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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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kalt.«
    Walton nahm eine Wolldecke und legte sie ihr um die Schultern. »Das ist eine ganz normale Reaktion auf die Hypnose.«
    Elena schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, das für normal zu halten, was ich erlebt habe. Ist es wirklich geschehen? Habe ich geträumt, oder...?«
    »Woran erinnerst du dich?«, fragte Walton.
    »An ein Renaissancekleid, ein Bankett, einen Mann mit einer Narbe im Gesicht... und an einen plötzlichen Schmerz«, sagte Elena mit leiser Unruhe. »Die ganze Zeit über habe ich mich völlig hilflos gefühlt. Es war alles bruchstückhaft, aber es wirkte... sehr real!«
    Anna kam mit dem Tablett und stellte es auf den kleinen Tisch. Sie ging, ohne ein Wort zu sagen, und nahm dabei den Servierwagen mit.
    Der Tee stärkte Elena und gab ihrem Gesicht wieder Farbe. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass es wirklich geschehen ist«, murmelte Elena. »Ich nehme an, Sie haben alles aufgezeichnet.«
    »Natürlich.« Der Professor nickte. »Dieses Band enthält den unwiderlegbaren Beweis für das positive Ergebnis der Sitzung. Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich gut für die Hypnose eignest?«
    Elena schnitt eine Grimasse. »Glauben Sie, ich bin die Reinkarnation jener Frau?«
    Walton zuckte mit den Schultern. »Es steht dir frei, es nicht zu glauben. Auf diesem Fachgebiet tasten wir uns vorwärts und nehmen nichts als selbstverständlich hin. Das ist einer der Gründe, warum wir Aufzeichnungen
anfertigen, damit nachher alles überprüft und analysiert werden kann – auf der Grundlage dieser Daten suchen wir nach plausiblen Erklärungen und formulieren möglichst realistische Hypothesen. Was mich persönlich betrifft: Ich glaube an die Reinkarnation, kann aber nicht ausschließen, dass wir es in einigen Fällen, vielleicht auch in deinem, mit einer aus dem Unterbewusstsein stammenden Traumsequenz zu tun haben. Einen wichtigen Hinweis bietet die Feststellung, ob die geschilderten Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben.« Der Professor nahm die Brille ab und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Nichts von dem, was du uns erzählt hast, ist von mir provoziert worden. Das kannst du selbst überprüfen, indem du dir die Aufzeichnung anhörst. Mein Wissen über die Zeit, in der Beatrice gelebt hat, ist ziemlich begrenzt, aber vielleicht weißt du mehr darüber – immerhin handelt es sich um eine Vorfahrin von dir.«
    »Vielleicht habe ich mich an etwas erinnert, das mir mein Großvater vor vielen Jahren erzählt hat«, spekulierte Elena. »Die Trance könnte es in mein Bewusstsein zurückgeholt haben.«
    Walton nickte. »Möglich wäre das. Es bleibt die Tatsache, dass du sensibel und für die Hypnose gut empfänglich bist. Du hast das tiefste Stadium der Trance erreicht, und beim nächsten Mal...«
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, warf Elena ein. »Tut mir leid, aber ich habe nicht vor, es zu wiederholen. Mir reicht dieses eine Mal. Meine Neugier ist ganz und gar befriedigt. Außerdem habe ich beschlossen, nach Hause zurückzukehren. Meine Ferien sind zu Ende.«

    Nicholas sah sie überrascht an, sagte aber nichts.
    »Es scheint mir sinnlos zu sein, darauf zu beharren«, erwiderte Walton enttäuscht. »Doch angesichts der Resultate finde ich es sehr schade, das Experiment zu unterbrechen… Aber ich möchte dir Namen und Adresse eines Kollegen in Rom geben, an den du dich wenden kannst, falls du es dir anders überlegst. Er ist ein seriöser Wissenschaftler, dem du vertrauen kannst.« Er öffnete eine Schublade, holte eine Visitenkarte hervor und reichte sie Elena. »Sag ruhig, dass du von mir kommst.«
    Elena nahm die Visitenkarte zögernd entgegen. »Ich danke Ihnen, aber ich glaube kaum, dass ich auf dieses Angebot zurückkommen werde.«
    »Man weiß nie«, erwiderte Walton lächelnd.

Venedig, 3. September 1204
    Als Arrigo wieder einigermaßen zu Kräften gekommen war, machte er sich auf den Weg nach Venedig.
    Die Konstantinopel zugefügten Wunden bluteten noch, und in der Stadt herrschte eine Atmosphäre schmerzlicher Verzweiflung. Die Trümmer waren fortgeräumt, aber die Zeichen der Zerstörung und der Brände waren noch immer deutlich zu erkennen und machten offenkundig, mit welcher Unerbittlichkeit die Kreuzfahrer gewütet hatten. Arrigo wünschte sich nichts sehnlicher, als diesen gespenstischen Ort zu verlassen.
    Ohne größere Schwierigkeiten beschaffte er sich einen Platz auf einer Galeere, und nach einer ruhigen Reise übers Meer erreichte er den vor Leben

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