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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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gut, zischte er. Ich begreife aber nicht, wie du die Kühnheit haben kannst, wegen des Curral das Freias eine Beschuldigung gegen mich zu erheben. Wärst du denn ohne mich von einem hübschen jungen Manne – wie in den Romanen – gerettet worden?«
    Entrüstet würdigte Alice diesen giftigen Beleidiger keiner Antwort. Sie begnügte sich, ihn mit einer Handbewegung nach dem Ausgang zu weisen, als sich an diesem eine Stimme erhob, die beim Halbdunkel der Lampe den, von dem sie kam, nicht erkennen ließ.
    »Fürchten Sie nichts, Madame, sagte die Stimme. Ich bin hier.«
    Alice und Jack hatten sich zitternd nach der Seite umgedreht, von der die erlösende, ruhige Stimme herkam, und plötzlich stießen beide einen Schrei aus, Alice einen Freudenschrei, einen Ausbruch grimmiger Wut aber Jack Lindsay.
    Als der unerwartete Retter näher in den Lichtschein trat, konnten sie ihn deutlich erkennen.
     

    Mit einem Sprung hatte sich Alice auf Jack Lindsay gestürzt… (S. 474.)
     
    Robert Morgan stand vor ihnen.
    Robert Morgan lebend! Jack verlor den Verstand vor erstickender Wut.
    »Aha, stotterte er mit vor Aufregung gelähmter Zunge, da ist ja der hübsche junge Mann in eigner Person! Was kann denn eine Familienverhandlung den Dolmetscher-Cicerone Morgan interessieren?«
    Morgan blieb ruhig und trat einen Schritt auf Jack zu. Alice drängte sich aber zwischen die beiden Männer. Mit einer gebieterischen Geste erzwang sie sich Ruhe.
    »Der Herr Marquis de Gramon hat doch das Recht, alles zu erfahren, was seine Frau angeht, sagte sie, während sie ihren ohnmächtigen Schwager mit flammendem Blicke ansah.
    – Das ist ja ein recht plötzlicher Marquis! spottete dieser. Ihr wollt gewiß in Timbuktu die Ehe eingehen!«
    Da durchzuckte ihn aber doch ein andrer Gedanke. Wenn Morgan hier war, konnte er schwerlich allein gekommen sein. Das Lager würde jedenfalls bereits in den Händen der von ihm mitgebrachten Franzosen sein, und was Alice ausgesprochen hatte, war da nicht mehr eine Chimäre, sondern war zur Wirklichkeit geworden.
    Bei diesem Gedanken quoll in ihm der Ingrimm von neuem auf. Er fuhr mit der Hand nach seinem Gürtel und zog denselben Revolver, den er schon bei seinem Mordversuche benutzt hatte, hervor.
    »Jetzt sind Sie noch nicht Marquis!« rief er, den Lauf auf Morgan richtend.
    Alice aber war wachsam.
    Mit einem Sprung hatte sie sich auf Jack Lindsay gestürzt. Mit übermenschlicher Kraft klammerte sie sich an seinen Arm und entwand ihm die Waffe.
    Der Schuß krachte dabei los, die mißgeleitete Kugel schlug aber durch das Dach des Zeltes.
    »Befreit!« rief Alice, die mit einem Lächeln des Triumphes den noch rauchenden Revolver vor Morgans Füße warf.
    Auf den Schuß Jacks antwortete fast unmittelbar ein andrer. Ein Hagel von Kugeln pfiff durch die Luft. Ringsum ertönten Schreie, gemischt mit Flüchen in verschiedenen Sprachen.
    Jack Lindsay taumelte. Eine französische oder arabische Kugel hatte sich in das Zelt verirrt und den Elenden getroffen. Kaum vermochte er noch die Hand gegen die Brust zu pressen, als er zu Boden sank.
    Alice, die außerstande war, zu verstehen, was hier vorging, wendete sich mit einer Frage an Morgan. Dem ließen aber die sich jetzt überstürzenden Ereignisse keine Zeit zum Reden.
    Wie von einer Windhose wurde das Zelt weggerissen, eine Sturmflut von Menschen wälzte sich hindurch, und von Morgan mit fortgerissen, der sofort in der Dunkelheit verschwand, sah sich Alice in der Mitte der andern Frauen der Karawane. Hier standen alle zusammen, auch Dolly, die ihrer Schwester in die Arme sank.
    Morgan erschien sehr bald wieder und mit ihm der Kapitän, Roger de Sorgues und alle die andern Schiffbrüchigen. Ob einer fehlte, das würde sich erst am nächsten Tage nachweisen lassen.
    Eine halbe Stunde später, und nachdem er seine Leute gesammelt, Vorposten ausgestellt und alle Maßregeln getroffen hatte, einen erneuerten Angriff des Feindes von vornherein unmöglich zu machen, erschien als letzter noch ein französischer Offizier. Ein freundliches Lächeln auf den Lippen und im hellen Mondlicht stehend, grüßte er die Damen im Kreise und wandte sich darauf an Morgan.
    »Die Raubgesellen sind zerstreut, lieber Herr!« sagte er heiter.
    Doch ohne einen hier so natürlichen Dank abzuwarten, war er schon in die Höhe geschnellt.
    »Was zum Teufel, de Sorgues! rief er, Roger bemerkend. Waren Sie denn auch darunter?
    – Ach, wie geht’s denn, lieber Beaudoin? antwortete Roger; warum, bitte,

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