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Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Koch
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ihn zusammenbraute. Um so mehr tat er alles, die eigene Macht noch weiter zu festigen. Fast übermenschliche Arbeit leistete Erichsen in den ersten acht Tagen nach dem Putsch. Nun konnte er sich erlauben, einen Tag Pause einzulegen, um seine Vermählung mit Toxa zu vollziehen. Von Anfang an hatte er den Argwohn, daß ihn der Hohepriester in diesem Punkte betrog, daher sandte er eine Offiziersabordnung in die Badestadt. Sie kam zurück und meldete, alles sei richtig für die Feier im Heiligtum der Erdmutter vorbereitet.
     
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    Die Vermählung sollte am Spätnachmittag stattfinden.
    Wie im roten Nebel versank die ganze Umwelt, kaum wurde Klaus bewußt, daß er seinen Platz im mittelsten, geschmückten Wagen einnahm, demselben, mit dem er später vom Heiligtum zurück neben seiner Braut zur Hauptstadt fahren sollte. Das Volk rief ihm begeistert zu.
    Nun mußte er die fremde Zeremonie über sich ergehen lassen. Der Hochzeitszug formierte sich. An der Spitze festlich gekleidete Priester, dann seine Begleitung und die Hochzeitsgäste vor und hinter ihm, er ganz allein in der Mitte, angetan mit einem indigofarbenen, juwelenglitzernden Mantel, den ihm jemand über die Schultern gelegt hatte, so schritt er wie im Traum dahin. Seine Freunde, die es organisierten, hatten nicht vergessen, auch Angehörige der Truppe als geschlossenen Verband dem feierlichen Zug anzugliedern, bewaffnet, um einen etwaigen Anschlag zu verhindern.
    Voll Verwunderung sah Klaus das riesige Felsenbild der Erdmutter, von dem er schon soviel gehört hatte. Die Prozession war bereits nahe beim Tempel, da ereignete sich etwas Unvorhergesehenes. Die vorangehenden Priester stauten sich vor der Marmortreppe, ein Ordner wies sie auf ihre Plätze, von denen die Hälfte für den anderen Zug, den Prozessionszug der Braut, freigehalten werden sollte. Er mußte von Norden her kommen, eigentlich schon dasein. Dorthin richteten sich jetzt, wie von Magneten angezogen, alle Augen. Aus der Mulde, aus welcher er zu erwarten war, kam jedoch nicht der Hochzeitszug, sondern zwei Männer rannten in vollem Lauf hierher zum Tempel. In diesem Augenblick der Spannung war Erichsen wohl der einzige, der seinen Blick, wie unter Zwang, zur Estrade des Tempels abirren ließ. Dort stand an eine Säule gelehnt, kein anderer als Sarasola, den Klaus sicher aufgehoben in der Turmkammer wähnte. Aber es war unmöglich, die flackernden Augen über dem roten Bart des Hohenpriesters starrten Klaus unverwandt an, mit einem Ausdruck von Bosheit und Hohn, wie ihm schien. Zuerst war Erichsen nur verwirrt und verblüfft, dann stieg ein Gefühl in ihm auf, als legten sich kalte Hände um seinen Hals, kaum vermochte er zu atmen. Und in dieser Beklemmung sah er in voller Deutlichkeit, daß die Gestalt des Hohenpriesters sich in Luft auflöste.
    Nun begriff er, daß es gar nicht der Hohepriester körperlich gewesen war, sondern ein Phantom. Niemand sonst hatte es bemerkt, aller Aufmerksamkeit war auf die inzwischen herangekommenen atemlos keuchenden Boten gerichtet. Klaus wußte nur zu genau, daß schlimmes Unheil auf ihn zukam, wußte es auch ohne die Meldung der Boten: Seine Braut war mit ihrem Gefolge überfallen, sie selbst entführt worden!
    Klaus hörte den Lärm und die Schreie, die nach dieser Unglücksbotschaft die Luft erfüllten. Er hatte das sonderbare Gefühl, daß sein Ich sich teilte, so daß die eine Hälfte unbedingt beobachtete wie die andere sich Mühe gab, trotz der ungeheuren Erschütterung ein unbewegtes Gesicht zu wahren. Wie dieser andere in seinem Körper Befehl erteilte, die ganze Bedeckung und Begleitung der Prinzessin unter Bewachung in die Hauptstadt zu bringen und sie bis zur Klärung festzuhalten, daß er sogar imstande war, sich auf die Marmortreppe zu stellen und zur Hochzeitsgesellschaft zu sprechen: Niemand werde es wagen, seiner Braut etwas zuleide zu tun, und nun solle mit der Sekte der Grauen, die zweifellos für die Entführung verantwortlich sei, endlich aufgeräumt werden!
     
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    Noch ehe das Gerücht zu seinen nächsten Mitarbeitern drang, war Erichsen in der Stadt, im Palast und nahm auf der Treppe zum Turm mehrere Stufen auf einmal. Die Posten waren richtig an ihrem Ort. Er riß die Tür auf, dann stand er Sarasola gegenüber. Fast übermenschliche Überwindung kostete es Klaus, sich nicht auf ihn zu stürzen. „Ich hätte allen Anlaß, jetzt endgültig mit

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