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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Stufen. Ihre sind gut zehn Zentimeter weiter heruntergetreten als seine. Aber dieser Herr im Wagen ist mein Klient, Mr. Hall Pycroft. - Bringen Sie die Pferde in Schwung, Kutscher, wir haben gerade noch Zeit, den Zug zu erreichen.«
    Der Mann, dem ich gegenübersaß, war ein gutgebauter junger Bursche mit frischer Gesichtsfarbe.
    Er hatte in offenes, ehrliches Gesicht und einen leichten blonden Lippenbart. Er trug einen glänzenden, steifen Hut und einen ordentlichen Anzug in nüchterner schwarzer Farbe. Er war, wie sein Äußeres verkörperte, einer der eleganten jungen Leute der City. Der Klasse nach waren sie zwar als Cockneys abgestempelt, obgleich es gerade jene jungen Leute sind, die sich freiwillig zur Armee melden und deren Klasse bessere Athleten und Sportsleute aufweisen kann als jede andere Klasse auf der ganzen Insel. Sein rundes, etwas rötliches Gesicht strahlte vor guter Laune, die Mundwinkel waren jedoch heruntergezogen zu etwas komisch wirkenden Kummerfalten.
    Wir hatten es uns in unserem Erste-Klasse-Abteil gemütlich gemacht und befanden uns auf der Reise nach Birmingham, als ich erfuhr, welche Sorgen den jungen Mann zu Sherlock Holmes getrieben hatten.
    »Wir haben jetzt siebzig Minuten Zeit ganz für uns«, bemerkte Sherlock Holmes, »und es wäre mir lieb, Mr. Hall Pycroft, wenn Sie meinem Freund hier Ihre interessanten Erlebnisse berichten würden, genau, wie Sie sie mir berichtet haben, möglichst mit noch mehr Details. Für mich ist es auch gut, die Geschehnisse noch einmal der Reihe nach zu hören. Es handelt sich um einen Fall, Watson, von dem wir noch nicht genau wissen, ob etwas dran ist oder nicht. In jedem Fall stehen wir jedoch einer unüblichen Sache gegenüber. Ich nehme an, daß sie Sie genauso interessieren wird wie mich. Und nun, mein lieber Mr. Pycroft, nun werde ich Sie nicht wieder unterbrechen.«
    Unser junger Freund sah mich blinzelnd an.
    »Das Schlimmste an der Geschichte ist«, sagte er, »daß ich jetzt wie ein wirklicher Narr dastehe.
    Natürlich bin ich sicher, daß alles in Ordnung kommen wird. Ich weiß auch nicht, wie ich mich anders hätte verhalten sollen. Aber wenn ich meinen Goldklumpen verloren habe und nichts weiter dafür eingetauscht bekommen habe, dann sieht man doch, was für ein dummer Hans im Glück ich gewesen bin. Ich bin kein guter Geschichtenerzähler, Dr. Watson, aber so ähnlich sieht meine Lage aus.
    Also, ich war angestellt bei Coxon & Woodhouse in Draper Gardens. Aber die Firma ging im Frühling durch die venezuelischen Anleihen pleite. Sie haben sicher davon gehört. Fünf Jahre lang bin ich bei der Firma gewesen und habe vom alten Coxon ein ausgezeichnetes Zeugnis erhalten, als der Zusammenbruch kam. Alle Angestellten wurden entlassen, wir alle siebenundzwanzig. Danach habe ich es hier und dort versucht, aber zu viele junge Angestellte in meiner Position waren plötzlich arbeitslos. Es war schon eine flaue Zeit. Bei Coxons habe ich pro Woche drei Pfund verdient. Davon konnte ich siebzig Pfund sparen. Aber das Geld war natürlich bald aufgebraucht. Schließlich war ich völlig am Ende. Ich hatte kaum noch die Briefmarke übrig, mit der ich eine Anzeige beantworten konnte. Ich hatte in meiner Suche nach Arbeit meine Stiefel abgetragen, und ich war so weit davon entfernt, eine Anstellung zu finden, wie immer.
    Schließlich erfuhr ich, daß bei Mawson & Williams, den großen Börsenmaklern in der Lombard Street, eine Stelle frei war. Vielleicht können Sie nicht ganz ermessen, was das für mich bedeutet, aber ich sage Ihnen, die Firma ist eine der reichsten in London. Bewerbungen sollten nur schriftlich eingereicht werden. So sandte ich meine Bewerbungsunterlagen ab, ohne jedoch die geringste Hoffnung auf Erfolg zu hegen. Die Antwort kam jedoch postwendend, es hieß, ich sollte mich am nächsten Montag persönlich vorstellen, und wenn man immer noch einen so günstigen Eindruck von mir habe wie aufgrund meiner Papiere, dann könne ich den Dienst sofort beginnen. Niemand weiß, wie so etwas manchmal läuft. Es gibt Leute, die behaupten, daß der Personalchef einfach in den Stapel der Bewerber hineingreift und den ersten nimmt, der ihm in die Hände kommt. Auf jeden Fall war ich plötzlich der Glückliche, der eine Stellung gefunden hatte. Niemand konnte zufriedener sein als ich. Ich sollte sogar ein Pfund pro Woche mehr verdienen als bei Coxons.
    Nun aber kommt der seltsame Teil der Geschichte. Ich wohnte draußen in Hampsteadway, Potters Terrace

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