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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nichts deutete darauf hin, daß sich in der Nähe jemand herumtrieb. Die Stadt war völlig menschenleer, auch wenn sich immer wieder ein paar versprengte Soldaten aus den Bergen hierher verirrten.
    Nach den durch das Lichtnetz verursachten Verwüstungen war im Feldlager der Imperialen Ordnung Panik ausgebrochen; viele Soldaten waren in heilloser Verwirrung in die Berge geflüchtet. Später, als sich die Armee neu formierte, hatte eine nicht unbeträchtliche Zahl Soldaten beschlossen, nicht zu ihren Einheiten zurückzukehren und statt dessen zu desertieren. Zehntausende dieser Deserteure waren zusammengetrieben und massakriert, ihre Leichen der Verwesung überlassen worden - als Warnung, was ein jeder zu gewärtigen hatte, der den Kampf zur Mehrung des Ruhmes der Imperialen Ordnung - oder wie man es in der Imperialen Ordnung selbst zu nennen pflegte, den Kampf für den höheren Zweck - aufgegeben hatte. Den größten Teil der übrigen in die Berge geflohenen Männer hatte daraufhin ein Sinneswandel überkommen, und sie waren nach und nach, einzeln oder in versprengten Gruppen, wieder in ihr Feldlager zurückgekehrt.
    Trotzdem gab es noch immer einige, die weder hatten zurückkehren wollen, noch gefangengenommen worden waren. Nach dem Abzug der Armee Jagangs waren sie eine Zeit lang immer wieder einzeln oder in kleinen Gruppen halb verhungert auf der Suche nach Lebensmitteln oder Beutegut in der Stadt aufgetaucht. Zedd hatte längst den Überblick verloren, wie viele dieser Soldaten er bereits getötet hatte.
    Nichtsdestoweniger war er einigermaßen sicher, daß diese versprengten Krieger mittlerweile alle tot waren. Die Truppen der Imperialen Ordnung setzten sich größtenteils aus Bewohnern von Städten und kleineren Ortschaften zusammen, Männern, die es nicht gewohnt waren, in der freien Natur zu überleben. Ihre Aufgabe war es, den Feind zu überrennen - zu töten, zu vergewaltigen, einzuschüchtern und zu plündern. Für ihre Versorgung mit Nachschub hatte man eigens ein ganzes logistisches Korps bereitgestellt; so gelangte ein niemals endender Strom aus Versorgungsgütern ins Lager, nur um dort zum Wohl und zur Ernährung der Truppen verteilt zu werden. Bei aller Barbarei, diese Soldaten, deren Überleben von diesem Korps abhing, waren auf diesen Nachschub angewiesen. Auf sich gestellt in den weglosen Bergwäldern rings um Aydindril würden sie nicht lange überdauern.
    Indes, Zedd hatte schon eine Weile keine mehr zu Gesicht bekommen. Er war einigermaßen sicher, daß die versprengten Soldaten entweder verhungert, getötet worden oder längst wieder nach Süden, in die Alte Welt, zurückgekehrt waren.
    Allerdings bestand stets die Möglichkeit, daß Jagang Meuchler nach Aydindril geschickt hatte; manche dieser Meuchler konnten Schwestern des Lichts, oder schlimmer, Schwestern der Finsternis sein. Aus diesem Grund verließ Zedd nur selten den Schutz der Burg, und wenn, dann nur unter größter Vorsicht, zumal er sich ohnehin nur äußerst ungern in dieser allen Lebens beraubten Stadt umsah. Sie war ein Großteil seines Lebens sein Zuhause gewesen; noch gut erinnerte er sich an die Zeiten, als die Burg der Zauberer ein Dreh- und Angelpunkt geschäftigen Treibens war - nicht ganz so wie einst gewiß, aber doch voller Menschen und Leben. Ohne die Gespräche vom Balkon zu einem Nachbarn im Fenster auf der anderen Straßenseite, ohne das Geschiebe auf dem Markt wo reger Handel getrieben wurde, wirkte sie trostlos. Es war noch gar nicht lange her, da waren die Menschen für einen kurzen Plausch in einer Tür stehen geblieben, während Straßenhändler ihre Wagen in Karren durch die engen Gassen gezogen hatten und spielende Kinder durch das Gedränge gesprungen waren. Der deprimierende Anblick der unbelebten Straßen entlockte Zedd einen traurigen Seufzer.
    Wenigstens waren diese Menschen jetzt, wenn auch fern ihrer Heimat, in Sicherheit. Trotz der zahlreichen grundlegenden Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und den Schwestern des Lichts wußte er, daß ihre Prälatin, Verna, sowie die übrigen freien Schwestern über sie wachen würden.
    Jagangs Abzug aus der Stadt hatte nur einen einzigen Grund gehabt: Er hatte es auf ebendiese d’Haranische Armee abgesehen. Mit der Besetzung einer verlassenen Stadt war der Krieg für die Imperiale Ordnung nicht zu gewinnen; sie mußte ein für allemal jeden Widerstand brechen, damit niemand mehr die Lehren des Ordens mit seinem glücklichen Leben in Wohlstand und Frieden Lügen

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