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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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vorschriftsmäßige Kreis zusammenschloß, Sie haben hier vor sich die Ebene von Las Canadas, einen frühern, jetzt aber mit Geröll ausgefüllten Krater, das der Vulkan selbst ausgeworfen hatte. Allmählich haben sich dann in der Mitte dieses zur Ebene verwandelten Kraters die Schlacken zur Bildung des Pic des Teyde aufgetürmt, bis sie die Höhe von siebzehnhundert Metern erreichten. Diese früher so lebhafte vulkanische Tätigkeit ist gegenwärtig stark abgeschwächt, doch noch nicht ganz erloschen. Auch in diesem Augenblicke werden Sie am Fuße des Kegels Fumarolen bemerken, die den plutonischen Kräften als Sicherheitsventil dienen und denen die Eingebornen den bezeichnenden Namen der »Narizes«, das heißt der Nasenlöcher, gegeben haben.
     

    Das Tal von Orotava und der Pic von Teneriffa.
     
    Der Pic von Teneriffa ist mit dreitausendachthundertundacht Metern der höchste Vulkan der Erde. Seine imposanten Größenverhältnisse konnten nicht verfehlen, die Phantasie anzuregen. Die ersten europäischen Reisenden sahen in ihm den allerhöchsten Berg der Welt und schrieben ihm fünfzehn Lieues Höhe zu. Die Guanchen, die autochthone Bevölkerung der Insel, haben ihn gar zu einer Gottheit verwandelt, sie schworen bei ihm und legten bei Guayata, dem bösen Geist, der auf dem Grunde des Kraters wohnt, Gelübde ab, deren Nichteinhaltung die schwersten Strafen nach sich zog.
    – Mister Thompson tat sehr unrecht daran, uns so hoch hinausgehen zu lassen,« unterbrach den Redner eine harte Stimme, in der jeder das liebliche Organ des Herrn Saunders erkannte.
    Diese Bemerkung wirkte lähmend. Morgan schwieg still und Thompson hielt es nicht für angezeigt, ihn zur Fortsetzung seines belehrenden Vortrags aufzufordern. Auf einen Wink von ihm setzte sich Ignacio Dorta wieder an die Spitze des Zuges, und die Touristen überschritten nun den Circus de Las Canadas.
    Die Reisenden traten den Weg darüber leichten Herzens an. Die Ausdehnung des Zirkus schien ja gering zu sein, und keiner zweifelte daran, daß man in einer halben Stunde den Fuß des Kegelberges erreicht haben würde.
    Diese halbe Stunde verging aber, ohne daß man sich dem Ziele auf bemerkbare Weise genähert zu haben schien. Beim Abmarsch hatte man geglaubt, es mit den Händen fassen zu können, das konnte man vielleicht auch noch jetzt glauben… Es war aber eine schwere Täuschung.
     

    Orotava.
     
    Obendrein erwies sich der Erdboden hier eher noch schlechter gangbar, als bei der Überschreitung des Portillo. Er bestand fast allein aus Buckeln und Vertiefungen, ohne jede andre Vegetation als einigen dürftigen Büschen von Retamas.
    »Erlauben Sie, Herr Professor, fragte da einer der Touristen, wieviel Zeit erfordert es denn, über diese abscheuliche Hochebene zu kommen?
    – Ungefähr drei Stunden, mein Herr,« erklärte Morgan.
    Diese Antwort schien den Touristen und die, die ihm näher standen, nachdenklich werden zu lassen.
    »Und nach Überschreitung des Plateaus, fuhr der Fragesteller fort, wie weit ist es dann noch, bis wir an den Gipfel kommen?
    – In lotrecht aufsteigender Linie etwa fünfzehnhundert Meter,« sagte Morgan lakonisch.
    Der Frager verfiel in noch tieferes Nachdenken und murrte ein paar Flüche über die Beschwerden des Weges.
    Es muß auch zugestanden werden, daß diese Promenade nicht gerade etwas Angenehmes an sich hatte. Die Kälte wurde in der großen Höhe schon recht empfindlich, während die von der dünnen Luft kaum gemilderten Sonnenstrahlen fast schmerzlich brannten. Vorn geröstet und hinten zu Eis verwandelt zu werden, diese Art von Ungleichheit wollte den Touristen doch keineswegs gefallen.
    Da es nun schon stark auf Mittag ging, gesellten sich hierzu bald noch ernstere Beschwerden. Von dem mit Bimssteinen bedeckten, weiß glänzenden Erdboden, der fast dem Schnee ähnelte, wurden die Strahlen der Sonne wie von einem Spiegel zurückgeworfen, so daß sie auch die besten Augen verletzten. Roger, der sich auf Morgans Empfehlung mit einem kleinen Vorrat von blauen Brillen versehen hatte, konnte damit sich selbst und seine Freunde gegen jede Beschädigung der Augen schützen. Doch nur wenige seiner Gefährten hatten dieselbe Vorsicht gebraucht, und bald zeigten sich auch Anfänge von Augenentzündung, die mehrere Touristen zwangen, allmählich zurückzubleiben. Das machte wieder andre nachdenklich, und da sich der Weg über den Zirkus noch immer verlängerte, schlug die größte Zahl der Reiter entweder aus Furcht vor einer

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