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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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sein scheint. Die Sitzung bei Professor Walton wird nicht die geringsten Konsequenzen haben.«
    Nicholas lachte und schüttelte den Kopf. »Na gut, reden wir nicht mehr darüber. Was möchtest du heute Abend machen? Essen wir zu Hause, oder gehen wir aus?«
    »Warum gehen wir nicht in das kleine mexikanische Restaurant, von dem du mir erzählt hast?«
    »Gehen wir also in das mexikanische Restaurant«, sagte Nicholas und stieg aus. Er öffnete Elena die Wagentür und
hielt den Regenschirm über sie. Sie hakte sich bei ihm ein, und gemeinsam eilten sie zum Haus, in dem es nach alten Möbeln und Bienenwachs roch – Elena empfand diesen Geruch als recht angenehm.
    »Ich zünde ein Feuer im Kamin an«, sagte Nicholas, als er den Regenmantel aufhängte.
    »Und ich besorge uns was zu trinken. Einen Schluck zur Stärkung könnte ich jetzt gut vertragen.«
    Kurze Zeit später saßen sie vor dem Kamin, wärmten sich am Feuer, nippten an ihren Drinks und hörten das Prasseln des Regens an den Fensterscheiben.
    »Eigentlich habe ich gar keine Lust auszugehen«, sagte Elena plötzlich. »Wir haben es hier so gemütlich... Was hältst du davon, wenn wir uns hier was kochen?«
    »Ich habe nichts dagegen.« Nicholas lächelte. »Wenn was im Kühlschrank ist.« Er stellte sein Glas ab. »Ich gehe in die Küche und sehe nach.«
    Elena beobachtete den Tanz der Flammen, und schon nach wenigen Sekunden fielen ihr die Augen zu. Vielleicht wäre sie eingeschlafen, doch Nicholas rief sie in die Küche. »Komme!«, antwortete sie und gab nur ungern die wohlige Wärme des Wohnzimmers auf.
    »Wir sind gut ausgerüstet, wie du sehen kannst«, sagte Nicholas in der Küche. »Mrs. Portsman hat eingekauft. Was kochen wir?«
    Nach dem Essen kehrten sie ins Wohnzimmer zurück und tranken Kaffee vor dem Kamin. Die Sitzung war nicht mehr zur Sprache gekommen, aber sie hatten beide das Gefühl, dass Beatrices Präsenz im Raum schwebte, mit all den Fragen, die das Experiment aufgeworfen hatte. Elena hatte zwar erklärt, die ganze Sache
vergessen zu wollen, begriff aber, dass das nicht so leicht sein würde.
    »Hast du schon entschieden, wann du aufbrechen willst?«, fragte Nicholas und brach damit das Schweigen.
    »Morgen, wenn ich einen Flug bekomme.«
    »Das sollte eigentlich kein Problem sein«, erwiderte Nicholas. »Die Touristensaison ist längst zu Ende. Ich finde es schade, dass du mich verlässt. Ich habe begonnen, mich an dich zu gewöhnen.«
    »Ich habe hier einen sehr angenehmen Urlaub verbracht.«
    »Du kannst jederzeit zurückkommen. Hier bist du immer willkommen.«
    Elena stand auf. »Ich packe meine Sachen. Dann kann ich morgen den ersten Flug nach Rom nehmen.«
    Nicholas sah sie an. »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein danke.« Elena lächelte. »Ich komme schon allein zurecht. Bis morgen.«
    Nicholas winkte, wandte sich dann wieder dem Feuer zu und runzelte die Stirn. Elena schickte sich an, ihn zu verlassen, und er fand nicht den Mut, mit ihr zu reden. Den Fehler hatte er schon einmal gemacht, vor einer ganzen Weile, und er hatte sich geschworen, ihn nicht zu wiederholen. Doch genau das geschah jetzt. Er verlor Elena und diesmal vielleicht für immer.

Rom, 12. Oktober 2006
    Die Maschine war pünktlich gestartet, und um zwölf Uhr mittags landete sie auf dem Flughafen Fiumicino, wo die Sonne schien und Elena die angenehmen Temperaturen
des milden römischen Herbstes erwarteten. Nach der Kälte und dem Regen in Edinburgh war das eine willkommene Abwechslung.
    Nicholas hatte sie zum Flughafen gefahren und war anschließend schnell verschwunden, als hätte er es gar nicht abwarten können, sie loszuwerden. Elena fand sein Verhalten seltsam, aber Nick war immer ein bisschen sonderbar gewesen, und nach einer Weile hatte sie damit aufgehört, ihn analysieren zu wollen. In ihrem Leben hatte es genug falsche Männer gegeben, und dieser Sammlung wollte sie keinen weiteren hinzufügen.
    Jetzt war sie endlich daheim, in ihrem Penthouse im Stadtviertel Aventino. Mit einem Martini in der Hand saß sie auf dem großen pastellfarbenen Sofa und wartete darauf, dass das Pilzschnitzel im Backofen warm wurde. Ihre Haushälterin Teresa hatte wie immer an alles gedacht.
    Elenas Blick fiel auf das Foto ihrer Eltern, das diese bei einem Segelurlaub zeigte. Es stammte aus der Zeit kurz vor dem Flugzeugunglück, dem sie beide zum Opfer gefallen waren: Beide lächelten glücklich, waren voller Leben... Wie immer fühlte Elena, wie ihr das Herz schwer wurde, als sie

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