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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Kreuz byzantinischer Herkunft handelte, das der Reeder von einem jüdischen Händler erworben habe.
    Diese Nachricht erfüllte Arrigo mit neuer Hoffnung. Nachdem er mit vielen Händlern gesprochen und zahlreiche Läden besucht hatte, fand er schließlich das Geschäft eines gewissen Isaac Valmarano.
    Die Tür war offen. Arrigo zögerte auf der Schwelle
und ließ den Blick über die zahlreichen ausgestellten Gegenstände schweifen – viele von ihnen einzigartig -, die kaum genug Platz dafür ließen, sich zwischen ihnen zu bewegen. Schließlich trat er zum Verkaufstresen, an dem ganz plötzlich ein Mann erschien, der bis eben hinter Vasen, Statuen und Kerzenständern verborgen gewesen war.
    »Was kann ich für Euch tun, mein Herr?«, fragte er und musterte den Besucher neugierig.
    »Ich suche ein ganz besonderes Objekt«, sagte Arrigo. »Ein mit vielen Edelsteinen besetztes byzantinisches Kreuz. Ich weiß, dass Ihr oft mit solchen Dingen handelt, und ich wäre bereit, gut dafür zu bezahlen.«
    »Ich fürchte, da kommt Ihr zu spät«, erwiderte Isaac misstrauisch. »Vor einiger Zeit hatte ich ein Kleinod, wie Ihr es gerade beschrieben habt, aber es ist inzwischen verkauft.«
    »Glaubt Ihr, der Käufer wäre vielleicht bereit, es mir zu überlassen?«
    Der Händler schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Das Kreuz liegt ihm sehr am Herzen, und er hat nicht vor, sich davon zu trennen. Aber wenn es Euch interessiert... Ich habe einige Objekte, die ebenso schön und wertvoll sind. Ich zeige sie Euch gern, wenn Ihr wünscht.«
    »Vielen Dank, aber daran habe ich kein Interesse. Entschuldigt die Störung«, sagte Arrigo und ging.
    Enttäuscht und verzagt schritt er durch die kleine Gasse. Er war dem Ziel so nahe gewesen... Dies war vielleicht die schwerste Prüfung, die ihm Gott je auferlegt hatte. Seine Welt war ausgelöscht. Der Konstantin-Orden existierte nicht mehr, ebenso wenig das Byzantinische
Reich. All das, woran er geglaubt und wofür er gekämpft hatte, war zerstört. Das Kreuz wiederzufinden, war seine letzte Mission, aber ein hämisches Schicksal hinderte ihn daran, sie zum Abschluss zu bringen.Trotzdem durfte er sich nicht von seinem Schwur entbunden fühlen.
    Arrigo konnte seine einzige Verbindung mit der Vergangenheit nicht verleugnen.

5

Edinburgh, 11. Oktober 2006
    »Du hast gar nicht erwähnt, dass du wieder heimwillst«, sagte Nicholas, als sie zurückfuhren, und hielt den Blick dabei auf die Straße gerichtet. Das Licht der Straßenlampen spiegelte sich auf dem nassen Asphalt. Als der Wagen vor ihnen plötzlich stoppte, trat Nicholas auf die Bremse und fluchte.
    »Ich denke seit einigen Tagen darüber nach«, erwiderte Elena.
    »Wieso hast du es plötzlich so eilig?«
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Elena, als müsste sie sich verteidigen. »Es ist keine Flucht, um einer weiteren Hypnose zu entkommen. Es wird einfach nur Zeit, dass ich nach Hause zurückgehe, bevor mich mein Chef entlässt.«
    »Aber sicher...«
    »Im Ernst!«, sagte Elena mit Nachdruck und sah ihn an. »Glaubst du mir nicht?«
    »Nein, ich glaube dir nicht.Warum gibst du nicht zu, dass dich das, was geschehen ist, beunruhigt hat und dass dir der Mut fehlt, dich einer weiteren Erfahrung dieser Art zu stellen?«
    »Ich bin ein bisschen durcheinander, zugegeben, aber das hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun, nach Rom zurückzukehren. Ich hatte schon vor der Sitzung
beschlossen, den Urlaub zu beenden, und dabei bleibt es.«
    »Na schön, aber jetzt musst du auch zugeben, dass ich Recht hatte, als ich dir von der Hypnose abgeraten habe. Deine Erfahrung ist nicht so traumatisch gewesen wie meine, doch du wirst feststellen, dass du die Vergangenheit mit anderen Augen siehst.Vielleicht machst du dich schon bald auf die Suche nach Antworten.«
    »Ich habe nicht das geringste Interesse an Beatrice, und ebenso wenig an der Zeit, in der sie gelebt hat. Ich möchte das alles einfach nur vergessen.«
    »Du hast also nicht vor, dich an Waltons Kollegen in Rom zu wenden?«
    »Natürlich nicht. Da wir gerade dabei sind... Weißt du, was ich mache? Ich zerreiße die Visitenkarte.« Elena holte sie hervor und zerriss sie in kleine Stücke, die sie dann aus dem Fenster warf. »Zufrieden?«, fragte sie und sah Nicholas erneut an.
    »Du musst mir nichts beweisen«, sagte er, bog von der Hauptstraße ab und hielt kurz darauf vor seinem Haus.
    »Ich weiß, aber ich wollte dich beruhigen, da dir meine geistige Gesundheit sehr wichtig zu

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