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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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breitschultriger Mann uns gastfreundlich empfing. Der Mann war um die vierzig Jahre alt, eher vierzig jedenfalls als dreißig, aber seine Wangen waren frisch, und die Augen leuchteten so vergnügt, daß man von ihm eher den Eindruck eines unbeschwert fröhlichen Jungen hatte, der in jedem Augenblick einen neuen Streich aushecken konnte.
    »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, sagte er und schüttelte uns ausgiebig die Hände. »Percy hat schon den ganzen Vormittag lang nach Ihnen gefragt. Ach, der arme alte Kerl hält sich an jedem Strohhalm fest. Seine Eltern haben mich gebeten, Sie zu empfangen. Ihnen selber ist es zu schmerzlich, allein schon an das Unglück erinnert zu werden. «
    »Bisher haben wir noch keinerlei Anhaltspunkte«, stellte Sherlock Holmes fest, »Sie selber sind wohl kein Mitglied der Familie, nicht wahr?«
    Unser neuer Bekannter sah uns überrascht an, dann sa h er an sich herunter und begann zu lachen.
    »Natürlich, da ist ja mein Monogramm >J. H.< auf dem Medaillon. Einen Augenblick habe ich wirklich geglaubt, Sie hätten etwas Cleveres vollbracht«, sagte er. »Ich bin Joseph Harrison.
    Percy wird meine Schwester Annie heiraten, so werden wir durch Heirat Verwandte werden. Sie werden meine Schwester in seinem Zimmer finden, denn sie hat ihn in diesen zwei Monaten gepflegt. Vielleicht ist es besser, wenn wir gleich zu ihm gehen, denn er erwartet Sie ungeduldig.
    « Wir wurden in ein ebenerdiges Schlafzimmer geführt. Es war halb als Wohnzimmer, halb als Schlafzimmer möbliert. Blumen waren in jeder Ecke und auf jedem Plätzchen arrangiert. Ein junger Mann lag blaß und müde auf dem Sofa in der Nähe des offenen Fensters, durch das der schwere Duft des Blumengartens und die wohltuende Sommerluft hineinströmten. Neben ihm saß eine junge Frau. Die Dame erhob sich, als wir eintraten.
    »Soll ich lieber gehen, Percy?«
    Er klammerte sich an ihre Hand, um sie zum Bleiben zu bewegen. »Prima, Sie wiederzusehen, Watson«, sagte er freundlich. »Mit diesem Schnauzbart hätte ich Sie niemals wiedererkannt. Und das ist Ihr vielgefeierter Freund Sherlock Holmes?«
    Ich stellte ihn mit ein paar Worten vor, dann nahmen wir alle Platz. Der breite junge Mann hatte uns verlassen, aber das Mädchen war geblieben. Ihre Hand hatte sie auf die des Kranken gelegt.
    Sie war eine aufregende junge Frau, zwar ein wenig kurz geraten und zur Fülle neigend, aber zugleich hatte sie eine wunder-schöne, olivenfarbene Gesichtsfarbe und große, dunkle italienische Augen. Prächtiges schwarzes Haar umrahmte das Gesicht. Ihre frischen Farben ließen das bleiche Gesicht des Kranken noch bleicher und kränker erscheinen.
    »Ich möchte nicht viel Zeit verlieren«, sagte er und erhob sich von seinem Sofa, »ich werde mich ohne große Vorreden in die Geschichte stürzen. Mr. Holmes, ich war ein glücklicher und erfolgreicher Mensch. Ich stand kurz vor meiner Hochzeit, als dieses schreckliche Unglück über mich hereinbrach. Meine ganze Zukunft ist ruiniert. Ich hatte, wie Watson Ihnen sicherlich mitgeteilt hat, durch den Einfluß meines Onkels, Lord Holdhurst, eine gute Stellung im Innenministerium. Ich bin sehr schnell in eine verantwortliche Position hineingewachsen. Als mein Onkel Außenminister wurde, vertraute er mir mehrere verantwortungsvolle Missionen an, die ich alle zu einem guten und erfolgreichen Ende gebracht habe. Schließlich kam es, daß er das größte Vertrauen in mein Können und meinen Takt legte. Vor etwa zehn Wochen - um genau zu sein: Es war am dreiundzwanzigsten Mai - rief er mich in sein privates Büro. Er machte mir Komplimente wegen meiner guten Arbeit und unterrichtete mich dann, daß er mir einen neuen Auftrag anvertrauen wolle.
    >Dies<, sagte er und nahm eine große graue Rolle Papier aus seinem Schreibtisch, >ist das Original eines Geheimvertrages zwischen England und Italien. Leider muß ich zugeben, daß Gerüchte über dieses Papier in die Zeitung gelangt sind. Es ist nun aber von ungeheurer Wichtigkeit, daß nichts an die Öffentlichkeit gelangt. Die französische sowohl als auch die russische Botschaft würde ungeheure Summen zahlen, wenn sie an den Inhalt dieser Papiere herankämen. Eigentlich dürften sie meinen Schreibtisch überhaupt nicht verlassen, aber es ist unbedingt notwendig, die Dokumente zu kopieren. Du hast doch einen Schreibtisch in deinem Büro?<
    >Ja, Sir.<
    >Dann nimm den Vertrag und schließ ihn gut bei dir ein. Ich, werde Anweisungen geben, daß du zurückbleiben

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