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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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einfach, mein lieber Watson, lassen Sie sich das sagen. Ich wäre nicht so in Ihre Gedankenwelt eingebrochen, wenn Sie mir nicht neulich Ihren Unglauben so deutlich vorgeführt hätten. Aber der Abend hat ein frisches Lüftchen gebracht. Sollen wir nicht ein wenig durch London wander n?«
    Ich war herzlich froh über diesen Vorschlag, denn unser kleines Wohnzimmer ging mir auf die Nerven. Drei Stunden bummelten wir so herum und beobachteten das ständig wechselnde Kaleidoskop des Lebens, das wie Ebbe und Flut in die Fleet Street und den Strand hineinflutete und wieder hinausebbte. Er unterhielt mich in seiner charakteristischen Art, indem er die Abläufe um uns herum scharf beobachtete, Details entdeckte und Schlußfolgerungen daraus zog. Dieses feine Können, die Kunst der Schlußfolgerung verblüffte und amüsierte mich immer wieder. Es war schon 10 Uhr, als wir endlich wieder in der Baker Street ankamen. Eine Kutsche wartete vor unserer Tür.
    »Hm, ein praktizierender Allgemeinmediziner, wenn ich mich nicht täusche«, sagte Holmes, »ist noch nicht lange im Beruf, hat aber gut zu tun. Ich kann mir vorstellen, daß er gekommen ist, uns zu konsultieren. Gut, daß wir gerade heimkehren. «
    Ich war inzwischen soweit mit Holmes' Methoden vertraut, daß ich dem Faden seiner Argumentation gut folgen konnte. Im Schein des Laternenlichtes konnten wir in das Innere des Wagens schauen. In einem offenen, geflochtenen Korb waren eine ganze Reihe medizinischer Instrumente versammelt.
    Daraus hatte Holmes die schnelle Schlußfolgerung gezogen. Das Licht in unserem Fenster zeigte uns an, daß dort tatsächlich ein Besucher angekommen war. Ich war neugierig geworden, was ein Berufskollege von mir um diese Nachtzeit noch wollte, und ging hinter Holmes her in unser Heiligtum. Ein Mann mit blassem, beinahe wächsernem Gesicht und einem sandfarbenen Backenbart erhob sich aus einem der Sessel, als wir eintraten. Sein Alter schätzte ich so um die drei- oder vierunddreißig, die ungesunde Hautfarbe und der müde Gesichtsausdruck sprachen lebhaft von einem Leben, das ihm die Kraft aussaugte und die Jugend stahl. Er schien sehr einfühlsam und in seiner Art zurückhaltend zu sein. Die schmale, weiße Hand, mit der er sich auf den Kamin stützte, als er aufstand, schien eher einem Künstler zu gehören als einem Chirurgen.
    Gekleidet war der Besuc her in einen einfachen, nüchternen, schwarzen Frackmantel. Dazu trug er dunkle Hosen und eine Krawatte mit ein paar winzigen Farbtupfern.
    »Guten Abend, Doktor«, sagte Holmes vergnügt. »Ich freue mich, daß Sie nicht länger als ein paar Minuten auf uns zu warten brauchten.«
    »Haben Sie mit meinem Kutscher gesprochen?«
    »Aber nein, die Kerze hier auf dem Schreibtisch hat mir das verraten. Bitte nehmen Sie doch wieder Platz, und lassen Sie uns wissen, was ich für Sie tun kann. «
    »Ich bin Dr. Percy Trevelyan«, sagte unser Besucher. »Ich wohne in Brook Street Nr. 403.«
    »Sind Sie nicht der Autor einer Monographie über Nervenleiden?« fragte ich.
    Seine bleichen Wangen erröteten vor Freude, als er wahrnahm, daß ich sein Werk kannte. »Ich höre so wenig davon, ich glaubte schon, mein Buch sei inzwischen gestorben. Mein Verleger hat mir ziemlich deprimierende Verkaufszahlen genannt. Sie sind sicherlich selber Mediziner?«
    »Ich bin pensionierter Militärarzt.«
    »Nervenkrankheiten waren immer mein Steckenpferd. Ich hätte dieses Gebiet gerne richtig zu meinem Spezialgebiet ausgebaut, aber man muß nehmen, was man bekommt. Aber ich wollte nicht diese Frage mit Ihnen erörtern, Mr. Holmes, ich weiß, wie wertvoll Ihre Zeit ist. Mich führt ein anderer Grund zu Ihnen. In der Brook Street sind ein paar recht merkwürdige Dinge geschehen, und heute haben sie nun solche Formen angenommen, daß ich mir geschworen habe, es nicht länger anzusehen, Mr. Holmes, sondern noch zur gleichen Stunde Sie um Hilfe zu bitten.
    «
    Holmes setzte sich und zündete seine Pfeife an. »Beides, Rat und Hilfe, sollen Sie gerne haben«, sagte er, »lassen Sie mich bitte genau wissen, was sich bei Ihnen ereignet hat.«
    »Ein oder zwei der Begebenheiten sind so banal«, sagte Dr. Trevelyan, »daß ich mich beinahe schäme, sie zu erzählen. Aber die Sache erscheint mir so unerklärlich und die neueste Entwicklung ist so seltsam, daß ich alles vor Ihnen ausbreiten werde, und Sie sollen dann beurteilen, was wichtig ist und was nicht.
    Gleich zu Anfang muß ich Ihnen von meinem akademischen Werdegang

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