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Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Koch
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sah. Ein Etwas in ihren Bewegungen war ihm vertraut. Er hielt den Atem an, eine Ahnung durchzuckte ihn. Dann lief er ihr entgegen. Mit klopfenden Pulsen stand er vor ihr, sie schlug den Schleier zurück und nahm die entstellende Schutzbrille ab.
    Viel Worte wurden auf dem Weg nicht gesprochen. Er konnte es nicht erwarten, sie an sich zu ziehen, und gab ihr den Begrüßungskuß, noch ehe sie das Haus erreichten.
    „Was hast du getan, Toxa, was soll daraus werden?“ brach er die Stille.
    „Ich habe getan, was notwendig war, denn ich habe mich immer in der langen Zeit nach deiner Gegenwart gesehnt.“
    „Wird man dich nicht vermissen, nicht nach dir suchen?“ fragte Klaus.
    Sie schüttelte ihre Locken. „Und wenn auch! Lieber will ich mit dir auf die Oberfläche gehen als im Schloß von Atakor ohne dich leben!“
    Erichsen wünschte nichts sehnlicher, als, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen, seine Rückkehr auf die Oberwelt zu betreiben und Toxa mitzunehmen. „Wirst du oben auf der Oberfläche auch leben und atmen können?“ gab er zu bedenken.
    Sie schien ihm blind zu vertrauen, als sie zu ihm aufsah. „Du mußt es wissen!“
    „Ich glaube sicher, daß der Körper sich umstellen kann, wenn der Wechsel in die anderen Luft- und Lichtverhältnisse ganz allmählich vor sich geht. Aber wir können nicht allein fliehen. Niemals vermögen wir zu zweit den Weg zu finden. Große Vorbereitungen sind notwendig, Lebensmittel- und Sauerstoffdepots, Spezialkleidung für dich und viele Helfer. Die Regierung hat neue Expeditionen zur Oberfläche untersagt. Rocco, der uns vielleicht helfen würde, ist an der Nordwand.“
    Solche Sorgen berührten Toxa nicht, als sie antwortete: „Wenigstens sind wir jetzt ein paar Tage beisammen. Alles andere überlasse der Zukunft!“
    In den nun folgenden zauberhaften beiden Tagen wurde auch viel Ernsthaftes zwischen ihnen besprochen, und Klaus vernahm, was Toxa aus Andeutungen an der königlichen Tafel erfahren oder kombiniert hatte. Daß man ihn kurz vor seinem letzten Verhör heimlich in betäubtem Zustand zum Tempel der Erdmutter brachte und der Kronprinz eingriff, daß Sarasola und Simad ihn schon vorher öfter im Schlaf ausgehorcht hatten.
    Klaus blickte sie ungläubig an, sein Kopf wirbelte. Das gab allerdings eine Erklärung für vieles, was ihm damals unerklärlich war.
    Ein anderes Mal kamen sie auf die Vorgänge der letzten Wochen im Katastrophengebiet und in der Hauptstadt zu sprechen, über die Erichsen bisher nur ungenau Bescheid wußte. Als Toxa ihm vom freiwilligen Hilfskorps erzählte, das unter Roccos Leitung zusammengezogen wurde, hatte er einen Einfall: „Du sagst, daß man auf königlichen Befehl jeden von seiner Arbeit beurlauben muß, auf welchem Posten er auch steht, wenn er sich meldet? Das will ich tun! An der Nordwand wird sich Gelegenheit bieten, mit Rocco zu reden. Er ist mein Freund, ich glaube es wenigstens. Sonst weiß ich niemand, der uns helfen könnte, so wie die Lage jetzt steht!“
     
    *                     *
    *
     
    Drei Tage später war Klaus von seinem Posten beurlaubt und trat die Reise zur Nordwand an. Nach weiteren Tagen traf er dort ein, bekam jedoch Rocco nicht zu Gesicht, sondern tauchte in der großen Zahl der Helfer unter. Man hatte ihn einer Einsatzgruppe zugeteilt, die mit dem Wiederaufbau eines Bauernhofes beschäftigt wurde. Die Sprache beherrschte er jetzt so gut, daß er kaum mehr auffiel.
    Unter den freiwilligen Helfern wurden die Versuche, in das rätselhafte Land jenseits des Gebirgstores einzudringen, mit größter Anteilnahme verfolgt und besprochen. Einzelne Tollkühne hatten sich für den Vorstoß dorthin gemeldet. Unter ihnen wählte Rocco eine Anzahl erfahrener Bergsteiger aus, und zwei Wochen nach Klaus’ Eintreffen ging die erste Patrouille hinüber. Sie suchte in waghalsiger Kletterei einen begehbaren Pfad, teils hoch in der Felswand über der Lava, teils sogar über die Lava hinweg an Stellen, wo sie, dicht an der Felswand, durch herabsickerndes Wasser oberflächlich ausgekühlt war. Die Teilnehmer dieses ersten Anlaufs gegen das neue Land dienten als Führer weiterer Patrouillen. Die zweite kam nicht zurück, man vermutete, daß sie abgestürzt sei. Die dritte wurde ausgesandt, um sie zu suchen, und verschwand ebenfalls spurlos. Noch einen vierten Streiftrupp von vier Köpfen ließ Rocco aufbrechen. Von ihm kamen nach einer Woche zwei Mann zurück, die eine ganz unwahrscheinliche Geschichte

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