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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihm schwindelig, und die in Wellen auftretende Übelkeit drohte ihm den Magen umzudrehen. Wahrscheinlich hatte er sich sein ganzes Leben noch nicht so elend gefühlt. Er hatte gar nicht gewußt, daß man ein so heftiges Verlangen verspüren konnte, sich zu übergeben, ohne es tatsächlich zu tun - obwohl man unfähig war, überhaupt den Kopf zu heben. Hätte er auf der Stelle sterben können, er hätte es als willkommene Erlösung von dieser grauenhaften Qual empfunden.
    Er wollte seine Hände heben, um sich gegen die stechende Helligkeit zu schützen, mußte aber feststellen, daß man ihm die Handgelenke hinter dem Rücken zusammengebunden hatte.
    »Ich glaube, er kommt zu sich«, sagte eine unterwürfige Männerstimme.
    Trotz seiner grauenhaften Übelkeit versuchte Zedd instinktiv, anhand seiner Gabe festzustellen, wie viele Personen sich in seiner unmittelbaren Umgebung befanden, aus einem unerfindlichen Grund aber empfand er seine Gabe, gewöhnlich ein gedankenleichter Strom, dessen Gebrauch so einfach war wie der seiner Augen oder Ohren, als zäh und träge, so als steckte sie fest in klebriger Melasse. Vermutlich eine Folge dieses ekelhaften Zeugs, was immer es gewesen sein mochte, mit dem der Lappen getränkt gewesen war, den man ihm aufs Gesicht gedrückt hatte, um ihn zu betäuben. Immerhin, es gelang ihm zu spüren, daß sich nur eine einzige Person in der Nähe befand.
    Kraftvolle Hände packten sein Gewand und rissen ihn mit einem Ruck auf die Beine. Zedd erteilte sich die Erlaubnis, sich zu übergeben, doch wider alle Erwartung tat sich nichts. Unvermittelt leuchtete mitten in der Luft ein kleines Flämmchen auf. Die unerwartete Helligkeit zwang Zedd, die Augen zusammenzukneifen. Die kleine, im Luftzug träge flackernde Flamme schwebte über der geöffneten Hand einer Frau mit drahtig grauem Haar. Jetzt erkannte Zedd in den Schatten noch weitere Personen; der Spürsinn seiner Gabe hatte sich erneut getäuscht. Wie zuvor sein Angreifer, mußten dies Leute sein, die für Magie unempfänglich waren.
    Die vor ihm stehende Frau musterte ihn durchdringend, das Gesicht verzogen zu einer Mischung aus Befriedigung und Abscheu.
    »Sieh an, sieh an«, sagte sie im Tonfall herablassender Genugtuung. »Der große Zauberer kommt wieder zu sich.«
    Zedd enthielt sich einer Erwiderung, was sie zu amüsieren schien. Ihr scheußlich finsteres Gesicht mit der Hakennase, seitlich angestrahlt von der Flamme über ihrer Hand, kam naher.
    »Jetzt gehörst du uns«, zischelte sie.
    Zedd, der geduldig abgewartet hatte, um seine ganze Entschlossenheit zusammenzunehmen, stellte unvermittelt den erforderlichen, bis auf den Grund seiner Seele reichenden mentalen Kontakt zu seiner Gabe her um gleichzeitig Lichtblitze herbeizurufen, die Frau mit einem konzentrierten Luftkeil zu spalten und jeden Stein und Kiesel in der Umgebung anzusaugen, um sie unter einer Geröllawine zu begraben. Die von ihm entfesselte Energie würde, davon war er fest überzeugt, die Nacht zum Tage machen - doch nichts geschah.
    Nicht gewillt, Zeit auf die vermutlich unergiebige Fehleranalyse zu vergeuden, sah er sich genötigt, von seinen gefühlsmäßigen Vorlieben Abstand zu nehmen und ein Zaubererfeuer zu entfachen, das sie verzehren sollte.
    Wiederum geschah nichts.
    Und nicht nur das - bereits der Versuch als solcher glich einem winzigen Stein, der endlos in einen tiefen, dunklen Brunnen fällt. Die erschreckende, unergründliche Leere, die er in seinem Innern vorfand, ließ seine Erwartung auf ein Nichts zusammenschrumpfen.
    Vermutlich hätte er nicht einmal dann ein dem ihren ebenbürtiges Flammchen zu entzünden vermocht, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Aus irgendeinem Grund war ihm die Möglichkeit verwehrt, seine Talente zu etwas anderem als einer getrübten Wahrnehmung seiner Umgebung einzusetzen. Möglicherweise eine Nachwirkung der übelriechenden Substanz, die man ihm ins Gesicht gepreßt hatte, um ihn zu betäuben.
    Zedd, außerstande, von seinen Kräften Gebrauch zu machen, tat das Einzige, was ihm jetzt noch blieb: Er spie ihr ins Gesicht.
    Ihre Reaktion erfolgte gedankenschnell: Sie schlug ihm mit dem Handrücken so hart ins Gesicht, daß es ihn den Männern, die ihn hielten, aus den Armen riß. Außerstande, sich mit den Händen abzustützen, schlug er unerwartet hart auf den Boden. Dort blieb er, während die Nachwirkung des Schlages, den er hatte einstecken müssen, noch in den Ohren klang, eine Weile liegen und wartete, daß

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