Das Reliquiar
Tötet den jungen Mann, wenn
er Schwierigkeiten macht. Elena muss unversehrt bleiben.«
Zusammen mit den beiden Sicherheitsleuten war Bruno durch die Schlupfpforte des Nordturms aus dem Schloss verschwunden und dem Verlauf des Wegs zur Landebahn gefolgt. Er wusste nicht, dass Kommissar Boch auf Valentes Vorschlag hin zwei Streifen drau ßen gelassen hatte. Die eine von ihnen befand sich am Waldrand und bemerkte sofort die Männer, die sich von der Wewelsburg entfernten. Die Polizisten hatten klare Anweisungen erhalten und machten sich an die Verfolgung.
Günter bemerkte die Beamten als Erster. Er drehte sich um, und mit einer fließenden Bewegung hob er sein Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch, schoss und zwang damit die Polizisten, in Deckung zu gehen. Doch einer von ihnen war Scharfschütze, und als Günter weiterlief, schickte er ihn mit einem Schuss zu Boden.
Eine kurze Stille folgte auf das Knallen der Schüsse, und dann erklang plötzlich das lauter werdende Brummen eines Hubschraubers, der sich auf den Start vorbereitete.
Die Polizisten liefen noch schneller und sahen die beiden anderen Männer: Sie hatten inzwischen die Landebahn erreicht und kletterten an Bord des Helikopters. Die Beamten begriffen, dass sie nicht zögern durften – sie schossen auf den Hubschrauber, zielten dabei auf Treibstofftank und Heckrotor.
Es kam zu einer Explosion, deren Druckwelle die Polizisten erfasste und zu Boden warf. Glühende Trümmerstücke flogen in alle Richtungen.
Eine schwarze Rauchwolke stieg auf, und sengende Hitze ging von den in Flammen stehenden Resten des Helikopters aus.
Die Beamten blieben einige Sekunden benommen liegen, kamen dann langsam wieder auf die Beine und kümmerten sich um einen Kollegen, der von einem kleinen Trümmerstück getroffen worden war.
»Ganz ruhig, es ist nicht schlimm«, sagte einer der Polizisten und machte sich daran, die Wunde notdürftig zu verbinden. »Gleich kommt Hilfe.«
»Was ist mit den Leuten im Hubschrauber?«, fragte der Verletzte.
»Ich bezweifle sehr, dass jemand von ihnen die Explosion überlebt hat.« Er sprach ins Funkgerät, als eine Gestalt aus den lodernden Flammen kam und mit brennender Kleidung über die Landebahn wankte. Das blutige, verbrannte Gesicht wirkte wie eine dämonische Fratze, und es war ein Rätsel, wie der Mann noch gehen konnte.
Die Polizisten starrten ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Verblüffung an, hoben dann ihre Waffen und forderten ihn auf, stehen zu bleiben. Doch Bruno stapfte weiter, zog dabei den einen Fuß über den Boden. Schließlich fiel er und blieb mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen liegen. Die Beamten ließen ihre Waffen sinken und sahen fassungslos auf die halb verbrannte Leiche hinab.
»Ich weiß nicht, welche Informationen Sie haben, Kommissar«, sagte Otto. »Aber wie Sie sehen, geschieht hier nichts Illegales.Alles ist von der Weltgesundheitsorganisation genehmigt. Die Dokumente in Hinsicht auf unsere
Experimente mit verschiedenen Medikamenten stehen zu Ihrer Verfügung; Sie können sie gern kontrollieren. Wie gesagt, wir haben nichts zu verbergen...«
Die Ankunft von Karl, Valente und Baumann unterbrach ihn.
»Wir haben Schüsse und eine Explosion gehört«, sagte Valente.
»Unmöglich«, erwiderte Otto sofort. »Wir...«
»Sie haben hier nichts gehört, weil der Keller akustisch isoliert ist«, unterbrach Valente den Baron. »Und ich musste Karl zwingen, uns hierherzubringen.«
Karl beschränkte sich darauf, den Kopf zu senken.
»Es muss etwas passiert sein, und wir sollten nach dem Rechten sehen«, fuhr Valente fort. »Ich wette, dass Sie Bescheid wissen, Baron. Warum erklären Sie nicht, was los ist, während wir nach oben zurückkehren?«
»Ich fürchte, Sie neigen zu Übertreibungen, wie viele Ihrer Landsleute«, sagte Otto spöttisch. »Vielleicht wissen Sie nicht, dass in diesen Wäldern oft Jäger unterwegs sind. Die Schüsse, die Sie gehört haben, stammen vermutlich aus Jagdgewehren.«
»Und die Explosion? Baumann hat sie ebenfalls gehört. Das stimmt doch, oder?« Valente sah den deutschen Polizisten an.
»Um ganz ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich eine Explosion war...«
Der Baron lächelte. »Na bitte.Warum geben Sie nicht zu, sich geirrt zu haben?«
»Weil ich mich nicht geirrt habe! Ich weiß, wie sich eine Explosion anhört. Versuchen Sie nicht, mich als Dummkopf darzustellen!«
»Das würde ich mir nie erlauben. Aber ich halte Sie für
Weitere Kostenlose Bücher