Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Koch
Vom Netzwerk:
haben!“
    Der Bote kletterte ins Tal hinab, nach Stunden war er zurück, hatte die Meldung abgegeben und brachte einen Befehl mit. Der König selbst würde kommen und mit ihm der Hohe Rat und die Priesterschaft des Hofes, um das neue Land zu segnen. Der alte König wollte es als erster betreten und feierlich in das Reich Cheti aufnehmen. In sieben Tagen, am Feste des Regengottes, würde der Einzug erfolgen, bis dahin sollte ein weites Tor für den Einzug gesprengt oder ausgehauen werden.
    Der Termin war kurz, aber Rocco wollte sein Bestes tun, den Durchgang kräftig zu erweitern, obwohl er nach der Betrachtung der Felsmassen an der jenseitigen Wand gewisse Bedenken hatte. Mit allen Kräften machte man sich an die Arbeit. 20 starke Sprengladungen wurden nacheinander längs des ganzen Tunnels gezündet. Danach war er mehr als mannshoch, und man konnte das lockere Gestein herausschaffen. Da trat eine neue Schwierigkeit auf. Von Zeit zu Zeit lösten sich Felsbrocken von der Tunneldecke und polterten herab. Nochmals ließ Rocco Sprengladungen verlegen, diesmal auch oberhalb der beiden Tunnelmündungen. Er hoffte zuversichtlich, durch diese neuen Sprengungen alles lockere Gestein zum Absturz zu bringen, so daß der Durchgang endlich frei und ungefährdet sein würde.
    Mitten in den Vorbereitungen zur zweiten Sprengung wurde Rocco abberufen, erhielt Befehl, sofort persönlich nach Atakor zu kommen, zum Vortrag darüber, ob der feierliche Einzug nun in drei Tagen stattfinden könne oder nicht. Wider Willen mußte Rocco gehorchen, legte die Arbeit am Tunnel still und sagte seinen Leuten, er würde ihnen so bald wie möglich lichttelegraphisch Weisung geben, was weiter zu geschehen habe. Bei der wenige Kilometer rückwärts gelegenen Signalstation machte er halt und gab eine kurze Meldung nach Atakor, teilte seine Abreise mit. Dann bestieg er den Schwebewagen.
    Zu dieser Zeit verfinsterte sich das Licht der Höhlendecke, denn ein Gewitter zog auf, das übliche Elf-Tage-Gewitter. Ein heißer Schreck durchzuckte Rocco: Wie, wenn der Blitz ins Kabel traf, alle Isolierungen durchschlug und sämtliche Sprengladungen auf einmal zündete? Es konnte nicht vorauszusehende Wirkungen haben, einen Bergrutsch verursachen, der alle Arbeit zunichte machte, den Tunnel verschütten. Wenn er doch jetzt seine Arbeitskameraden benachrichtigen könnte! Rocco verfluchte die primitive Nachrichtentechnik von Cheti.
    Den Wagen ließ er halten und stieg aus, den Blick gebannt auf die jetzt schon 15 bis 20 Kilometer entfernte Bergwand gerichtet. Drüben an der Nordwand zuckten Blitze, er unterschied ein lang andauerndes Grollen deutlich von den kurzen Donnerschlägen. Sollte das Befürchtete schon eingetreten sein? Das Rollen hörte nicht auf, wurde zu urweltlichem Brausen und Donnern, und plötzlich brach rotes Licht durch verhüllende Wolken, ein furchtbares Licht. Der Himmel der Höhle spaltete sich, riß klaffend entzwei, die Hölle tat sich auf. Ströme von Glut ergossen sich von oben in feurigen Kaskaden.
    Es war Schlafzeit, die Leute einer nahen Siedlung rannten spärlich bekleidet aus ihren Häusern und starrten auf das erschreckende Schauspiel, welches sich drüben vollzog. Eine schwarze, blitz- und glutdurchzuckte Wolke verhüllte den Ausblick auf die Katastrophenstelle. Glühende Steinbomben stürzten hier in der Nähe krachend zu Boden, trockenes Gras entzündete sich, beizender Qualm stieg auf. Menschen flohen besinnungslos nach rückwärts. Rocco stand wie erstarrt an seinem Platz. Drüben floß jetzt weißglühende Lava aus der schwarzen Wolke heraus, ergoß sich in immer breiteren Glutbächen, die zum alles vernichtenden Glutsee wurden. Gebäude, Ställe, Bäume und Brücken fingen Feuer, flammten auf, warfen Milliarden Funken empor, die den Brand weiter verbreiteten. Es war unmöglich, daß drüben am Gebirgsrand noch jemand lebte!
    Das schlimmste war, daß er, Rocco, sich nicht von Schuld freisprechen konnte War er wirklich mit der letztmöglichen Sorgfalt vorgegangen? Er hätte überhaupt nicht sprengen dürfen, sondern sich darauf beschränken müssen, den durchbrochenen Tunnel vorsichtig durch Handarbeit zu erweitern und abzustützen. Die leichtsinnige Hoffnung, es werde schon alles gut gehen, hatte über seine heimlichen Befürchtungen gesiegt. Nicht ahnen konnte er allerdings, daß die Katastrophe so furchtbare Ausmaße annehmen würde.
    Stunden später stand Rocco vor dem König, dem Kronprinzen, dem Hohepriester und meldete das

Weitere Kostenlose Bücher