Das Reisebureau Thompson und Comp.
Santa-Cruz verschwand und jedenfalls nicht vor der Weiterfahrt wieder erscheinen würde. Der Dritte war Johnson, den wohl immer noch die Furcht vor den Erdbeben und Überschwemmungen an Bord der »Seamew« zurückhielt. Das hätte freilich niemand behaupten können, da Johnson es vermieden hatte, sich weiter über seine namenlose Furcht auszusprechen, wenn er überhaupt einen triftigen Grund dafür angeben konnte. Er war eben einfach an Bord geblieben. Vielleicht wußte er gar nicht, daß die »Seamew« vor Anker lag. Auf dem Meere, im Hafen und auf dem Lande… für ihn herrschte überall ein ewiges Schwanken.
Sehr wider ihren Willen waren dagegen die fünf andern ausgeblieben. Das Hüftweh kennt keine Gnade, und Mrs. Georgina Blockhead, sowie der an ihrer Schürze hängende junge Abel hatten sich zu Krankenwärtern für ihren Gatten und für ihre beiden Töchter umwandeln müssen, die noch so steif wie Laternenpfähle waren.
Morgan hatte es jetzt also nur mit einundfünfzig Touristen zu tun. Das ist ja immer noch eine ansehnliche Zahl, ja, die Leute und die Reittiere, die für alle nötig waren, genügten, unter den Fenstern des Hotels einen Heidenlärm zur verursachen.
Hier standen zunächst einundfünfzig Maulesel, einer für jeden Reisenden. Diese Tiere mit ihrem sichern Tritt sind auf den steilen und schlecht gebahnten Wegen, die nach dem Teyde hinaufführen, geradezu unschätzbar. Ferner waren zwanzig Pferde zur Stelle, die Decken und Lebensmittel tragen sollten. Diese einundsiebzig Vierfüßler bildeten die Kavallerie.
Die nicht weniger imposante Infanterie bestand aus vierzig Arrieros, nämlich zwanzig für die Lastpferde, und zwanzig, um im Notfalle die Frauen zu stützen, ferner aus zwölf Führern unter dem Kommando eines von ihnen, eines gewissen Ignacio Dorta, der, sowie sich die Karawane geordnet hatte, an deren Spitze trat.
Hinter dem spreizte sich Thompson, begleitet von Morgan, der sich bei der großen Anzahl von Personen beruhigt genug fühlte, sich vorläufig von Mistreß Lindsay mehr entfernt halten zu können. Dann folgten die Passagiere in langer Reihe, geleitet von den elf Führern und den zwanzig Arrieros, während die Pferde unter der Führung der zwanzig andern Arrieros den Schluß der Kolonne bildeten.
Die Einwohner von Orotava mochten noch so sehr die Besteigung ihres Vulkanberges gewöhnt sein, der heutige Aufzug war für sie doch etwas Außergewöhnliches und erregte die allgemeine Neugier.
So trottete denn die Kavalkade unter reichlichem Zulauf auf ein gegebenes Zeichen – Führer, Touristen und Arrieros – die untersten Abhänge des Monte Verde hinaus.
Morgan hatte seine Sache wirklich gut gemacht. Wie das aber einmal recht und billig ist, fiel die Ehre dafür ausschließlich Thompson zu, der ja doch die Rechnungen bezahlen mußte. Dagegen erwarb er sich hiermit auch Freunde. Die tadellose Organisation dieses letzten Ausfluges versöhnte seine Reisenden; wenn die Erinnerung an frühere Unannehmlichkeiten dadurch auch noch nicht verlöscht wurde, so verblaßte sie doch ziemlich stark. Alles traf heute zusammen, die Gemüter milder zu stimmen. Das Wetter war herrlich, der Weg bequem und dazu wehte eine angenehme, leichte Brise; selbst Saunders fühlte sich entwaffnet.
Mit größter Anstrengung bekämpfte er aber diesen Anfall von Schwäche. Wie, sollte er sich wirklich so dummerweise auf das Trockne gesetzt fühlen, sich als Besiegten erkennen? Konnte denn ein einziger gelungener Ausflug die zehn andern, völlig verfehlten ausgleichen? Und würde übrigens der heutige in jeder Hinsicht erfolgreich sein? Da mußte man doch erst das Ende abwarten. Vor der Rückkehr nach Orotava würde schon noch das oder jenes schief gehen. Wer’s erlebte, würde es ja sehen.
Als Schlußeffekt ließ Saunders mit entschlossener Miene seine Gelenke knacken und verzog das Gesicht auf eine so abscheuliche Weise, wie ihm das überhaupt möglich war.
Der Monte Verde verdankt seinen Namen den Tannen, die ihn einst bedeckten. Davon sind freilich nur wenige Spuren übriggeblieben. Zuerst im Schatten von Kastanienbäumen, dann in dem der noch vorhandenen Tannen verfolgte die Kavalkade einen reizenden Pfad, der von blühenden Geranien und stachelblättrigen Agaven eingefaßt war.
Weiterhin erschienen Weingärten, Felder mit Gemüse oder Nopalpflanzen, während da und dort einige ärmliche Hütten davon Zeugnis ablegten, daß hier nicht alles Leben erstorben war.
In der Höhe von tausend Metern kam
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