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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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sauer sein, wenn er davon erfährt.«
    »Du brauchst dich nur ein wenig zu gedulden. Früher oder später kehrst du zum Schloss zurück und versuchst erneut, Zugang zum Archiv zu erhalten. Diesmal funktioniert der Plan, da bin ich sicher.«
    »Der Meister hat mir aufgetragen, am Morgen zu ihm zu kommen und Bericht zu erstatten. Ich muss ihm gehorchen. Wenn er beschließt, mich für meinen Fehler zu bestrafen, dann nehme ich die Strafe hin.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    »Nein. Er möchte, dass ich allein zu ihm komme.«
    »Dann warte ich hier auf deine Rückkehr.«
    »Kommt nicht infrage.Wir müssen weg und alle Spuren beseitigen.«
    »Na schön. Und wo warte ich auf dich?«
    »In der Hölle!«, zischte Stefano und schoss zweimal mit der Luger, die über einen Schalldämpfer verfügte.
    Er warf die Leiche in eine alte Zisterne und beseitigte
alle Spuren, die sie in dem verlassenen Bauernhaus hinterlassen hatten.
    Als er damit fertig war, verstaute er die Taschen im Wagen und fuhr weg.

Rom, 6. April 1216
    Rom war nicht nur der Ort der geistigen Erhebung, den sich Manfredi vorgestellt hatte. Sicher, es gab Pilger, die Läuterung von ihren Sünden suchten, außerdem Asketen und Heilige, aber es mangelte auch nicht an Räubern, Betrügern und Würfelspielern, die nur darauf warteten, Dummköpfen all ihr Geld abzunehmen. Die Tavernen machten den Basiliken, Heiligengräbern und Orten des Martyriums den Platz streitig, Diebe und Dirnen mischten sich unter die Gläubigen und Büßer. Rom war all das und noch viel mehr. Doch die Stadt hatte Manfredi nicht das gegeben, wonach er gesucht hatte.
    Gewiss war nur der Tod Lorenzo Angelieris. Manfredi hatte nicht herausfinden können, auf welche Weise er gestorben war. Manche behaupteten, er sei bei einem Streit erstochen worden. Andere erzählten, er sei bei der Flucht vom Pferd gefallen, nachdem er einem Händler den Geldbeutel gestohlen hatte. Wieder andere schworen, sie hätten gesehen, wie er neben dem Eingang einer Kirche bettelte und versuchte, mit Armen, übersät von Wundmalen, das Mitleid der Kirchgänger zu wecken. Letztendlich spielte es keine Rolle. Ohne Lorenzo konnte Manfredi nicht mehr hoffen, das Kreuz zu finden. In der Annahme, dass er es vielleicht verkauft hatte, um keinen Hunger leiden zu müssen, hatte Manfredi Händler
befragt und ihnen das Kreuz mit den Worten seines Vaters beschrieben. Schließlich war er dabei auf jemanden gestoßen, der sich vage daran erinnerte, ein solches Objekt erworben und dann wieder verkauft zu haben. Doch an den Namen des Käufers erinnerte er sich nicht. Es war so viele Jahre her …
    Ähnlich verhielt es sich mit den Männern der Kirche, an die er sich gewandt hatte. Niemand von ihnen konnte sich entsinnen, das Kreuz je gesehen zu haben. So freundlich sie sich auch gaben, Manfredi gewann den Eindruck, dass sie sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten widmen wollten und gar nicht daran interessiert waren, ihm zu helfen. Eine Enttäuschung folgte der nächsten.
    Eines Abends gab Manfredi auf seinem Strohlager den Tränen nach. Ich habe mir alle Mühe gegeben,Vater, dachte er. Ich bin entschlossen, den Schwur zu achten, aber Ihr müsst mir helfen. Helft mir, eine Spur des Kreuzes zu finden. Helft mir auf den richtigen Weg. Ich will nicht, dass meine Mutter und meine Schwester mit dem Schrecken leben müssen, einen verantwortungslosen Sohn und Bruder zu haben, der Hirngespinsten nachjagt. Oh Vater, warum seid Ihr nicht hier, um mir zu helfen?
    Manfredi weinte und betete, bis die Erschöpfung ihn einschlafen ließ.

Eine Villa bei Rom, 9. November 2006
    Stefano Monti betrat das Arbeitszimmer und zuckte fast zusammen, als er hörte, wie der Butler die Tür hinter ihm schloss. Er schritt durch den erleuchteten Bereich
über einen dicken Perserteppich und näherte sich dem Schreibtisch, hinter dem im Halbdunkel der Meister saß. Man konnte seine Silhouette erkennen, nicht aber sein Gesicht.
    »Erzähl mir, was neulich nachts geschehen ist«, fragte der Mann.
    Während der ganzen Reise hatte Stefano überlegt, wie er sein Versagen erklären sollte, und jetzt, da er vor dem Meister stand, fehlten ihm die Worte. Er zögerte einige Augenblicke, und dann fiel ihm nichts Besseres ein, als die ganze Schuld seinem Komplizen Manuel zu geben.
    Der Meister hörte stumm und reglos zu. Er reagierte nicht einmal, als Stefano sagte, dass er Manuel erschossen und seine Leiche in eine Zisterne geworfen habe. »Mir blieb keine Wahl, Meister«,

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