Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
er in seiner angstvollen Erregtheit.
    »Haben Sie wirklich volles Vertrauen zu Holmes? « fragte er einmal.
    »Ich habe ihn bemerkenswerte Dinge tun sehen.«
    »Aber er hat sicherlich noch niemals einen Fall aufgeklärt, der so dunkel und verworren war wie meiner.«
    »Oh, doch, ich habe ihn schon Fälle lösen sehen, wo es viel weniger Hinweise gab als in Ihrem Fall. «
    »Aber keinen, wo ein solches Interesse auf dem Spiel stand.«
    »Das möchte ich nicht sagen. Ich weiß jedenfalls, daß er in mindestens drei Fällen Mitgliedern der königlichen Familie in sehr schwierigen Angelegenheiten aus der Patsche geholfen hat. In allen drei Angelegenheiten handelte es sich um Angehörige regierender europäischer Königshäuser. Und jedesmal lagen die Dinge sehr kompliziert.«
    »Ja, Sie kennen ihn gut, Watson. Er ist ein so undurchschaubarer Mensch. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Glauben Sie, daß er nur einen Funken Hoffnung hat, mir zu helfen? Meinen Sie, daß man vo n der Erwartung ausgehen kann, daß er die Sache zu einem guten Ende bringen wird?«
    »Gesagt hat er nichts.«
    »Das ist ein schlechtes Zeichen.«
    »Im Gegenteil. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß er zugibt, wenn er eine Spur verloren hat.
    Aber wenn er einmal eine Spur hat, sich jedoch noch nicht ganz im klaren ist, dann ist er wirklich verschwiegen. Nun kommen Sie, mein Freund, wir können die Sache nicht ändern, indem wir uns durch sie verrückt machen lassen. Lassen Sie sich überreden, ins Bett zu gehen. Morgen wol- len wir den Dingen mit frischen Kräften ins Auge sehen.«
    Es gelang mir schließlich, ihn zu bewegen, ins Bett zu gehen, obgleich mir klar war, daß er in seiner Erregung kaum richtig Schlaf würde finden können. Seine unruhige Stimmung hatte sich auf mich übertragen, denn ich lag selber die halbe Nacht wach, wälzte mich hin und her und dachte mir tausend Theorien aus, wie dieser seltsame Fall zu lösen wäre. Eine Idee war natürlich immer unmöglicher als die andere. Aber warum war Holmes nur in Woking geblieben? Warum hatte er so sorgfältig darauf hingearbeitet, daß die Bewohner von >Briarbrae< nicht wissen sollten, daß er sich in der Nähe aufhielt. Warum hatte er Miss Harrison gebeten, sich den ganzen Tag im Krankenzimmer aufzuhalten? Ich zerbrach mir den Kopf, bis ich schließlich über den vergeblichen Versuchen, eine Lösung zu finden, die alle Fakten abdeckte, einschlief.
    Um sieben Uhr des anderen Morgens wachte ich auf. Ich ging gleich zu Phelps hinüber, der müde und mitgenommen aussah, weil er eine schlaflose Nacht verbracht hatte. Seine erste Frage war, ob Holmes schon angekommen sei.
    »Er wird hiersein, wie er es versprochen hat«, sagte ich, »weder früher noch später.«
    Und ich hatte recht, denn kurz nach elf Uhr hielt ein Mietwagen vor unserem Haus und Sherlock Holmes stieg aus. Wir stan-den beide am Fenster und sahen, daß er seine Hand in einem Verband trug und sein Gesicht blaß und zornig aussah. Er trat ins Haus, aber es dauerte eine kleine Weile, bis er zu uns in die Wohnung kam.
    »Er sieht aus wie ein geschlagener Mann«, rief Phelps. Ich mußte zugeben, daß er wirklich genauso aussah.
    »Dann scheint der Hinweis zur Lösung doch in der Stadt zu liegen«, sagte ich.
    Phelps stöhnte auf..
    »Ich weiß nicht«, jammerte er. »Ich habe mir so viel von seiner Rückkehr versprochen. Aber gestern trug er noch keinen Verband. Was kann ihm bloß zugestoßen sein?«
    »Sie sind verletzt, Holmes?« fragte ich, als mein Freund zur Tür hereinkam.
    »Ach was, so schlimm ist es gar nicht. Ich habe mich nur ein bißchen dumm angestellt«, sagte er und nickte uns einen >Guten Morgen< zu. »Ihr Fall, Phelps, ist wirklich der abgründigste, der mir je begegnet ist.«
    »Ich habe ja gefürchtet, daß Sie nicht damit fertig werden würden!«
    »Oh, eine bemerkenswerte Erfahrung war es schon!«
    »Ihre bandagierte Hand deutet Abenteuer an«, sagte ich. »Wollen Sie uns nicht erzählen, was geschehen ist?«
    »Nach dem Frühstück, mein lieber Watson. Vergessen Sie nicht, daß ich heute schon Surreyluft geatmet und dreißig Meilen gereist bin. Von einem Kutscher ist wohl keine Antwort gekommen?
    Na ja, man kann nicht alle guten Dinge auf einmal bekommen! «
    Der Tisch war schon gedeckt, und als ich gerade klingeln wollte, kam Mrs. Hudson mit Tee und Kaffee. Ein paar Minuten später brachte sie drei zugedeckte Schüsseln herein, und wir setzten uns an den Tisch. Holmes war hungrig wie ein Wolf, ich

Weitere Kostenlose Bücher