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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Finsternis verdichtete sich. Es war Nicholas ein Rätsel, wie Elena erkennen konnte, wohin sie fuhren. »Wo hast du gelernt, so mit einem Auto umzugehen?«, fragte er.
    »In der Wüste«, antwortete Elena. »Bist du jemals diagonal eine Düne runter? Macht Spaß, wenn man vermeiden kann, dass der Wagen umkippt.«
    »Jetzt fühle ich mich viel ruhiger«, sagte Nicholas voller Ironie.
    »Entspann dich.Wir sind fast da.«
    »Wo da?«
    »Gleich erreichen wir einen befahrbaren Weg und kurze Zeit später die Straße.«
    »Du scheinst zu wissen, wo es langgeht, und ich wäre dankbar, wenn du auch mich einweihen könntest. Wohin fahren wir?«

    Elena wartete, bis sie auf dem Weg waren, schaltete dann die Scheinwerfer ein, trat aufs Gas und sagte: »Im Handschuhfach liegt ein Telefon. Gibst du es mir bitte?«
    Nicholas tat es. »Wen willst du um diese Zeit anrufen?«
    »Einen Freund«, sagte Elena. Sie hatte überlegt und sich gefragt, wer ihnen helfen konnte. Ihr erster Gedanke galt Andrea, doch diese Möglichkeit schob sie sofort beiseite. Sie brauchte die Hilfe eines Mannes, der nicht zu viele Fragen stellte und in der Lage war, einen Notfall zu erkennen. Nein, Andrea hätte alles nur komplizierter gemacht.
    Sie wählte eine Nummer, und nach einer ganzen Weile meldete sich eine schläfrige Stimme. »Enzo? Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber es gibt da ein Problem. Es würde zu lange dauern, jetzt alles zu erklären. Sag mir nur, ob ich mich in deinem Haus am Meer einquartieren kann? Ja? Danke. Liegt der Schlüssel an der üblichen Stelle? Gut. Ich melde mich. Ciao.« Sie unterbrach die Verbindung und gab Nicholas das Telefon zurück. »Wir fahren zur Küste bei Tarquinia, dort hat Enzo ein Haus. Da sind wir sicher.«
    »Enzo? Ist das nicht dein Chef?«
    »Ja, der Direktor des archäologischen Instituts, für das ich arbeite.«
    »Quartierst du dich oft in seinem Haus am Meer ein?«
    »Ich bin lange nicht mehr da gewesen, aber es dürfte der einzige Ort sein, an dem die beiden Gauner nicht nach uns suchen.«
    »Auch du glaubst also nicht, dass es einfache Einbrecher waren?«

    »Nein. Ich schätze, sie wollten uns zwingen, ihnen unsere Entdeckungen bezüglich des Kreuzes von Byzanz preiszugeben.«
    »Vielleicht sollten wir die Polizei verständigen.«
    Elena antwortete erst, als sie den Wald verließen und vom Weg auf die Straße bogen. »Das haben die Angestellten wahrscheinlich schon gemacht. Der Alarm ging los, als wir uns mit dem Wagen aus dem Staub gemacht haben, und er dürfte alle geweckt haben.«
    »Bestimmt machen sich Marta und die anderen Sorgen, wenn sie uns nicht im Schloss finden.«
    »Wenn wir im Haus am Meer sind, rufe ich Marta an und erkläre ihr alles, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass sich die Situation auf diese Weise entwickelt!«
     
    Auf dem Hof vor dem Schloss standen zwei Streifenwagen. Überall brannte Licht, und mehrere Beamte waren damit beschäftigt, die von den mutmaßlichen Einbrechern hinterlassenen Spuren zu sichern. Drinnen nahmen der Kommissar und ein Kollege die Aussagen der Angestellten auf, die nach dem Zwischenfall und der Flucht von Elena und Nicholas ziemlich durcheinander waren. Guido Valente teilte ihre Betroffenheit. Die Ermittlungen in Bezug auf die Ermordung des Sekretärs kamen nicht voran. Der beschlagnahmte Computer war besser geschützt als Fort Knox: Dem mit der Untersuchung beauftragten Techniker war es nicht gelungen, auch nur eine einzige Datei zu öffnen. Und Valentes Versuch, mithilfe des Kennzeichens vom diplomatischen Korps des Vatikan den Halter des Wagens herauszufinden,
war ebenso erfolglos geblieben – er hatte sich vor einer Mauer aus Stahlbeton wiedergefunden. Jetzt stand er einem neuen Rätsel gegenüber: Zwei vermummte Männer hatten beim Versuch, sich Zugang zum Schloss zu verschaffen, die Alarmanlage ausgelöst, und Elena Brandanti und ihr schottischer Freund waren mit einem Geländewagen geflohen – aber wohin?

Rom, 12. Februar 1216
    Vor dem Schlafengehen hatte einer der Bediensteten vergessen, sich zu vergewissern, dass das Feuer in der Küche aus war. Ein Luftzug strich über die glühenden Kohlen, und neue Flammen entstanden. Funken stoben und trafen auf einige Lappen in der Nähe. Rauch stieg von ihnen auf, und dann brannten sie plötzlich. Das Feuer breitete sich schnell aus, fraß das Holz der Möbel und verwandelte die ganze Küche in ein flammendes Inferno. Dem Rest des Hauses stand das

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