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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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kannst, wenn die anderen Feierabend haben. Dann kannst du das Dokument in Ruhe abschreiben, ohne daß dir jemand über die Schulter sieht. Wenn du fertig bist, sollst du das Schriftstück sowohl als auch die Abschrift in deinem Schreibtisch verschließen und mir morgen früh persönlich überreichen.<
    Ich nahm also die Papiere und...«
    »Entschuldigen Sie einen Augenblick«, sagte Sherlock Holmes, »waren Sie alleine während dieses Gespräches? »Absolut.«
    »Fand das Gespräch in einem großen Zimmer statt?«
    »Dreißig Fuß nach jeder Seite.«
    »Und Sie befanden sich in der Mitte des Raumes?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Und Sie haben nicht überlaut zusammen gesprochen? «
    »Nein. Die Stimme meines Onkels ist bemerkenswert leise. Ich habe fast nichts gesagt. «
    »Bitte, fahren Sie fort«, sagte Holmes und schloß die Augen. »Ich tat genau, worum er mich gebeten hatte. Ich wartete, bis die anderen Angestellten nach Hause gegangen waren. Einer von ihnen, der mit mir das Büro teilt, hatte einige Arbeit nachzuholen. Während er in unserem Zimmer arbeitete, ging ich zum Dinner. Als ich zurückkehrte, war er fort. Ich wollte mich nun mit meiner Arbeit ein bißchen beeilen, denn Joseph, Mr. Harrison, den Sie soeben getroffen haben, war in der Stadt, und wir wollten gemeinsam mit dem Elf-Uhr-Zug nach Woking fahren.
    Es lag mir daran, diesen Zug noch zu erreichen.
    Als ich mir den Vertrag näher betrachtete, begriff ich, daß er wirklich von großer Wichtigkeit war, mein Onkel hatte nicht übertrieben. Ohne jetzt Details preiszugeben, kann ich wohl sagen, daß es um die Position Großbritanniens in der Dreier-Allianz ging. Es wurde angedeutet, welche politischen Maßnahmen ergriffen werden würden, wenn die französische Flotte im Mittelmeer die Oberhand über die italienische gewänne. Es handelte sich um Fragen des Seerechtes.
    Unterschrieben war dieser Vertrag von hohen Würdenträgern. Ich hatte mich also mit dem Inhalt vertraut gemacht und begann mit der Arbeit.
    Es war ein längeres Schriftstück und in französischer Sprache abgefaßt. Zwar arbeitete ich zügig voran, aber um neun Uhr hatte ich erst neun Artikel fertig geschriebe n. Die Aussicht, meinen Zug noch zu erreichen, erschien mir aussichtslos. Ich fühlte mich schläfrig und ein wenig leer im Kopf, teils lag das an dem schweren Dinner, teils an der Arbeit eines langen Tages. So dachte ich, daß mich eine Tasse Kaffee wieder frischer machen könnte. Ein Nachtwächter bleibt die ganze Nacht im Gebäude. Er sitzt in seiner kleinen Loge unter der Treppe. Für Leute, die spät noch arbeiten, macht er auf einer Spiritusflamme Kaffee. Ich klingelte ihn deshalb herbei. Auf mein Klingeln erschien jedoch eine Frau, eine große, ältere Frau. Sie hatte ein grobes Gesicht und trug eine Schürze. Sie sei die Frau des Nachtwächters, erklärte sie, und ich gab ihr meinen Auftrag.
    Ich schrieb zwei weitere Artikel und war müder denn zuvor. So stand ich auf und wanderte im Zimmer umher, um die Glieder ein bißchen zu strecken. Mein Kaffee war immer noch nicht gekommen. Allmählich fragte ich mich, aus welchem Grund er mir noch nicht gebracht worden war. Ich öffnete die Tür und starrte den Korridor hinunter. Es war ein gerader Flur, schwach beleuchtet und der einzige Ausgang aus dem Zimmer, in dem ich arbeitete. Dieser Flur endet an einer gewundenen Treppe, an dessen Fuß sich die Loge des Pförtners befindet. Auf der halben Treppe befindet sich ein Absatz, von dem ein weiterer Flur nach rechts abzweigt. Dieser zweite Flur führt über eine weitere kleine Treppe zu einer Seitentür, die vom Dienstpersonal und auch von den Angestellten als Abkürzungsweg benutzt wird. Hier ist eine kleine Skizze des Gebäudes.«
    »Danke, ich kann Ihnen recht gut folgen«, sagte Sherlock Holmes.
    »Es ist von größter Wichtigkeit, daß Sie von diesem Punkt Notiz nehmen. Ich ging die Treppe hinunter, kam in die Halle und fand den Nachtwächter fest schlafend in seiner Loge, während das Wasser auf dem Spirituskocher verkochte. Das kochende Wasser war auf den Fußboden gespritzt. So nahm ich den Kessel von der Flamme und blies sie aus. Gerade hatte ich meinen Arm ausgestreckt, um ihn zu wecken, als über meinem Kopf die Klingel schrillte. Erschrocken wachte der Mann auf.
    >Mr. Phelps, Sir!< sagte er verwundert.
    >Ich bin heruntergekommen, um zu sehen, wo mein Kaffee bleibt.<
    >Den Kessel hatte ich schon aufgesetzt, dann muß ich eingeschlafen sein, Sir.< Er sah mich an, dann die

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