Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Sabar. sitzen zu bleiben. »Wo befindet sie sich jetzt?«, erkundigte er sich.
»Nicci trug mir auf, Euch auszurichten, sie hätte so lange gewartet, wie es nur ging, doch dann hätten dringende Ereignisse sie gezwungen aufzubrechen.«
Richard stieß einen enttäuschten Seufzer aus. »Uns ist auch einiges dazwischengekommen. Wir waren bereits auf dem Weg zu Nicci, muß-ten dann aber einen Umweg machen. Wir hatten keine andere Wahl.«
Sabar nickte verständnisvoll. »Ich war ziemlich besorgt, als sie zurückkehrte und berichtete, Ihr wärt am vereinbarten Treffpunkt nicht erschienen, bis sie uns schließlich erklärte, Ihr wärt bestimmt wegen einer dringenden Angelegenheit verhindert.
Auch Victor Cascella, der Schmied, war überaus besorgt, als Nicci uns davon erzählte. Er war davon ausgegangen, Ihr würdet mit Nicci zurückkommen, und sagte, er kenne noch andere Orte, Orte, wo er und Priska gelegentlich zu tun hätten, um Materialien und Ähnliches zu besorgen, die ebenfalls kurz vor einem Aufstand stünden. Die Menschen dort hätten von den Geschehnissen in Altur’Rang und vom Sturz der Imperialen Ordnung gehört und daß es den Menschen dort allmählich besser gehe. Er kenne ein paar freiheitsliebende Männer in diesen Orten, die, wie wir früher auch, größte Mühe hätten, unter der Tyrannei der Imperialen Ordnung ihr Auskommen zu finden, und die sich nach Freiheit sehnen. Sie haben Victor um Hilfe gebeten.
Einigen Ordensbrüdern der Bruderschaft der Imperialen Ordnung ist es gelungen, aus Altur’Rang zu fliehen. Sie sind in diese Orte gegangen, um sicherzustellen, daß der Aufstand sich nicht bis dort ausweitet. Dabei gehen sie mit ungeheurer Grausamkeit gegen jeden vor, der sich eines Umsturzversuches verdächtig macht, was schon zahllose Menschen das Leben gekostet hat - Unschuldige, aber auch solche, die im Kampf für den Sturz der Imperialen Ordnung unverzichtbar sind.
Mittlerweile sind die Ordensbrüder in sämtliche wichtigen Städte ausgeschwärmt, um sich die Kontrolle über die Regierungseinrichtungen zu sichern. Einige dieser Priester haben sich bestimmt bereits auf den Weg gemacht, um Jagang vom Fall der Stadt Altur’Rang, vom Verlust zahlreicher Beamten während der Kämpfe dort und vom Tod Bruder Narevs sowie des engsten Kreises seiner Anhänger zu unterrichten.«
»Jagang weiß längst von Bruder Narevs Tod«, warf Jennsen ein und reichte ihm einen Becher Wasser.
Sabars Lächeln war seine Genugtuung über ihre Bemerkung anzusehen. Er dankte ihr für das Wasser, dann beugte er sich vor zu Richard und Kahlan und fuhr mit seiner Geschichte fort.
»Priska ist überzeugt, daß die Imperiale Ordnung den Erfolg des Aufstandes in Altur’Rang mit aller Gewalt wieder rückgängig machen will; etwas anderes kann sie sich auch gar nicht erlauben. Seiner Meinung nach sollten wir uns nicht um die Ausweitung der Revolution sorgen, sondern Vorkehrungen zu unserer Verteidigung treffen und jeden Mann bereithalten, da die Imperiale Ordnung gewiß zurückkehren wird, um die Bevölkerung Altur’Rangs bis auf den letzten Mann niederzumetzeln.«
Sabar hielt zögernd inne; Priskas unverblümte Warnung machte ihm sichtlich zu schaffen. »Victor hingegen meinte, wir sollten das Eisen schmieden, solange es heiß ist, und Vorsorge für eine gerechte und sichere Zukunft treffen, statt abzuwarten, bis die Imperiale Ordnung ihre Kräfte neu formiert hat, um uns ebendiese Zukunft vorzuenthalten. Seiner Meinung nach wird die Imperiale Ordnung die Revolte, wenn sie sich erst einmal wie ein Flächenbrand ausgebreitet hat, nicht ohne weiteres wieder austreten können.«
Richard fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Gesicht. »Ich denke, Victor hat Recht. Wenn die Männer dort versuchen, Altur’Rang zum einzigen Hort der Freiheit im Herzen des Feindeslandes zu machen, wird der Orden mit brutaler Gewalt dort einmarschieren und dieses Herz herausschneiden. Die abartigen Vorstellungen der Imperialen Ordnung haben keine Überlebenschance - das wissen diese Leute, weswegen sie ihre Überzeugungen auch nur mit Gewalt durchsetzen können. Ohne die Tyrannei der Gewalt würde der Orden wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.
Jagang hat zwanzig Jahre darauf verwendet, ein Straßennetz zu schaffen, um die vielfältige und innerlich zerrissene Alte Welt zur Imperialen Ordnung zu vereinigen. Doch solange Jagang mit seiner gewaltigen Armee im Norden steht, ist die Imperiale Ordnung hier vor Ort zwangsläufig geschwächt.
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