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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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denkbar, daß er im Innenministerium vorbeikam, um Sie abzuholen. Er kannte sich dort gut aus. Als ich hörte, daß jemand mit aller Gewalt versucht hatte, in Ihr Schlafzimmer einzudringen, in dem niemand außer Joseph etwas hätte verstecken können - Sie hatten uns in Ihrem ersten Bericht gesagt, daß Joseph in aller Eile das Zimmer räumen mußte, als Sie krank von dem Arzt heimgebracht worden waren -, da verstärkte sich mein Verdacht zur Gewißheit, zumal noch dieser Einbruch in der allerersten Nacht versucht wurde, in der Sie ohne Krankenschwester waren. Das zeigte mir deutlich, daß der Einbrecher sich sehr gut auskannte.«
    »Wie blind ich doch gewesen bin.«
    »Ich habe die wichtigen Fakten dieses Falles herausgearbeitet. Die Geschichte hat sich folgendermaßen zugetragen: Joseph Harrison betrat das Innenministerium durch die Seitentür von der Charles Street aus. Da er sich gut auskannte, ging er gerade wegs in das Zimmer, das Sie gerade verlassen hatten. Er sah, daß niemand da war und betätigte den Klingelzug. In dem Augenblick jedoch, als er das tat, fiel sein Blick auf das Dokument auf Ihrem Schreibtisch. Ein einziger Blick zeigte ihm, daß der Zufall ein Dokument von enormem Wert in seine Hände gespielt hatte. Also steckte er es in die Tasche und verschwand. Sie erinnern sich doch, daß der verschlafene Pförtner ein paar Minuten brauchte, bevor er sich über dieses Klingelzeichen wundern konnte. Diese Zeit genügte dem Dieb, um zu fliehen.
    Er nahm den nächsten Zug nach Woking. Inzwischen hatte er sich seine Beute genauer angesehen und festgestellt, daß er tat-sächlich ein Staatsgeheimnis erwischt hatte. Er versteckte es an einem sicheren Platz. Jedenfalls glaubte er das. Er hatte sich vor- genommen, es nach zwei oder drei Tagen wieder herauszuneh-men und zu der französischen Botschaft zu bringen. Er versprach sich einen großen Preis davon. Aber dann waren plötzlich Sie da. Ohne weitere Umstände mußte er sein Zimmer räumen. Und von dem Augenblick an befanden sich immer mindestens zwei Leute im Raum, die ihn hinderten, seinen Schatz hervorzuholen. Die Situation muß ihn innerlich wild gemacht haben. Aber schließlich sah er seine Chance. Er versuchte, sich hineinzuschleichen.
    Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß Sie wach sein würden. Sie erinnern sich, daß Sie an diesem Abend Ihren Schlaftrunk nicht genommen hatten?«
    »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Ich nehme an, daß er vermutlich noch ein Mittel in Ihren Schlaftrunk gemischt hat, um ihn noch wirkungsvoller zu ma-chen. Er hat Sie sicherlich für halb bewußtlos gehalten. Natür- lich war mir klar, daß er den Einbruchsversuch wiederholen würde, sobald er es in einiger Sicherheit tun konnte. Ich hatte Miss Harrison gebeten, den ganzen Tag im Zimmer zu bleiben, damit er uns nicht etwa zuvorkommen sollte. Dann vermittelte ich ihm den Eindruck, daß die Luft rein war, und versteckte mich, so wie ich es beschrieben habe. Mir war schon ziemlich klar, daß sich die Papiere im Zimmer befinden mußten, aber ich hatte keine Lust, den ganzen Fußboden herausnehmen zu lassen. Ich wollte, daß er mir selber das Versteck zeigte. Und so hat er mir viel Mühe erspart. Noch etwas, das ich erklären müßte?«
    »Warum hat er denn bei der ersten Gelegenheit probiert, durch das Fenster ins Zimmer zu gelangen, wenn er auch zur Tür hätte hineingehen können?«
    »Um zu der Tür Ihres Zimmers zu kommen, hätte er an sieben Schlafzimmern vorbeigehen müssen. Andererseits konnte er durch das Fenster und über den Rasen auch leichter fortkom- men.
    Noch etwas?«
    »Glauben Sie«, fragte Phelps, »daß er Mordabsichten hatte? Das Messer war dann doch wohl nur ein Werkzeug.«
    »Das kann sein«, sagte Holmes und zuckte mit der Schulter. »Das eine kann ich jedoch mit Gewißheit sagen, daß Mr. Joseph Harrison ein Herr ist, dessen Mildtätigkeit ich nicht gar zu weit trauen würde. «

    Das letzte Problem

    Mit schwerem Herzen nehme ich die Feder zur Hand, um noch einmal von meinem Freund Sherlock Holmes zu berichten, von seinen Taten und Fähigkeiten, die ihn weit über alle anderen Zeitgenossen hervorgehoben haben. In loser Folge habe ich von dem Zeitpunkt der >Studie in Scharlachrot< an bis zu dem Fall mit dem verschwundenen Seerechtsvertrag, als er das Land vor einer riesigen internationalen Blamage gerettet hat, vielleicht auf eine recht unvollkommene Weise versucht, von den ungeheuren Abenteuern zu berichten, die Sherlock Holmes und ich gemeinsam

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