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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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in die Schlucht. Eine Bewegung nahm seine Aufmerksamkeit gefangen. Die knochigen Finger auf das grobe Steingeländer gestützt, beugte er sich ein wenig vor, um genauer hinzusehen. Tief unten erblickte er zwei riesenhafte schwarze Vögel, die durch den schmalen Spalt im Bergmassiv glitten. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen und wußte nicht was er von dem Anblick halten sollte.
    Als er sich wieder zur Burg herumdrehte, meinte er hoch oben über der Burg drei weitere Exemplare dieser riesigen Vögel im Verband vorübergleiten zu sehen. Wahrscheinlich hatte er sich nur in der Entfernung getäuscht - vermutlich aufgrund unzureichender Ernährung. Er entschied, daß es sich um Raben handeln müsse, und versuchte seine Entfernungsschätzung zu korrigieren, doch da waren sie bereits außer Sicht. Ein Blick hinunter in die Tiefe ergab, daß auch die beiden anderen nicht mehr zu sehen waren.
    Als er unter dem eisernen Fallgatter hindurchging und vom freundlichen Zauber der Burg umfangen wurde, befiel ihn plötzlich ein Gefühl der Verlorenheit. Er vermißte seine längst verstorbene Frau Erilyn, ebenso wie seine vor langer Zeit verstorbene Tochter, Richards Mutter, und - bei den Gütigen Seelen - vor allem vermißte er Richard. Dann fiel ihm ein, daß Richard jetzt mit seiner eigenen Frau zusammen war, und ein Lächeln ging über seine Lippen. Noch immer fiel es ihm zuweilen schwer, sich Richard als erwachsenen Mann vorzustellen.
    Im Innern der Burg erwachten die Lampen entlang der Wand artig brennend zum Leben, als der Oberste Zauberer Zeddicus Zu’l Zorander auf seinem Weg in die Tiefen der weitläufigen Bergfeste durch die Flure und prachtvollen Säle schritt. Wann immer er an einem der von ihm selbst angebrachten Netze vorüberkam, überprüfte er die Beschaffenheit ihrer Magie und vergewisserte sich, daß sie unberührt waren. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. Nicht, daß er erwartet hätte, jemand wäre so töricht, den Versuch zu machen, in die Burg einzudringen, andererseits wimmelte es in der Welt nur so von Narren. Im Grunde war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken, überall im Gebäude - zusätzlich zu den gefährlichen Schilden, mit denen die Burg ohnehin bereits gesichert war - gefährliche Netze in so großer Zahl zurückzulassen, gleichwohl wagte er nicht, in seiner Wachsamkeit nachzulassen.
    Als er die lange Anrichte in einem der hohen Versammlungssäle passierte, fuhr Zedd, wie seit frühester Jugendzeit gewohnt, mit dem Finger durch die glatte Vertiefung im Rand der bunt gescheckten, schokoladenbraunen Marmorplatte. Plötzlich hielt er inne, betrachtete nachdenklich den Büffetschrank und erinnerte sich, daß in einer seiner Schubladen ein Gegenstand lag, zu dem er sich plötzlich wie magnetisch hingezogen fühlte: Vor vielen Jahren hatte er dort ein Knäuel feiner schwarzer Kordel zurückgelassen, wie man sie zur Befestigung von Borten und anderem Zierrat an den Lampenarmen des Versammlungssaales benutzte, wenn die Dekorationen für das Herbstfest angebracht wurden.
    Und tatsächlich, in der mittleren Lade fand er das Knäuel aus feiner Schnur. Er nahm es an sich und ließ es in einer seiner Taschen verschwinden. Dann löste er einen mit sechs kleinen Glöckchen versehenen Zauberstab aus seiner Wandhalterung neben der Anrichte. Der Zauberstab, einer von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden in der Burg, war früher zum Rufen des Personals benutzt worden. Er seufzte bei sich. Mittlerweile war es viele Jahrzehnte her, daß die letzten Bediensteten mit ihren Familien in der Burg gelebt hatten. Er erinnerte sich noch gut, wie ihre Kinder herumgetollt waren und in den Fluren gespielt hatten, er erinnerte sich an das frohe Lachen, das in der gesamten Burg zu hören gewesen war und das alte Gemäuer mit Leben erfüllt hatte.
    Eines Tages, schwor er sich, würden wieder Kinder lachend durch diese Flure toben - Richards und Kahlans Kinder.
    Die steinernen Mauern waren immer wieder von Fenstern und Öffnungen unterbrochen, so daß eine Vielzahl der Flure und Säle mit Licht versorgt wurden, andere Winkel dagegen waren weniger gut ausgeleuchtet. Zedd fand eine dieser dunkleren Ecken, deren trübes Licht seinen Vorstellungen entsprach. Er spannte ein Stück Kordel mit einem der Glöckchen in die Türöffnung und wickelte es auf beiden Seiten um eine steinerne Zierleiste. Dann setzte er seinen Weg durch das Labyrinth aus Fluren und Hallen fort und machte gelegentlich Halt, um weitere mit einem

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