Das Reich in der Tiefe
erzählten:
Nach Überklettern der glühenden Lava drangen sie drei Tagesmärsche weit ins neue Land vor. Es war genauso beschaffen wie die Chetihöhle, nur urwüchsiger und schien bis auf Insekten und Fledermäuse ohne höheres tierisches Leben zu sein. Das stellte sich bald als Irrtum heraus, die Tiere waren nur aus der Zone des vulkanischen Ausbruchs geflohen. Nach dem zweiten Tagesmarsch fanden sie im Humus des Waldbodens riesige Fußspuren, die sich über eine weite Strecke durch den Dschungel verfolgen ließen. Nach diesem Erlebnis wurden die Männer vorsichtig. Einen Tagesmarsch weit verfolgten sie das tief eingeschnittene bewaldete Tal eines Wildbaches und erklommen dann eine felsige Anhöhe, von der aus sie einen weiten Überblick hatten.
Wenige Kilometer vor ihnen lag ein ausgedehnter See, seine Ufer waren belebt, unbekannte Tiere, deren Körperausmaße gewaltig sein mußten, wälzten sich im Uferschlamm. Die Fluten wurden durch mächtige fischartige Geschöpfe geteilt, welche blitzartig dahinschossen, und aus der Ferne kam ein Schwärm fliegender Ungeheuer, von denen manchmal eines auf die Wasserfläche hinabstieß, um Beute zu erhaschen. Zu der Zeit, zu der die Beobachter den Rückweg antraten, nahm ein Flugschwarm dieser Ungeheuer geradewegs die Richtung zum Tor in der Nordwand.
Am ersten Rückmarschtag hatten die Erkunder sichere Deckung in der tiefen Schlucht des Wildbachs. Nach der Schlafpause mußten sie eine waldfreie Strecke überschreiten und waren schon über die Mitte hinaus, als von rückwärts drei Flugdrachen in niederer Höhe auftauchten. Es wäre richtig gewesen, sich niederzulegen und völlig still zu verhalten. Zwei machten es auch so, die beiden anderen rannten, um noch den schützenden Wald zu erreichen. Zu spät! Die in Deckung Zurückgebliebenen erlebten das grausige Schauspiel, daß zwei der Flugdrachen die beiden Kameraden im Laufen fingen und die verzweifelt um sich Schlagenden als Beute in die Luft entführten.
Beide überlebende Männer waren froh, daß sie unbehelligt von den Ungetümen den Lavasee überklettern und Rocco Meldung machen konnten.
So groß die Begeisterung über die Erkundung eines Zugangs zum neuen Land gewesen, so tief war jetzt die Bestürzung, hier bei den Freiwilligen und überall in Cheti. Was nützte das Neuland, wenn jeder, der dort eindrang, sich in größter Gefahr befand, von den Ungeheuern angegriffen und gefressen zu werden. Viele wünschten, es wäre nie zur Öffnung der Pforte gekommen. Zwar brauchte man in den nächsten Monaten und Jahren nichts zu befürchten. Für die wandelnden Kolosse war es ganz unmöglich, die glühende Lava zu überqueren, und die Flugdrachen würden durch Nebelschleier und die Ausstrahlung der Glut zurückgehalten werden. Aber was sollte danach werden? In ein paar Jahren! Dann sah man sich schutzlos den Angriffen der Ungeheuer ausgesetzt. Die Bevölkerung von Cheti besaß keine Waffen außer Keulen, Lanzen und Pfeilen und hatte nie ein wildes Tier gekannt. Krieg war für sie Sage aus ferner Urzeit.
Klaus erkannte, daß er jetzt handeln, daß er mit Rocco sprechen müsse. Sein Entschluß wurde durch eine Schreckensnachricht beschleunigt, die am nächsten Tage eintraf und wie ein Lauffeuer das ganze Einsatzgebiet der Hilfstruppe durchflog. Eine Familie, Mann, Frau und erwachsener Sohn, waren im Vorfeld, nahe der zum Lavasee ansteigenden Erhebung, verschwunden. Arbeitstrupps, die dorthin vorstießen, fanden Spuren eines Kampfes mit riesigen Bestien. Jetzt ließ Klaus sich nicht mehr halten, er verständigte den Leiter seines Trupps, machte sich zum Hauptquartier auf und meldete sich bei Rocco.
Dort wurde ihm bedeutet, daß keine Möglichkeit bestände, den Einsatzleiter zu sprechen, weil hoher Besuch angekommen sei, der Kronprinz persönlich. Erichsen könnte sich denken, daß wichtige Beratungen stattfänden, er solle ein anderes Mal wiederkommen. Diese Auseinandersetzung mit dem Sekretär war etwas zu laut geschehen, denn Rocco trat vor das Wohnzeit, sah Klaus und zog ihn am Arm hinein. So saß er plötzlich Rocco und dem Kronprinzen im halbdunklen Zelt gegenüber. Diesen hatte seine begreifliche Erregung über die letzten Nachrichten ins Einsatzgebiet getrieben.
„Wie kommst du denn hierher?“ wurde Klaus von Rocco gefragt. „Bist du nicht mehr im Lebensmittelwerk?“
„Ich habe mich freiwillig zum Hilfsdienst gemeldet und arbeite seit vier Wochen beim Aufbautrupp 26.“
„Warum bist du denn nicht sofort zu
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