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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schließlich und endlich war es doch ein ganz einfacher Fall. «
    »O ja, bemerkenswert einfach«, sagte Holmes lächelnd, »kommen Sie, Watson, ich glaube, daß wir in Aldershot nicht mehr vonnöten sind.«
    »Da wäre noch etwas«, sagte ich, als wir zusammen zum Bahnhof gingen, »wenn der Ehemann James heißt und der andere Henry, warum hat die Frau dann von David gesprochen?«
    »Mein lieber Watson, dieses eine Wort hätte mir die ganze Geschichte erzählen können, wenn ich wirklich der große Logiker gewesen wäre, als den Sie mich so gerne hinstellen. Es war einfach ein schlimmer Vorwurf.«
    »Ein Vorwurf?«
    »Ja, auch König David machte hin und wieder Dummheiten, gerade wie Sergeant Barklay.
    Erinnern Sie sich nicht an die kleine Affäre um Bathseba und Uria? Mein biblisches Wissen ist ein bißchen eingerostet, aber sicherlich werden Sie die Geschichte im ersten oder zweiten Buc h Samuel finden.«

    Der Hauspatient

    Wenn ich die Serie der lose zusammengestellten Memoiren ansehe, mit deren Hilfe ich einige der besonders hervorstechenden Geistesgaben meines Freundes Sherlock Holmes beschrieben habe, dann sehe ich mich vor der Schwierigkeit, welchen der vielen Fälle ich auswählen soll, mit welchen Geschichten ich sein Genie am besten illustrieren kann. Es gibt zwar Fälle, in denen man Sherlock Holmes' >tour de force< des analytischen Argumentierens und den besonderen Wert seiner Untersuchungsmethoden sehr gut studieren kann, aber gerade diese Fälle waren ein wenig allgemeiner Art, so daß sie für das Publikum vielleicht nicht sonderlich interessant sind, andererseits konnte er sich natürlich auch mit Forschungen befassen, in denen die Tatsachen sehr bemerkenswert und dramatisch waren, wo aber seine Methoden nicht so gut herauskommen, wie sein Biograph es sich gewünscht hätte. Die kleine Sache, die ich unter dem Titel >Studie in Scharlachrot, herausgegeben habe, und eine zweite, die mit dem Verlust der >Gloria Scott< zusammenhing, sollen als Beispiele der Schwierigkeiten dienen, die den Geschichtsschreiber zu allen Zeiten bedroht haben. Möglicherweise wird in der Geschichte, die ich nun schreiben werde, mein Freund nicht in das rechte Licht gerückt, jedoch sind die Ketten der Ereignisse so seltsam, daß ich es nicht übers Herz bringen kann, die ganze Serie auszulassen.
    Es war ein sehr drückender Tag im Sommer gewesen. Wir hatten die Fenstervorhänge halb heruntergelassen, und Holmes hatte sich auf dem Sofa zusammengerollt. Immer wieder und wieder las er einen Brief, den er am Morgen erhalten hatte. Von mir kann ich wohl sagen, daß ich während der Zeit meines Militärdienstes in Indien gelernt habe, besser mit der Hitze als mit der Kälte fertig zu werden. Auch wenn das Thermometer über 90 Grad Fahrenheit steigt, bereitet mir das keine Schwierigkeiten. Aber die Zeitung war an diesem Tag uninteressant. Alle Freunde waren der Stadt entflohen, und ich sehnte mich nach schattigen Wäldern oder der Südsee. Mein mageres Bankkonto zwang mich immer wieder, die Ferien weiter zu verschieben. Für meinen Freund bot weder die See noch das Landleben Attraktion und Erholung. Er hatte es einfach gern, wenn er hier, umgeben von fünf Millionen Menschen, auf seinem Sofa lag, wenn er seine Briefsachen um sich herum ausgebreitet hatte und darin herumsuchen konnte, wenn er auf jedes kleine Gerücht von einem unaufgeklärten Verbrechen reagieren konnte. Naturbewunderung hatte inmitten seiner vielen Begabungen keinen Platz. Die einzige Ausnahme, daß er einmal den Übeltätern in der Stadt den Rücken kehrte, war, wenn er einmal seinen Bruder auf dem Lande besuchte.
    Da Holmes zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, warf ich die langweilige Zeitung zur Seite, legte mich in meinem Sessel zurecht und träumte vor mich hin. Plötzlich brach die Stimme meines Freundes mitten hinein in meine Träumereien.
    »Sie haben völlig recht, Watson«, sagte er. »Dies ist auch wirklich ein lächerlicher Versuch, ein Streitgespräch zu beend en.«
    »Reichlich lächerlich«, antwortete ich. Plötzlich ging mir auf, daß er genau das ausgesprochen hatte, was ich gerade gedacht hatte. Ich fuhr aus meinem Sessel auf und sah ihn mit der größten Verwunderung an. »Nanu, was ist denn dies, Holmes!« rief ich. »Das übertrifft mal wieder alles, was ich mir vorstellen kann.
    Er lachte herzlich über meinen perplexen Gesichtsausdruck. »Sie erinnern sich doch«, sagte er,
    »daß ich Ihnen vor einiger Zeit ein paar

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