Das Rennen zum Mars
Expeditionen und Preisen, wenn es im Endeffekt darauf hinausläuft.«
Sie wunderte sich über seine Erregung. Vielleicht war es auch ansteckend. Zeit für die nächste Sitzung mit Erika.
»Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Fürs erste müssen wir uns wohl damit abfinden.« Er streckte sich. »Ich geh zurück zu meinen Bohnen. Viel Spaß mit den Shrimps.«
Freudig stürzte sie sich wieder in die Arbeit. Draußen strich der Wind leise pfeifend um die Kunststoffwände. Die Windgeräusche waren auch ein Grund, weshalb Julia sich so gern im Gewächshaus aufhielt. Der Schall trug ohnehin nicht weit in der dünnen Mars-Atmosphäre, und das Habitat war so gut isoliert, daß praktisch kein Geräusch von der Außenwelt durchkam.
Sie wußte nur zu gut, daß das wahrscheinlich die einzige Probe war, die sie zu nehmen vermochte. Und sie mußte noch viele Tests durchführen. Natürlich würde jeder Biologe auf der Erde eine Probe haben wollen. Sie beschloß, Ableger zu ziehen. Schließlich züchten wir hier auch irdisches Gemüse …
Nach einiger Überlegung entschied sie sich für eine Variante der Standard-Treibhausnebelkammer. Auf der Erde dienten sie dazu, Ableger zur Ausbildung von Wurzeln anzuregen. Sie hoffte, hier würde es das Wachstum der Matte stimulieren. Wenn sie Licht, Wärme und Wasser mag, soll sie’s kriegen.
Sie stellte die Kammer direkt neben der Außenwand des Gewächshauses auf, weil dort günstigere Lichtverhältnisse herrschten. Ein flaches Blech mit neutralisiertem Marsboden diente als Substrat. Sie befürchtete nämlich, die Peroxide würden selbst einheimischem Leben den Garaus machen. Im Anschluß daran installierte sie ein Sprinklersystem und mixte ein wäßriges Gebräu aus anorganischen Elementen, das auf die Ableger hinabregnen würde. Keine Ahnung,woraus sie Energie gewinnt – auf der Erde gibt es Organismen, die sich an Schwefel laben, und eine Art ernährt sich sogar von Mangan.
Also serviere ich ihr einen Metall-Cocktail, aus dem sie sich dann die besten Stücke rauspicken soll. Sie dichtete die Kammer mit Isolierband hermetisch ab und pumpte über einen Wechsel von der Handschuhkasten-Zuleitung Mars-Luft hinein.
»Gut, ich bin fertig.« Marcs Worte rissen sie aus den Gedanken.
Julia wurde sich bewußt, daß sie völlig in der Arbeit aufgegangen war.
»Ist es schon soweit? Was gibt’s zum Abendessen?«
»Gewächshaus-Überraschung.« Er hielt einen Beutel mit Gemüse hoch. »Mir ist so gulaschig zumute heute abend.«
»Mmmm. Ich räume hier nur noch auf, und dann komme ich nach.
Ich versuche, die Matte unter optimalen Bedingungen zu kultivieren. Wäre doch ein bißchen dürftig, wenn wir nur konservierte Proben mitbringen.«
»Sollte nicht allzu schwierig sein. Bewahre sie unter Sauerstoffabschluß in einem kalten und dunklen Behälter auf.«
»Ja«, sagte sie abwesend. »Ich würde zu gern wissen, was die schwimmenden Entitäten dazu bewegt, sich aus der Matte herauszulösen. Ich habe aber keine Ahnung, wieso es sich bei ihnen überhaupt um bewegliche Lebensformen handelt.«
»Genau. Wo sollten sie auch hin?«
»Sie schwimmen – das deutet auf Wasser hin. Seen, Flüsse, Meere.
Glaubst du, es gibt weiter unten in der Fumarole flüssiges Wasser?«
Er zuckte die Achseln. »Warm genug wäre es jedenfalls dafür.«
»Hilft mir auch nicht weiter. Ich habe während des Abstiegs etliche Proben genommen und festgestellt, daß die Konzentration der schwimmenden Entitäten in der Matte im oberen Abschnitt der Fumarole am höchsten ist.«
»Wie ist das möglich?«
»Ich habe eine verrückte Idee. Ich habe die Bedingungen in den Petrischalen variiert. Man gebe Wasser hinzu, und ein paar von ihnen kommen zum Vorschein. Man erwärme die Schale, und mehr kommen hervor. Doch wenn man noch Licht hinzufügt, strömen sie heraus. Wasser, Wärme, Licht … was folgern wir aus dieser Kombination?«
»Aha … gute Zeiten auf der Oberfläche?«
»Ja. Deine warmen und feuchten Perioden. Vielleicht sind die beweglichen Lebensformen Samen oder Kundschafter. Bei Ausgasungen werden Stücke von der Matte abgerissen und aus der Fumarole geblasen. Wenn die Bedingungen auf der Oberfläche sich verbessern, landen die Fetzen in einer Pfütze oder einem See. Die beweglichen Entitäten platzen heraus und bilden Kolonien.«
»Genial. Das gefällt mir«, sagte Marc. Er ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken.
»Mein Problem sind aber die Zyklen. Was glaubst du, wie oft das schon
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