. Er sah aus wie ein Soldat und entsprach keineswegs der Beschreibung Nicholas’, die Owen ihr gegeben hatte. Schließlich machte er sich auf und betrat den Brückenbogen. Owen raunte ihr zu, er sehe aus wie der Kommandant, den er bei Nicholas gesehen habe. Kahlan wartete ab und beobachtete den Mann, der sich ihr im Mondlicht näherte. An der einen Seite trug er ein Messer, an seiner anderen Hüfte ein Schwert.
    Er hatte sie fast erreicht, als er unvermittelt stehenblieb und wartete.
    Kahlan streckte ihre Hand vor. »In dem Brief war von einem Austausch die Rede. Meine Person gegen etwas, das sich in Nicholas’ Besitz befindet.«
    Der Mann mit der seitlich gekrümmten platten Nase grinste. »So stand es dort geschrieben.«
    »Ich bin die Mutter Konfessor. Entweder Ihr händigt mir das Fläschchen jetzt aus, oder Ihr sterbt gleich hier auf der Brücke.«
    Er holte das rechteckige Fläschchen aus seiner Tasche hervor und legte es ihr in die Hand. Kahlan konnte erkennen, daß es mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Sie entkorkte es und roch daran; es verströmte, wie die anderen Fläschchen mit dem Gegenmittel zuvor, ein schwaches Zimtaroma.
    »Dieser Mann wird umgehend mit dem Fläschchen zurückgehen«, erklärte Kahlan dem finster dreinblickenden Soldaten, indem sie das Fläschchen an Owen weitergab.
    »Und Ihr werdet mit mir kommen«, erwiderte dieser und faßte sie am Handgelenk. »Oder wir alle sterben hier auf dieser Brücke. Er darf gehen, wie ausgemacht, aber wenn Ihr zu fliehen versucht, sterbt Ihr.«
    Kahlan sah Owen an. »Geh jetzt«, knurrte sie.
    Owens Blick schweifte zu dem Mann mit dem schwarzen Haaren, dann

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