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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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bei mir zu überreden, sobald es eben möglich ist. Die Minuten erscheinen mir wie Stunden, während ich hier unter diesem furchtbaren Druck lebe. Vielleicht ist Ihr Freund verärgert, daß ich ihn nicht schon früher um Hilfe gebeten habe. Bitte, versichern Sie ihm, daß dies nicht geschehen ist, weil ich sein Talent vielleicht nicht anerkannt hätte. Es ist geschehen, weil ich nach diesem furchtbaren Schlag sehr schwer krank war. Aber nun ist mein Kopf wieder klar genug, daß ich denken kann, wenn ich mich auch noch nicht allzu sehr anstrengen darf, um keinen Rückfall zu bekommen. Ich bin immer noch so schwach, daß ich auch diesen Brief nicht selber schreiben kann, sondern ihn diktiere. Bitte versuchen Sie, ihn hierher zu mir zu bringen.
    Ihr alter Schulkamerad,
    Percy Phelps

    In diesem Brief war ein Ton, der mich sehr tief berührte. Da war dieses erbarmungswürdige Wiederholen der Bitte, Sherlock Holmes zu hole n. Ich war so bewegt, daß ich alles darangesetzt hätte, Sherlock Holmes zu bewegen, den Fall zu, übernehmen. Aber Sherlock Holmes liebte seinen Beruf, und er war immer bereit, einem Klienten zu helfen. Meine Frau war der gleichen Meinung wie ich, es sollte keine Minute versäumt werden, der Brief' mußte Sherlock Holmes sofort vorgelegt werden. Und so befand ich mich eine Stunde nach dem Frühstück wieder in unserer alten Wohnung in der Baker Street.
    Holmes hatte sich an einem Seitentischchen niedergelassen. In, seinen Morgenmantel gehüllt, arbeitete er an chemischen Experimenten. Eine große, rundgeformte Retorte kochte brodelnd über der blauen Flamme des Bunsenbrenners. Die destillierte Flüssigkeit tropfte in ein Zweilitermaß. Bei meinem Eintreten `hatte mein Freund kaum aufgesehen. Ich merkte, daß seine Untersuchungen sehr bedeutungsvoll für ihn waren. So setzte ich mich in einen der Sessel und wartete. Er tauchte in die eine oder andere Flasche, zog ein paar Tropfen dieser oder jener Flüssigkeit mit seiner Glaspipette heraus. Schließlich stand er auf und brachte eines der Teströhrchen mit einer Lösung zum Tisch herüber. In der rechten Hand hielt er ein Stückchen Lackmuspapier.
    »Sie kommen in einem kritischen Augenblick, Watson«, sagte er, »wenn dieses Papier blau bleibt, ist alles in Ordnung. Wenn es sich rot färbt, dann könnte es einem Mann das Leben kosten.« Wieder tauchte er es in das Reagenzglas, und sofort färbte es sich in ein dumpfes, schmutziges, dunkles Rot. »Hm, das habe ich mir doch gedacht! « rief er. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Watson. Tabak ist in dem persischen Pantoffel.« Wieder hatte er sich dem Tisch zugewandt. Er schrieb mehrere Telegrammbögen voll, die er dem Pagen übergab. Dann warf er sich in seinen Sessel, dem meinen gegenüber, zog die Knie an, bis die Arme die langen, schlanken Beine umklammert hatten.
    »Ein durchsichtiger kleiner Mord«, sagte er, »ich hoffe, daß Sie etwas Besseres für mich auf Lager haben. Sie sind der stürmische Bote des Verbrechens, Watson. Was ist es?«
    Ich reichte ihm den Brief, und er las ihn, aufmerksam und konzentriert.
    »Er gibt nicht gerade viele Einzelheiten preis«, sagte er, als er mir den Brief zurückgab.
    »Genaugenommen gar nichts.«
    »Und doch ist das Schreiben sehr interessant.«
    »Er hat den Brief nicht eigenhändig geschrieben.«
    »Genau das meine ich, es ist die Handschrift einer Frau.«
    »Ach was, kann das sein? Es müßte eine Männerhandschrift sein«, rief ich.
    »Nein, mein Freund, eine Frauenhandschrift. Und diese Frau hat dazu einen seltsamen Charakter.
    Sehen Sie, wenn man eine Untersuchung beginnt, dann sind solche Hinweise schon einmal sehr wichtig. Da ist ein Mensch auf Gedeih und Verderb einem anderen Menschen ausgeliefert, steht einem Menschen nah, der eine so außergewöhnliche Natur hat. Mein Interesse an diesem Fall ist schon geweckt. Wenn Sie bereit sind, dann machen wir uns gleich auf die Reise nach Woking, um diesen Diplomaten zu besuchen, der in eine so üble Falle geraten ist und der seine Briefe einer so interessanten Dame diktiert. «
    Wir hatten das Glück, den frühen Zug von Waterloo aus noch gerade zu erreichen. In weniger als einer Stunde befanden wir uns inmitten der Föhren- und Heidelandschaft von Woking.
    >Briarbrae< war, wie sich herausstellte, ein großes Herrenhaus, das sich einige Minuten von der Bahnstation entfernt inmitten eines schönes Parks befand. Wir gaben unsere Karten ab und wurden gleich in ein sehr elegantes Zimmer geführt, wo ein

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