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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Augenentzündung, oder weil sie vielleicht schon zu sehr erschöpft waren, unbemerkt wieder den Weg nach Orotava ein.
    Seite an Seite mit Ignacio Dorta hielt sich Morgan an der Spitze der Karawane. Ganz seinen Gedanken nachhängend, sprach er in den drei Stunden, die der Weg über den Zirkus dauerte, kein einziges Wort. Erst als der Zug auf dem Gipfel des Weißen Berges, des letzten Vorberges des Pics, angelangt war, warf er einmal einen Blick zurück. Da sah er nicht ohne Überraschung, wie stark die Karawane zusammengeschmolzen war.
    Jetzt bestand sie höchstens noch aus fünfzehn Touristen, und die Zahl der Arrieros hatte ebenso eine entsprechende Verminderung erfahren. Der Rest war verstreut, verschwunden.
    »Eine englische Karawane, flüsterte Roger seinem Freunde zu, ist offenbar ein Körper, der den niedrigsten Schmelzpunkt hat. Ich werde mir diese Beobachtung aus der transzendentalen Chemie merken…
    – Ja, so scheint es, antwortete Morgan lächelnd. Ich glaube nur, diese Erscheinung wird nun ein Ende nehmen. Die Lösung muß doch allmählich gesättigt sein.«
    Das weitre sollte leider das Gegenteil beweisen.
    Es galt jetzt, den Kegel selbst auf einem so steilen Pfade zu erklettern, daß es unmöglich erschien, daß Pferde oder Maultiere sich erhalten könnten. Die letzten Unerschrockenen wichen bei diesem Anblick zurück und erklärten unter dem Vorwande der äußersten Erschöpfung, nach Orotava zurückkehren zu wollen. Vergeblich bat Thompson und mobilisierte das ganze Zeughaus seiner Überredungskünste. Er erntete aber dafür nur die entschiedensten Weigerungen, und die in einem Tone, der nichts Liebenswürdiges an sich hatte.
    Einen solchen Ausflug vorgesehen zu haben! Das war ja die reine Tollheit! Wie konnte nur ein Mann, der im Besitz seines Verstandes war, andern Leuten, als Bergsteigern von Beruf, den vorzuschlagen wagen? Warum denn nicht gleich auf den Montblanc?
    So schallte es von allen Seiten, und dazu kamen noch andre, nicht eben wohlwollende Reflexionen. Man machte sich bittre Vorwürfe, vor drei Stunden auf dem Punkt gewesen zu sein, an einen schließlich guten Erfolg dieser Reise zu glauben, und spottete darüber, einen Augenblick angenommen zu haben, daß irgendein von Thompson ersonnenes Projekt Sinn und Verstand haben könne.
    Da blieb nun nichts andres übrig, als die Getäuschten dahinziehen zu lassen und ihnen einen Teil der Führer und fünfzehn mit Proviant beladne Pferde zu überlassen.
    Dann begann Thompson todesmutig den Aufstieg, ohne seinen letzten Getreuen Zeit zu geben, sich zu besinnen.
    Zu diesen gehörte in erster Reihe Van Piperboom – aus Rotterdam. Als Schatten des Agenten hatte er diesen seit vierzehn Tagen auf keinem Schritt verlassen. Das war vielleicht seine Rache. Höchst gereizt, konnte sich Thompson doch auf keine Weise von diesem lebenden Vorwurfe befreien. War er in Gang, Piperboom heftete sich an seine Sohlen; sprach er, so trank der Holländer förmlich seine Worte. Eine kleine Erholung fand er nur noch in den Stunden der Nacht.
    Augenblicklich war Piperboom wie gewöhnlich auf seinem Posten. Sein Maulesel hätte den Schwanz von dem Thompsons abbeißen können.
    Wenn ein Reiter und sein Tier nicht unbedingt zwei Tiere auszumachen brauchen, wie es im Sprichwort behauptet wird, so bilden sie wenigstens allemal zwei Köpfe, das heißt, zwei verschiedene und zuweilen widerstrebende Willen. Wenn hier Piperboom sich darauf versteifte, dem Chef des Ganzen dicht auf dem Fuße zu folgen, wenn er sich fest vorgenommen hatte, den Kegelberg bis zum Gipfel zu besteigen, so war sein Maulesel doch ganz andrer Ansicht. Nach zehn Schritten weigerte er sich entschieden, noch einen elften zu machen. Das arme Tier erkannte seine Aufgabe als gar zu schwierig.
    Alle physischen und moralischen Beweismittel des Gegenteils wurden vergeblich angewandt, die Führer packten die Kantare des widerspenstigen Vierbeiners. Der aber, der einen unerschütterlichen Entschluß gefaßt hatte, ließ sich auf keine Weise besiegen. Endlich verärgert über die Neckereien, die man sich ihm gegenüber erlaubte, brachte er seinen Unwillen deutlicher zum Ausdruck und setzte seine Last einfach auf den Boden ab. Piperboom sah sich demnach gezwungen, den Agenten wohl oder übel zu verlassen und auch selbst vorzeitig den Rückweg anzutreten, wozu man ihm einen Führer, zwei Arrieros und ein Pferd überließ, während die andern Glücklichen ihre Bergpartie fortsetzten.
    Jetzt waren nun also im ganzen

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