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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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noch neunzehn beisammen: drei Führer, acht Arrieros, die vier Pferde führten, und acht Reisende, nämlich: Thompson, den seine Würde zur Ausdauer verpflichtete, Morgan, Roger de Sorgues, Alice nebst ihrer Schwester, Jack Lindsay, Saunders und Hamilton. Lady Hamilton und Miß Margaret mußten unter Führung Tiggs, der sich galant zu ihrer Begleitung angeboten hatte, schon lange in Orotava eingetroffen sein. Ah, wenn Miß Mary und Miß Beß Blockhead hier anwesend gewesen wären, weit lieber hätten sie den undankbaren Gipfel des Pic erstiegen und ihn sich in dessen Krater stürzen sehen, als sich zum Kurmacher einer Rivalin zu machen.
    Seit die Kolonne so reduziert war, erfüllten Morgan wieder die gewöhnlichen Sorgen. Er hatte schon zwischen Jack Lindsay und dessen Schwägerin, die auf dem Abhange nach und nach einander näher gekommen waren, seinen Maulesel etwas rücksichtslos hineingelenkt, wobei er sogar Alice ein wenig stieß. Doch als ob sie die Beweggründe des Dolmetschers der »Seamew« erkannt hätte, machte sie aus dieser nervösen Hast kein weitres Aufsehen, sondern verließ nur langsam ihr Glied in der Reihe und setzte sich an die Seite ihres getreuen Beschützers.
    Auch Jack Lindsay hatte den Schritt Morgans beobachtet, zeigte aber seiner Schwägerin auf keine Weise, daß das ihm aufgefallen wäre. Höchstens verriet ein leichter Zug um den Mund den Zorn seines Innern, und er kletterte wie vorher den Bergabhang hinauf, ohne sich nach seinem Feinde, den er hinter sich wußte, umzukehren.
    Der Aufstieg gestaltete sich ungemein beschwerlich. Auf dem morschen, leicht nachgebenden Boden kostete jeder Schritt eine wirkliche Arbeit. Als nach zweistündigen Anstrengungen um sechs Uhr abends Halt gemacht wurde, waren Tiere und Menschen am Ende ihrer Kräfte.
    Die Touristen waren bis zur Alta Vista gekommen, einer Art Anschwellung des Kegels, worin man eine Zufluchtsstätte für die hier mit der Gewinnung des Schwefels beschäftigten Arbeiter eingerichtet hatte, in der sie auch die Nacht zubringen konnten.
    Jetzt war es sehr kalt geworden. Das Thermometer zeigte kaum drei Grad über Null. Ein Unterkommen war zunächst unentbehrlich.
    Alice und Dolly würden, trotz ihrer Gewöhnung an das Reisen und die damit verknüpften gelegentlichen Unannehmlichkeiten, diese Unterkunft doch jedenfalls abgelehnt haben, vorzüglich weil ja schon die Arbeiter von der Solfatara darin schliefen. Vielleicht hätten sie lieber, trotz der Kälte unter freiem Himmel übernachtet, als mit Männern zusammen in dem Schuppen.
    Zum Glück hatte Morgan Vorsorge getroffen, ihnen diese Unannehmlichkeit zu ersparen. Auf sein Verlangen wurde den Pferden ihre Last abgenommen, und bald erhob sich ein hübsches Zelt, worin, dank einem tragbaren Ofen und einem genügenden Vorrat von Heizmaterial, in wenigen Minuten ein lustiges Feuer aufloderte.
    Der Tag nahm nun schnell ab. Um acht Uhr war das Meer schon in einen Schatten gehüllt, den man mit der Schnelligkeit eines Eilzuges die Küste und dann die Böschungen der hohen und der benachbarten Berge hinaufziehen sah. Binnen zwei Minuten war der Zirkus Las Canadas in der Dunkelheit verschwunden. Nur der Pic stieg noch leuchtend wie aus einem unsichtbaren Abgrunde auf.
    Die Sonnenscheibe erreichte den Ozean, der Horizont bog sich gleichsam ein, während ein vom Pic geworfener ungeheurer Schattenkegel, der kurze Zeit in allen Farben spielte, bis Gran Canaria hinüberreichte, und dann der letzte Strahl sich wie ein leuchtender Pfeil in der verdunkelten Atmosphäre verlor.
    Alice und Dolly zogen sich sofort in ihr Zelt zurück. Die Männer konnten im Schuppen aber nicht den geringsten Schlaf finden wegen einer Menge von lästigen Parasiten, um die sich die Arbeiter wenig zu kümmern schienen, während ihre Gäste und Schlafkameraden wenigstens mit Hilfe eines mit Retamas unterhaltenen Feuers die Kälte einigermaßen zu bekämpfen vermochten.
    Erst gegen zwei Uhr, wo sich die lästigen Insekten wahrscheinlich genügend gesättigt hatten, konnten sie mit Mühe ein wenig schlafen, da wurden sie aber auch schon wieder zum Aufbruch geweckt. Jetzt war keine Zeit zu verlieren, wenn der Gipfel noch kurz vor Sonnenaufgang erreicht werden sollte.
    Wahrheitsgemäß sei hierbei bemerkt, daß zwei Passagiere dafür taube Ohren hatten.
    Der eine, der Baronet Sir Georges Hamilton, konnte sich dabei darauf berufen, daß es ihm unmöglich sei, sich zu erheben, es gehörte auch ein so schwerwiegender Grund dazu, den

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