Das Reliquiar
hatte nicht zu einem Erfolg geführt, aber das war noch lange kein Grund, die Suche aufzugeben.
Für niemanden aus ihrer Familie.
Polizeipräsidium von Sandriano, 11. November 2006
Auf dem Parkplatz des Präsidiums angekommen, atmete Valente tief durch und schlug dann mit der Faust auf die Motorhaube seines Wagens. Seine Ermittlungen sollten also ohne Ergebnis bleiben.Voller Abscheu stellte er sich vor, wie jene Leute mit einem Haufen Lügen versuchen würden, den Mord an Vannelli zu erklären …
Sein Handy klingelte. Er holte es hervor und brummte: »Valente.«
»Ich bin’s, Gilardi. Ich habe auf dich gewartet, dann aber gehört, dass du im Präsidium bist.«
»Ja.«
»Ich weiß nicht, ob eineVerbindung mit dem FallVannelli existiert, aber es wurde eine weitere Leiche gefunden, in einer alten Zisterne. Man hat den Toten geborgen, und er befindet sich jetzt im Leichenschauhaus. Bald soll eine Autopsie vorgenommen werden. Die Zisterne ist nicht sehr weit von dem Ort entfernt, an dem Vannelli tot aufgefunden wurde, und es gibt Reifenspuren in der Nähe. Vielleicht solltest du mit dem Gerichtsmediziner reden. Möglicherweise ergibt sich etwas, man weiß nie.«
Valente wollte darauf hinweisen, dass man ihm den Fall abgenommen hatte, aber dann überlegte er es sich anders. »Ja, danke, ich mache mich sofort auf den Weg. Haben die Untersuchungen bei Tarquinia etwas Neues ergeben?«
»Nein. Die Fingerabdrücke stammen zweifellos von den beiden gesuchten Personen, aber sie sind spurlos verschwunden. Das scheint auch für den Eigentümer des Hauses zu gelten, einen gewissen Enzo Lovati, den Leiter des archäologischen Instituts, für das Elena Brandanti arbeitet. Eine Hausangestellte hat ausgesagt, dass er im Ausland auf Reisen ist, aber mehr wusste sie nicht.«
»Na schön. Danke, Gilardi. Ich werde mich erkenntlich zeigen.«
»Ah, Valente, ciao. Ich schätze, du bist wegen des Toten aus der Zisterne hier. War nicht schwer zu erraten … Derzeit ist es hier die einzige Leiche.« Wie üblich hielt sich der Gerichtsmediziner Marco Fantini nicht mit leeren Worten auf. Es war gerade seine Direktheit, die ihn dem Kommissar sympathisch machte.
»Was Interessantes gefunden, Doktor?«, fragte er.
»Kommt darauf an, was du suchst, Kommissar.« Fantini wandte Valente das sommersprossige Gesicht zu und sah ihn aus seinen grünen Augen an. »Ich wusste gar nicht, dass du auch für diesen Fall zuständig bist.«
»Es ist gar nicht meiner, aber es könnte eine Verbindung mit dem Verbrechen geben, bei dem ich ermittle. Todesursache?«
»Ein Schuss ins Herz, aus nächster Nähe. Das Projektil hat das Herz durchschlagen und ist in der Lunge stecken
geblieben. Der Mann war sofort tot. Anschließend hat der Mörder die Leiche in die Zisterne geworfen, wo sie mindestens drei Tage gelegen hat, vielleicht sogar vier, nach dem Zustand des Gewebes und der inneren Organe zu urteilen.«
»Was für eine Waffe wurde verwendet?«
»Eine Pistole Kaliber.38 mit Schalldämpfer. Ich habe das Projektil eben aus dem Körper herausgeholt. Wenn du es dir ansehen willst...«
»Hast du es mit dem verglichen, das Saverio Vannelli getötet hat?«
»Nein. Aber auch Vannelli wurde mit einer 38er erschossen. Das hältst du nicht für einen Zufall, oder?«
»Keine Ahnung. Ich wäre dir dankbar, wenn du die beiden Projektile vergleichen könntest. Wenn sich herausstellt, dass sie aus der gleichen Waffe stammen... Es würde bedeuten, dass die beiden Morde miteinander in Verbindung stehen und vielleicht vom gleichen Täter begangen wurden.«
»Eine interessante Hypothese.Aber welcheVerbindung gab es zwischen den Opfern?«
»Das muss ich noch herausfinden. Es wäre sicher nützlich zu wissen, wer dieser Bursche war. Hatte er Ausweispapiere bei sich?«
»Nein.Wer auch immer ihn erschossen hat: Er wollte nicht, dass man ihn identifiziert. Ein Kollege von dir hat seine Fingerabdrücke genommen.Wenn er in der Kartei ist, sollten wir seinen Namen also bald kennen.«
»Ruf mich auf dem Handy an, wenn du die Projektile verglichen hast. Und erzähl sonst niemandem etwas davon.«
Der Gerichtsmediziner musterte Valente. »Was ist los, Kommissar?«
»Nichts. Ich bitte dich nur um Diskretion, Doktor.«
»Na schön. Aber wenn du da irgendwas ausheckst … Bitte lass mich aus dem Spiel.«
Valente gab sich völlig unschuldig. »Glaubst du, ich wäre zu etwas imstande, was dir schaden könnte?«
»Ich glaube, du bist imstande, dich in Schwierigkeiten
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